Neuburger Rundschau

Steuerausf­älle reißen Lücken bei den Finanzen

Wegen der Corona-Pandemie und den damit verbundene­n Beschränku­ngen entgehen den Kommunen Gewerbeste­uereinnahm­en in Millionenh­öhe. Wie Neuburg und Schrobenha­usen darauf reagieren

- VON ELENA WINTERHALT­ER

Neuburg/Schrobenha­usen Während in den Wochen von Ausgangsbe­schränkung­en und Shutdown die wenigsten eine Prognose wagten, welche Auswirkung­en die CoronaPand­emie langfristi­g auf unser Leben und somit auch auf die Wirtschaft haben wird, werden nun die ersten erhebliche­n Lücken im Haushalt der Kommunen sichtbar.

Besonders hart treffen die Städte und Gemeinden die massiven Einbußen bei der Gewerbe- und Einkommens­steuer sowie der Umsatzsteu­er. In Neuburg fehlen laut Kämmerer Markus Häckl rund drei Millionen Euro an Gewerbeste­uereinnahm­en. Aktuell noch schwer abzuschätz­en sind die Verluste bei der Einkommens­steuer. Darüber könne man erst Ende Juli erste Aussagen treffen. Klar ist, dieses Geld fehlt. Zwar betont Oberbürger­meister Bernhard Gmehling, dass für die Stadt Neuburg die Liquidität immer gegeben war. Das bedeutet, Löhne, fortlaufen­de Kosten wie Mietzahlun­gen, Zuzahlunge­n und laufende Baustellen sind nicht in Gefahr. Allerdings müssen wohl einige Projekte verschoben werden. „Die Dorferneue­rung in Joshofen und die Sanierung des Altstadtbe­rges sind wohl heuer nicht mehr drin“, schätzt Gmehling.

Auch für das kommende Jahr 2021 vermutet Häckl keine erhebliche Erholung der Wirtschaft. „Die Auswirkung­en der Krise sind vermutlich mindestens die nächsten zwei Jahre spürbar.“Er sieht auch für das Jahr 2021 Ausfälle bei den Gewerbeste­uereinnahm­en. „Vieles läuft immer noch auf Sparflamme. Die Wenigsten haben gute Geschäfte gemacht. Und das wirkt sich nächstes Jahr auf die Gewerbeste­uer aus.“2020 zehre man noch von den wirtschaft­lich starken Vorjahren.

„Sollten die Steuereinn­ahmen

einbrechen“, sagt Häckl, „müssen wir im Herbst reagieren und im schlimmste­n Fall kommt dann der Nachtragsh­aushalt.“

Schrobenha­usen ist bereits an diesem Punkt angelangt. Bürgermeis­ter Harald Reisner verkündete vergangene Woche Freitag eine Haushaltss­perre. Das bedeutet, alle Ausgaben aus dem Vermögensh­aushalt müssen, unabhängig von der Höhe des Betrags, genehmigt werden. „Mietzahlun­gen, Löhne und laufende Kosten sind davon freigestel­lt und werden natürlich weiterhin bezahlt“, sagt Reisner. Auch auf laufende Projekte wie die Sanierung des Rathauses und der Innenstadt in

Schrobenha­usen habe die Haushaltss­perre keinen Einfluss.

Manfred Haiplik, Kämmerer der Stadt Schrobenha­usen, hat in den kommenden Wochen die schwierige Aufgabe, den Nachtragsh­aushalt zu ermitteln. Konkret bedeutet das, zu ermitteln, wo sich Kosten einsparen lassen. Die laufenden Ausgaben sollen zurückgefa­hren werden und dann schaue man sich die geplanten Investitio­nen an, so Reisner. Die Verluste der Gewerbeste­uereinnahm­en in Schrobenha­usen belaufen sich laut Angaben Reisners aktuell auf rund sechs Millionen Euro. Hinzu kommen geschätzte zwei Millionen, die im Bereich der Einkomweit­er mens- und Umsatzsteu­er wegbrechen. „Wir haben glückliche­rweise Rücklagen“, sagt Reisner. „Trotzdem müssen wir den Haushalt auf neue Füße stellen.“Wenn alles läuft wie geplant, will die Stadt im Juli den Nachtragsh­aushalt verabschie­den. „Natürlich ist diese Situation kein Aushängesc­hild für eine Stadt, aber wir müssen der besonderen Situation Rechnung tragen.“

Zuletzt hatte Schrobenha­usen in der Finanzkris­e 2009 eine Haushaltss­perre verhängt. Eine zusätzlich­e Belastung der Kommunen sieht Reisner durch einen Punkt im jüngst von der Bundesregi­erung verabschie­deten Konjunktur­paket.

Um Unternehme­n zu entlasten, haben diese die Möglichkei­t, Verluste steuerlich mit dem Gewinn des Vorjahres zu verrechnen. Der steuerlich­e Verlustrüc­ktrag wird für 2020 und 2021 erweitert. Außerdem kann der Rücktrag schon in der Steuererkl­ärung für 2019 nutzbar gemacht werden. Konkret bedeutet das für die Kommunen, dass unter Umständen Geld aus dem Topf der Gewerbeste­uer-Vorauszahl­ungen zurückgeza­hlt werden muss. Diese Gelder wurden aber teilweise bereits ausgegeben. Trotz all dieser Aufgaben, schaut Reisner positiv in die Zukunft. „Wichtig ist, dass wir jetzt vernünftig agieren.“

 ?? Foto: Monika Skolimowsk­a/dpa ?? Die coronabedi­ngten Ausfälle bei Gewerbe- und Einkommens­steuer treffen die Kommunen hart. Wegen der besonderen Situation müssen einige geplante Projekte und Investitio­nen verschoben werden.
Foto: Monika Skolimowsk­a/dpa Die coronabedi­ngten Ausfälle bei Gewerbe- und Einkommens­steuer treffen die Kommunen hart. Wegen der besonderen Situation müssen einige geplante Projekte und Investitio­nen verschoben werden.

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