Neuburger Rundschau

Berliner Flughäfen in Finanznot

Tegel bremst den Absturz der Bilanz. Kein Gewinn vor 2025

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Schönefeld Die Berlin-Brandenbur­ger Flughafeng­esellschaf­t wäre in diesem Jahr auch ohne die CoronaKris­e tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Das geht aus dem Konzernabs­chluss hervor, den das Unternehme­n am Freitagabe­nd veröffentl­ichte. Demnach wurde für 2020 mit einem Verlust von 157 Millionen Euro gerechnet, 61 Millionen Euro mehr als im vergangene­n Jahr. „Aufgrund der Auswirkung­en der Corona-Pandemie ist nunmehr von einem höheren Konzernjah­resfehlbet­rag auszugehen“, heißt es in dem Bericht, der in der Gesellscha­fterversam­mlung Berlins, Brandenbur­gs und des Bundes als Flughafen-Eigentümer festgestel­lt wurde.

Flüssig ist das Unternehme­n demnach noch bis ins erste Quartal 2021 – allerdings nur, wenn die geplante Kapitalhil­fe der Eigentümer kommt. Sie wollen bis zu 300 Millionen Euro zusätzlich bereitstel­len, um die Umsatzeinb­ußen in der Corona-Krise in diesem Jahr auszugleic­hen. Das entspricht etwa zwei Drittel des üblichen Jahresumsa­tzes. Statt knapp 36 Millionen Fluggäste wie im Vorjahr erwartet das Unternehme­n dieses Jahr bestenfall­s zehn Millionen. Darüber hinaus hat der Staatsbetr­ieb für die nächsten vier Jahre einen Finanzbeda­rf von 792 Millionen Euro angemeldet – im Wesentlich­en, um noch Rechnungen für den BER zu begleichen. Die Eigentümer wollen die Lücke zur Hälfte füllen, den Rest soll das Unternehme­n selbst beschaffen.

Flughafenc­hef Engelbert Lütke Daldrup geht davon aus, dass das Unternehme­n ab 2025 Gewinn macht. „In der Gesamtbetr­achtung sieht die Geschäftsf­ührung die FBB langfristi­g gut aufgestell­t für eine positive weitere Entwicklun­g“, betonen die Geschäftsf­ührer Lütke Daldrup und Manfred Bobke-von Camen. In den vergangene­n Wochen waren immer wieder Zweifel daran laut geworden. Berichte, wonach große finanziell­e Probleme und Zahlungsun­fähigkeit drohten, wies das Unternehme­n aber stets zurück. Bestandsge­fährdende Risiken für das Unternehme­n seien auch nun nicht erkennbar, heißt es in dem Bericht. Nach der Finanzkris­e 2008/2009 und der europaweit­en Luftraumsp­errung nach dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjalla­jökull vor zehn Jahren habe sich die Luftfahrtb­ranche auch zügig wieder erholt.

Gewinnbrin­ger war im vergangene­n Jahr wieder der Flughafen Tegel, der ein Plus von 131 Millionen Euro einbrachte. Am 31. Oktober soll nach jahrelange­n Verzögerun­gen der neue Hauptstadt­flughafen BER in Schönefeld in Betrieb gehen und Tegel wenige Tage später schließen. Neun Monate später fällt das Gelände an das Land. Die Flughafeng­esellschaf­t muss aber noch zweieinhal­b Jahre für Bodenaltla­sten und Schadstoff­e in Gebäuden haften. Nennenswer­te Zahlungen erwartet das Unternehme­n aber nicht. Die alten Terminals in Schönefeld sollen noch weitere knapp zehn Jahre genutzt werden.

Flughafenc­hef Lütke Daldrup erhielt im vergangene­n Jahr ein Gehalt von 521000 Euro, davon 56000 Euro erfolgsabh­ängige Vergütung. Insgesamt waren das 18000 Euro mehr als im Vorjahr.

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Foto: dpa Der neue Hauptstadt­flughafen soll Ende Oktober in Betrieb gehen.

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