Daheim pfui, auswärts hui
Durch den 1:0-Erfolg am Mittwochabend beim Chemnitzer FC hält der FC Ingolstadt weiter Kontakt zu den Aufstiegsplätzen. Kurioses Sieg-Tor von Kutschke. Warum die Schanzer bis in die Nachspielzeit zittern müssen
Chemnitz/Ingolstadt Auswärts hui, daheim pfui: Auf diese einfache Formel lässt sich der Re-Start des FC Ingolstadt 04 in der 3. Liga bringen. Während die Schützlinge des neuen (und alten) Trainers Tomas Oral aus ihren beiden Heimpartien gegen den FC Bayern München 2 (1:2) und die SG Sonnenhof Großaspach (1:1) nur einen mickrigen Zähler holten, hielten sie sich in der Fremde bislang schadlos. Dem 2:1-Erfolg bei der SpVgg Unterhaching ließen die Schanzer am Mittwochabend beim Abstiegskandidaten Chemnitzer FC einen 1:0-Sieg folgen, mit dem sie Anschluss an die Aufstiegsplätze hielten.
„Wir haben heute eine andere Bereitschaft wie beim vorangegangenen Heimspiel gegen Großaspach an den Tag gelegt. Diesmal haben Kampf und Mentalität gestimmt“, resümierte Kapitän und Sieg-Torschütze Stefan Kutschke, dem die Erleichterung nach dem Schlusspfiff deutlich anzumerken war. Und das aus gutem Grund, schließlich musste der Zweitliga-Absteiger quasi aus „Eigen-Verschulden“bis in die fünfminütige Nachspielzeit hinein zittern, ehe dieser wichtige „Dreier“letztlich unter Dach und Fach war. „Unser Hauptmanko war sicherlich die schlechte Chancenverwertung“, meinte auch Kutschke. „Wir müssen einfach das 2:0 und 3:0 machen, dann ist diese Partie entschieden und wir brauchen am Ende nicht mehr um den Sieg bangen.“
Im Vergleich zum 1:1-Remis gegen Großaspach hatte Ingolstadt Coach Tomas Oral seine Anfangsformation auf zwei Positionen verändert. Für Peter Kurzweg und Maximilian Wolfram rutschten Nico Antonitsch und Marcel Gaus ins Team. Dies hatte unter anderem zur Folge, dass der etatmäßige Innenverteidiger Björn Paulsen auf die rechte defensive Außenbahn rückte, während sich Gaus in der Offensive austoben durfte. Zumindest in der Defensive ging diese Umstellung durchaus auf. So musste FCISchlussmann Fabijan Buntic erst in der 59. Minute (!) zum ersten Mal eingreifen, um einen möglichen Gegentreffer zu verhindern. Nachdem Rafael Garcia eine Flanke über den „Schlappen“gerutscht war und plötzlich zum Torschuss mutierte, reagierte Buntic glänzend.
Zu diesem Zeitpunkt lagen die Gäste, die zweifelsohne die etwas bessere Spielanlage als die doch arg limitierten Chemnitzer aufwiesen, bereits längst in Front. Nach einem Einwurf für den CFC in der eigenen Hälfte schoss Niklas Hoheneder den anlaufenden Filip Bilbija fast schon dilettantisch an. Vom FCI-Youngster prallte der Ball in Richtung Kutschke, der sich diese Chance aus kurzer Distanz nicht nehmen ließ – 1:0 (22.)! Dass ausgerechnet Bilbija der (glückliche) Wegbereiter dieses Treffers war, überraschte freilich nicht. Schließlich war der 20-Jährige bis dahin schon der auffälligste
Akteur auf dem Rasen. Nach Eckert Ayensas Hereingabe kam Bilbija nur um wenige Zentimeter zu spät (9.), ehe er nur zwei Zeigerumdrehungen später aus spitzem Winkel noch den Pfosten anvisiert hatte.
Auch wenn die Hausherren weitestgehend harmlos blieben, wären sie in der 35. Minute beinahe zum Ausgleich gekommen. Nach einer Flanke in den Ingolstädter Strafraum zog Antonitsch seinen Gegenspieler Tarsis Bonga (Bruder des deutschen NBA-Spielers Isaac Bonga) mit beiden Händen zu Boden.
Doch die Pfeife von Schiedsrichter Jonas Weikenmeier blieb – zum Glück für die Oberbayern – in dieser Szene stumm.
Dass die Hausherren schließlich bis zum Schlusspfiff zumindest auf einen Zähler hoffen durften, hatten sie in erster Linie dem FC Ingolstadt und dessen Fahrlässigkeit in Sachen Chancenverwertung zu verdanken. Entweder wurden die sich bietenden Konter-Gelegenheiten völlig unzureichend zu Ende gespielt oder selbst beste Einschuss-Möglichkeiten leichtfertig vergeben. Ob Robin Krauße, dessen 12-Meter-Schuss von Sören Reddemann fast schon tollkühn per Kopf auf der Linie geklärt wurde (58.), Stefan Kutschke (60.) oder der eingewechselte Canigga Elva, der freistehend an CFCKeeper Jakub Jakubov scheiterte (71.) – sie alle ließen den „Matchball“liegen. Erst nach geschlagenen 95 Minuten war der dreifache Punktgewinn dann endgültig eingetütet.
Positiv aus Ingolstädter Sicht: Bereits am kommenden Samstag (14 Uhr) dürfen die Schanzer erneut auswärts ran – und zwar beim SC Preußen Münster, der sich – ebenso wie der Chemnitzer FC – im Abstiegskampf befindet. Einziger Wermutstropfen: Neben Frederic Ananou (wurde in der 33. Minute verletzt ausgewechselt) muss Trainer Oral noch auf die gelb-gesperrten Maximilian Thalhammer und Marcel Gaus verzichten.
Chemnitzer FC: J. Jakubov – Milde (62. Itter), Hoheneder, Reddemann, Sirigu – Garcia, Tallig (80. Sturm), Mat. Langer, Tuma (70. Tob. Müller) – Bonga, Hosiner. FC Ingolstadt 04: Buntic – Paulsen, Antonitsch, T. Schröck, Ananou (33. Heinloth) – Bilbija, Krauße, Thalhammer, Gaus – D. Eckert (83. Kaya), Kutschke (65. Elva). Tor: 0:1 Kutschke (22.). – Schiedsrichter: Jonas Weickenmeier (Frankfurt/M.). – Zuschauer: 0.