Das Schöne sehen
Es ist schon seltsam, jetzt nachdem sich die Kontaktbegrenzungen wegen Corona zunehmend lockern. Man dürfte wieder ins Ausland fahren, man darf Familie und Freunde sehen. Man darf wieder ins Schwimmbad und ins Fitnessstudio. Und die Neuinfektionszahlen sinken trotz der Lockerungen. Eigentlich könnten wir jetzt aufatmen und vorsichtig sagen: Wir haben die Krise erstmal überstanden! Aber wie schon gesagt: Es ist seltsam, anstatt sich darüber zu freuen, stehen jetzt die Kritiker auf der Matte und demonstrieren über Beschneidungen der persönlichen Freiheit.
Können wir noch zufrieden sein? Können wir uns freuen über das, was wir haben? Und damit meine ich jetzt nicht unbedingt den materiellen Wohlstand, sondern andere Werte: Das wir eine Arbeit haben und unser Geld verdienen, dass wir eine Familie und Freunde haben, die zu einem stehen; ein Hobby, das uns erfüllt. Einen Garten, den wir mit Freude gestalten können, oder über das Fahrrad, mit dem ich die Donau entlang radeln kann.
Es gibt so viel Schönes um mich herum, ich muss es nur sehen.
Stattdessen sehen wir eher das, was uns stört, was wir noch nicht haben und wo wir uns ungerecht behandelt fühlen. Warum ist das so?
Nach dem Pfingsterlebnis haben sich Jüngerinnen und Jünger in Jerusalem zu einer Lebensgemeinschaft zusammengetan. Die sogenannte „Urgemeinde“. Sie teilten alles untereinander, heißt es da in der Apostelgeschichte, sie blieben ständig beisammen, feierten das Mahl des Herrn und beteten zusammen.
Das waren die Anfänge der christlichen Gemeinde, und dieser Bericht weckt Sehnsucht in mir, es möge doch auch heute unter uns so sein. Das geht auch nur, wenn man eher sieht, was uns verbindet, als das, was uns trennt.
Gott sei Dank flackert diese Urgemeinde auch heute noch immer wieder auf. Wenn man sich einander uneigennützig hilft, füreinander da ist und für die anderen betet.
Ja, ich weiß: Wir leben in keiner heilen Welt. Aber es gibt trotzdem vieles, worüber wir uns freuen und zufrieden sein können. Schauen Sie doch lieber darauf – und freuen Sie sich!