Neuburger Rundschau

Das Schöne sehen

- PFARRERIN CORNELIA DÖLFEL redaktion@neuburger-rundschau.de

Es ist schon seltsam, jetzt nachdem sich die Kontaktbeg­renzungen wegen Corona zunehmend lockern. Man dürfte wieder ins Ausland fahren, man darf Familie und Freunde sehen. Man darf wieder ins Schwimmbad und ins Fitnessstu­dio. Und die Neuinfekti­onszahlen sinken trotz der Lockerunge­n. Eigentlich könnten wir jetzt aufatmen und vorsichtig sagen: Wir haben die Krise erstmal überstande­n! Aber wie schon gesagt: Es ist seltsam, anstatt sich darüber zu freuen, stehen jetzt die Kritiker auf der Matte und demonstrie­ren über Beschneidu­ngen der persönlich­en Freiheit.

Können wir noch zufrieden sein? Können wir uns freuen über das, was wir haben? Und damit meine ich jetzt nicht unbedingt den materielle­n Wohlstand, sondern andere Werte: Das wir eine Arbeit haben und unser Geld verdienen, dass wir eine Familie und Freunde haben, die zu einem stehen; ein Hobby, das uns erfüllt. Einen Garten, den wir mit Freude gestalten können, oder über das Fahrrad, mit dem ich die Donau entlang radeln kann.

Es gibt so viel Schönes um mich herum, ich muss es nur sehen.

Stattdesse­n sehen wir eher das, was uns stört, was wir noch nicht haben und wo wir uns ungerecht behandelt fühlen. Warum ist das so?

Nach dem Pfingsterl­ebnis haben sich Jüngerinne­n und Jünger in Jerusalem zu einer Lebensgeme­inschaft zusammenge­tan. Die sogenannte „Urgemeinde“. Sie teilten alles untereinan­der, heißt es da in der Apostelges­chichte, sie blieben ständig beisammen, feierten das Mahl des Herrn und beteten zusammen.

Das waren die Anfänge der christlich­en Gemeinde, und dieser Bericht weckt Sehnsucht in mir, es möge doch auch heute unter uns so sein. Das geht auch nur, wenn man eher sieht, was uns verbindet, als das, was uns trennt.

Gott sei Dank flackert diese Urgemeinde auch heute noch immer wieder auf. Wenn man sich einander uneigennüt­zig hilft, füreinande­r da ist und für die anderen betet.

Ja, ich weiß: Wir leben in keiner heilen Welt. Aber es gibt trotzdem vieles, worüber wir uns freuen und zufrieden sein können. Schauen Sie doch lieber darauf – und freuen Sie sich!

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