Neuburger Rundschau

Der schnelle Brasiliane­r geht

Moises da Cruz gibt nach zehntausen­den Kilometern seinen Botenjob bei der Stadt ab. Er war Sympathiet­räger und Fußballer

-

Neuburg „Ich bin mit allen gut ausgekomme­n, natürlich auch mit dem OB“, versichert Moises da Cruz. Er ist der städtische Angestellt­e mit dem größten Aktionsrad­ius und dem höchsten Bekannthei­tsgrad innerhalb der Verwaltung - außer dem OB natürlich. Doch jetzt sagt er Ade: Der fleißige und immer freundlich­e Stadtbote und Zusteller geht mit 64 Lebens- und 21 Dienstjahr­en in den Vorruhesta­nd.

„Der Abschied von Moises fällt mir wirklich schwer“, sagte Oberbürger­meister Bernhard Gmehling bei einem kleinen Treffen im Rathaus: „Seine ansteckend­e lebensbeja­hende Art, seine Zuverlässi­gkeit und sein sympathisc­hes Wesen haben mich immer begeistert. Er war für mich über alle Jahre hinweg einer der besten Botschafte­r der Stadtverwa­ltung.“

Mehr Lob zur Pensionier­ung geht eigentlich gar nicht. Als Brasiliane­r ist er selbstrede­nd Fußballer und aktiver Spieler in der Stadtmanns­chaft. Seine Position beim „Kapitän“hat er damit nicht gerade verschlech­tert. Moises da Cruz hat als Sympathiet­räger und Original sein Image selbst bestimmt. Posteinlau­f und schnelle Zustellung­en bleiben auch in Zeiten von Digitalisi­erung und Ratsinform­ationssyst­em gefragt. Seine Stelle übernimmt jetzt Helmut Bößhenz, der zuletzt bei den Stadtwerke­n gewesen war.

Moises Francisco da Cruz Filho kam am 17. Dezember 1955 als eines von sechs Geschwiste­rn zur Welt und verbrachte die erste Hälfte seines bisherigen Lebens im brasiliani­schen Fortaleza. Nach dem Studium der Betriebswi­rtschaft ging er als junger Mann Beschäftig­ungen in verschiede­nen Unternehme­n nach. Und dann war da 1983 eine Begegnung, die ihn ein paar Jahre später auf die andere Seite des Erdballs bringen sollte. Die Neuburgeri­n Elisabeth Regnet absolviert­e Teile ihres Studiums in Brasilien und lernte dort ihren Moises kennen. 1985 folgte der erste Besuch in Neuburg, 1989 die Trauung in Fortaleza. Im Jahr der deutschen Wiedervere­inigung 1990 kam es dann auch für Moises zur familiären Vereinigun­g und zum Umzug nach Neuburg an der Donau.

Die für ihn zunächst nicht leichte deutsche Sprache erlernte er im Rahmen von Sprachkurs­en an der

Uni Eichstätt und sicher auch im ersten Kollegenkr­eis bei der Firma Sonax, bei der er von 1990 bis 1999 beschäftig­t war. Ab 15. November 1999 stand Moises da Cruz dann im Dienste der Stadt Neuburg. Seine Aufgabe als Amtsbote und damit als Kontaktper­son in alle Himmelsric­htungen war ihm vom ersten Tag an auf den Leib geschneide­rt. Immer gut gelaunt, hilfsberei­t, interessie­rt, und mit seinem ihm ganz eigenen südamerika­nischen Charme ausgestatt­et, war er Tag für Tag im Stadtgebie­t unterwegs. Nach über 20 Jahren dürften es zigtausend­e Kilometer allein durch die Straßen Neuburgs geworden sein.

Jetzt nimmt sich Moises da Cruz mehr Zeit für die Familie und Radtouren. Der nächste Flug nach Brasilien ist erst 2021 geplant - auch wegen der momentan hohen Infektions­zahlen an Covid-19. Von Präsident Jair Bolonaro hält Moises nach wie vor sehr viel, obwohl er internatio­nal wegen Regenwaldr­odungen und angebliche­r Korruption stark kritisiert wird. Auf den Juli 2014 will Moises nicht unbedingt angesproch­en werden - damals hatte es das legendäre 7:1 gegeben.

 ?? Foto: Bernhard Mahler ?? Oberbürger­meister Bernhard Gmehling verabschie­dete Moises da Cruz (rechts) in seinem Amtszimmer.
Foto: Bernhard Mahler Oberbürger­meister Bernhard Gmehling verabschie­dete Moises da Cruz (rechts) in seinem Amtszimmer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany