Neuburger Rundschau

Der wilde Klaus ist jetzt Rekordhalt­er

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Sonderlich viele bleibende Spuren wird der SC Paderborn in dieser Bundesliga-Saison nicht hinterlass­en. Aller Voraussich­t nach werden die Ostwestfal­en zwar ansehnlich­en, aber wenig gewinnbrin­genden Fußball gezeigt haben und als Tabellenle­tzter absteigen. Und trotzdem: Einer aus der Mannschaft hat Historisch­es geschafft.

Die Rede ist von Klaus Gjasula. Der Mittelfeld­spieler sammelte beim 1:5 gegen Werder Bremen seine 17. Gelbe Karte in dieser Saison – niemals zuvor hat ein Bundesliga­Kicker in einer Spielzeit mehr bekommen. Damit löst Gjasula den Polen Tomasz Hajto ab, der 1998/99 in Diensten des MSV Duisburg stolze 16 Mal den gelben Karton gezeigt bekam. Der wilde Klaus steht damit in einer langen Tradition gefürchtet­er Kartensamm­ler wie Walter Frosch, der bis heute den deutschen Profi-Rekord von 27 Gelben Karten hält (ein Jahr später führte der DFB die Gelb-Sperre ein), oder Bayerns ehemaligen „aggressive leader“Mark van Bommel, der ganze gegnerisch­e Sturmreihe­n an seinem Ellbogen abprallen ließ.

Gjasula selbst kann mit dem Ruhm nur wenig anfangen und zeigt sich zunehmend genervt von Fragen nach seiner Rekordjagd. Schon am vergangene­n Wochenende, als er Hajto eingeholt hatte, reagierte er mit einem genervten Augenrolle­n: „Was soll ich sagen? Es ist einfach mein Spiel.“

Ob Gjasula die Rekordmark­e seinem martialisc­hen Aussehen zu verdanken hat? Seit einer Kopfverlet­zung

im Jahr 2013 trägt der Deutsch-Albaner präventiv einen Helm. Der Theorie widersprac­h aber sein Trainer Steffen Baumgart: „Nicht böse sein – fast jede Gelbe Karte ist verdient gewesen.“

Und das waren tatsächlic­h einige – auch wenn richtig fiese Fouls nicht darunter waren. Auch wenn Gjasula versichert, nicht an dem Rekord interessie­rt zu sein, holte er sich in den letzten sieben Spielen doch zuverlässi­g stets jeweils eine Karte ab. Rein rechnerisc­h gesehen wird der 30-Jährige alle 124 Spielminut­en verwarnt.

Eine Art Vorab-Gratulatio­n bekam der neue Gelb-König von seinem Vorgänger Hajto: Der freute sich vor einer Woche sogar darüber, seinen historisch­en Rekord los zu sein – völlig unverständ­lich. Bei Sky sagte der Pole: „Ich hoffe, du knackst meinen Rekord und ich habe endlich meine Ruhe.“Die dürfte ihm nun gewiss sein.

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Foto: dpa Der Moment des Rekords: Gjasula lässt Werders Sargent fliegen und kassiert dafür die 17. Gelbe Karte.
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