Bäume werden weltweit jünger und kleiner
Alte Wälder schwinden, Bäume werden jünger und kleiner: Dieser globale Trend der vergangenen Jahrzehnte wird sich nach Ansicht eines internationalen Forscherteams in absehbarer Zukunft fortsetzen. Verantwortlich dafür sind neben Abholzungen vor allem steigende Temperaturen, zunehmende Trockenheit, Waldbrände und der Befall durch Insekten und Pilze. Das schreiben Forscher um Nate McDowell vom Pacific Northwest National Laboratory in Richland (USStaat Washington) nach einer globalen Bestandsaufnahme im Fachmagazin Science. „Wir müssen davon ausgehen, dass das großflächige Absterben von Wäldern weitergehen wird“, sagt Ko-Autor Rupert Seidl von der Technischen Universität München. „Die Wälder der Zukunft werden von kleineren und jüngeren Bäumen geprägt sein.“
Wie empfindlich Wälder auf Klimaextreme reagieren können, zeigten in Deutschland die beiden trockenen Hitzesommer 2018 und 2019. In diesen Jahren starben in Deutschland mehr als 2000 Quadratkilometer Wald ab – das entspricht fast der Fläche des Saarlands. In Sibirien, Australien und im Amazonasgebiet zerstörten im vergangenen Jahr Brände riesige Waldgebiete. Für die aktuelle Übersichtsarbeit werteten rund zwei Dutzend Forscher Satellitenaufnahmen aus und sichteten die Fachliteratur. Waren um das Jahr 1900 noch etwa elf Prozent der weltweiten Waldfläche unter 140 Jahre alt, stieg der Anteil bis 2015 auf ein Drittel – durch Abholzung ganzer Waldgebiete und verstärktem Holzeinschlag, aber auch durch Stürme und Brände. Das gilt insbesondere für Tropenwälder, doch auch für Wälder gemäßigter Breiten wie in Mitteleuropa oder für den Mittelmeerraum beschreiben die Autoren diese Tendenz.
Damit einher geht die Entwicklung zu kleineren und jüngeren Bäumen – auch weil große Bäume anfälliger für viele Störfaktoren sind wie Trockenheit, Sturm und Schädlingsbefall. „Dieser Trend wird sich mit der globalen Erwärmung wahrscheinlich fortsetzen“, sagt Erstautor McDowell. „Ein künftiger Planet mit weniger großen, alten Wäldern wird sich sehr davon unterscheiden, woran wir gewöhnt sind. Ältere Wälder beherbergen oft eine viel höhere Artenvielfalt als jüngere Wälder und lagern mehr Kohlenstoff ein.“Walter Willems