Neuburger Rundschau

Inspiriert von der Musik und den Menschen

Bewegender Abschied von Josef Götzenberg­er in Walda. Mit elf Jahren spielte er bereits Orgel. Pfarrer Thomas Brom und Oberbürger­meister Bernhard Gmehling trauern um einen persönlich­en Freund

- VON WINFRIED REIN

Walda/Neuburg Die Beerdigung war kleiner als gedacht, aber voller großer Emotionen. Familie, Freunde und Wegbegleit­er nahmen im kleinen Ort Walda Abschied von Josef Götzenberg­er. Der 60-jährige Kirchenmus­iker und Stadtrat war vor zwei Wochen nach einer Infektion mit Covid-19 im Klinikum Großhadern gestorben. Er war Transplant­ationspati­ent gewesen, „in ihm schlugen zwei große Herzen“, sagte Dekan Werner Dippel.

Stadträte, Oberbürger­meister Bernhard Gmehling und seine beiden Stellvertr­eter waren in die geräumige Kirche „Maria Immaculata“nach Walda gekommen - ein Beleg dafür, wie verwurzelt Josef Götzenberg­er mit der Stadt Neuburg gewesen war. Seine Ruhestätte und Beerdigung - von ihm selbst bis ins Detail festgeschr­ieben - wollte er in der Heimaterde, im Geburtsort Walda haben.

So ganz exakt könne man seine Regie in der Zeit der Coronakris­e nicht umsetzen, so Pfarrer Werner Dippel, „aber ich hoffe schon, dass der Josef mit uns zufrieden ist.“Der Dekan zelebriert­e den Trauergott­esdienst zusammen mit den Geistliche­n Vinson Nirappel (Ehekirchen), Serge Senzedi (Oberhausen), Thomas Brom (Babenhause­n), Herbert Kohler (Neuburg) und Ruhestands­pfarrer Vitus Wengert.

Wie intensiv wäre die Musik zum Requiem für den Kirchenmus­iker in normalen Zeiten ausgefalle­n? In Walda sangen vier junge Mitglieder von „Leuchtfeue­r“für ihren früheren Spiritus rector und ihr „Bis wir uns wiedersehe­n, halte Gott dich fest in seiner Hand“ging genauso zu Herzen wie das abschließe­nde „Salve Regina“von Organist Florian Krammel.

Überaus emotional, herzlich und offen charakteri­sierte Pfarrer Thomas Brom seinen Freund Josef Götzenberg­er. Er erzählte von einem beseelten Kirchenmus­iker, der mit seiner Begeisteru­ng andere anstecken konnte und seine Leidenscha­ft gelebt hat. Die Orgel, die das Lied Gottes und damit auch das eigene Leben erkennen lasse, hatte Josef Götzenberg­er schon mit elf Jahren in der Kirche zu Walda ausprobier­t, mit 15 in Buch bereits im Gottesdien­st gespielt und nach seinem Studium im Leopold-Mozart-Konservato­rium Augsburg zur Vollendung gebracht. „Er hat wirklich alle Register ziehen können“, so Thomas Brom, „und ich frage mich, welche Orgel im Dekanat hat er nicht gespielt?“

Der langjährig­e Pfarrer von Ehekirchen erwähnte aber auch, dass Josef Götzenberg­er „kein Heiliger“gewesen sei, Hartnäckig­keit, Ecken und Kanten gehabt habe. Als barocker und politische­r Mensch habe er das Spektrum ausgereizt, aber nie seinen tiefen Glauben und seine Toleranz anderen gegenüber verloren. Dass Josef Götzenberg­er andere Menschen positiv beeinfluss­t und nach vorne gebracht habe, beschreibt Pfarrer Thomas Brom mit seinem eigenen Lebenslauf. Schließlic­h sei er schon Ministrant beim Josef gewesen „und ich wäre ohne ihn nicht der, der ich bin.“

Oberbürger­meister Bernhard Gmehling verabschie­dete sich von einem persönlich­en Freund und von „einem echten Freund der Stadt

Neuburg“. Das Prädikat Kulturstad­t habe Josef Götzenberg­er wie kaum ein anderer ausgefüllt, er sei stets eine Bereicheru­ng für den Stadtrat gewesen „und hat sich auf beeindruck­end vielfältig­e Weise für andere eingesetzt.“

MdL Matthias Enghuber skizzierte einen politische­n Menschen, mit Überzeugun­g in der CSU und mit einem Faible für die faire Auseinande­rsetzung. Warum musste ausgerechn­et den Optimisten und

Kämpfer, dem ein zweites Leben geschenkt worden war, die Virusinfek­tion treffen, fragte der OB. Antworten darauf gibt es nicht.

Beim letzten Gang auf dem Waldaer Friedhof segnete Pfarrer Herbert Kohler Kreuz und Grab mit dem Hinweis, dass Josef Götzenberg­er nicht in einem dunklen Loch verschwind­e, sondern das Licht eines neuen Lebens erwarte. Deshalb wollte er auch keine Trauerfeie­r sondern eine Auferstehu­ngsfeier.

 ?? Fotos: Winfried Rein ?? Sechs Geistliche hielten das Requiem für Josef Götzenberg­er in Walda, hier erteilt Pfarrer Werner Dippel den Segen.
Fotos: Winfried Rein Sechs Geistliche hielten das Requiem für Josef Götzenberg­er in Walda, hier erteilt Pfarrer Werner Dippel den Segen.
 ??  ?? Oberbürger­meister Bernhard Gmehling (rechts) am Grab von Josef Götzenberg­er.
Oberbürger­meister Bernhard Gmehling (rechts) am Grab von Josef Götzenberg­er.
 ??  ?? Eine kleine Gruppe von „Leuchtfeue­r“sang für den Verstorben­en in der Kirche Maria Immaculata.
Eine kleine Gruppe von „Leuchtfeue­r“sang für den Verstorben­en in der Kirche Maria Immaculata.
 ??  ?? Stadtpfarr­er Herbert Kohler sprach am Grab des Verstorben­en.
Stadtpfarr­er Herbert Kohler sprach am Grab des Verstorben­en.

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