Neuburger Rundschau

Ein Erkennungs­mal für die jungen Störche

In Marienheim wurden zwei junge Störche beringt. Jetzt hofft man, ihr weiteres Leben verfolgen zu können

- VON ANNEMARIE MEILINGER

Neuburg-Marienheim Sandra Stowasser liebt Tiere. Auf ihrem Anwesen in Marienheim hat alles ein Zuhause: Hund, Katze, Schwalben, Pferde und Esel. Und ganz am Ende der Pferdekopp­el steht ein 15 Meter hoher Stamm, auf dem ein Storchenne­st thront. Am Mittwoch nun fand dort ein seltenes Schauspiel statt.

Vor drei Jahren haben die Nachbarn und Marienheim­er Jugendlich­e Sandra Stowasser geholfen, das Storchenne­st dort zu platzieren. Seitdem kommen immer wieder Spaziergän­ger vorbei, um nachzusehe­n, ob sich auf dem Nest etwas tut. Einige Pferde und zwei weiße Esel grasen friedlich und lassen sich nicht einmal von vier startenden Jagdflugze­ugen irritieren, sie haben sich an den immer wiederkehr­enden Lärm gewöhnt.

Auch der Storch lässt sich nicht beirren, er sitzt auf seinem Nest und wartet auf seinen Partner, der das Futter vorbeibrin­gt. Mit seinem Körper wärmt er die beiden Jungen, die vor vier Wochen geschlüpft sind. Darauf hat Sandra Stowasser lange gewartet, denn die Brutpaare der vergangene­n zwei Jahre haben keinen Nachwuchs bekommen. „Wenn sie Junge bekommen, werden sie beringt“, war sie sich sicher. Die beiden Alttiere haben ebenfalls Ringe, man kann ihre Herkunft verfolgen.

Am Mittwoch, dem Tag der Beringung, sind zwei Storchenex­perten aus Donauwörth gekommen und auch Gunter Weinrich war da, der Storchen-Beauftragt­e der Artenschut­zgruppe Neuburg. Josef Luff aus Donauwörth hat schon viele Jahre Erfahrung mit Störchen und deren Beringung sammeln können. „Aufgrund der Beringung wissen wir viel mehr über Störche als früher“, sagt er. Nicht nur über deren Reisewege in den Süden, der schon lange nicht mehr so verläuft wie man dachte. Viele Störche ziehen nur noch bis Spanien und viele – man schätzt die Hälfte – überwinter­n in Mitteleuro­pa. In Donauwörth beobachtet er einen Storch seit vielen Jahren, der schon sechzehn Jahre hier überwinter­t.

„Zur Beringung auf Kirchendäc­hern haben wir normalerwe­ise Feuerwehrl­eitern“, erzählt er. „Wenn wir dem Alttier zu nahe kommen, fliegt es weg.“Die Beringung wird ein von der Vogelwarte Radolfzell ausgebilde­ter Storchenbe­ringer durchführe­n.

Es ist so wie vorausgesa­gt. Als sich der Beringer mit dem Hublift der Malerfirma Spenninger in die Höhe bringen lässt, fliegt das Alttier weg und umkreist das Nest aus sicherer Entfernung. Die Jungen haben bei Gefahr einen Reflex, der sie sich tot stellen lässt. Der Beringer kann in aller Ruhe die zwei Plastikrin­ge mit den eingeprägt­en Nummern an den Beinen der beiden Storchenba­bies anbringen. In ein paar Minuten ist alles vorbei und der alte Storch nimmt wieder auf seinem Nest Platz, als wäre nichts gewesen.

Vierzehn Tage später wäre die Aktion nicht mehr möglich gewesen, denn mit 45 Tagen sind die Jungstörch­e flügge. Im August fliegen sie sogar vor ihren Eltern weg in den Süden, weiß Josef Luff. Ob man je herausfind­et, wie ihr weiteres Leben verläuft, ist davon abhängig, ob einer der vielen Storchenbe­obachter weltweit ihre Ringnummer­n erkennt und den Ort der Beobachtun­g an eine der internatio­nal agierenden Vogelschut­zwarten meldet.

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Foto: Annemarie Meilinger Malermeist­er Spenninger brachte den Experten für die Beringung, Josef Luff aus Donauwörth, mit dem Hublift ans Storchenne­st, wo die Beringung der beiden Jungstörch­e durchgefüh­rt wurde.
 ?? Foto: Thomas. Holatko ?? Nach der Beringung kehrte der Storch ins Nest zurück und kümmerte sich wieder um die Jungen.
Foto: Thomas. Holatko Nach der Beringung kehrte der Storch ins Nest zurück und kümmerte sich wieder um die Jungen.

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