Achtung, Hamstergesicht!
Ich sitze auf der Couch und ruhe mich aus. Versehentlich öffne ich die Frontkamera meines Smartphones. Ich erkenne mich auf dem Bildschirm kaum. Mit meinen geschwollenen und blauen Backen ähnle ich mehr einem Hamster als mir selbst. Vor gut drei Tagen wurden mir meine beiden oberen Weisheitszähne entfernt. Die Schwellung hat heute ihren Höhepunkt erreicht.
Ernst nehmen kann mich im Moment gerade niemand. Nicht einmal ich mich selbst. Mein doch recht dümmlich aussehendes Hamstergesicht bringt mich zum Lachen und alle, die mich sehen. Aua, sofort melden sich meine geschwollenen Wangen durch einen kurzen, stechenden Schmerz. Lachen ist im Moment nicht drin. Als ich die Kühlakkus holen möchte, kommt mir meine Mutter entgegen. Als sie mich ansieht, beginnt sie herzhaft zu lachen. Der Versuch, wenigstens dieses Mal nicht mitzulachen, scheitert kläglich. Mittlerweile halte ich schmerzverzerrt meine Backen mit meinen Händen fest. Als die Situation sich beruhigt hat, binde ich mir einen Schal um das Gesicht, der die Kühlakkus festhält. Wenig später, das Glück ist heute wohl nicht auf meiner Seite, kommt mein Vater von der Arbeit nach Hause. Super, jetzt lacht die ganze Familie. Mit dem Schal ums Gesicht und der Schleife oben drauf sehe ich zugegeben aus wie eine Waschfrau aus der Nachkriegszeit. „Zum Glück sieht mich in der Corona-Krise nur die eigene Familie“, denke ich mir und grinse in mich hinein. Erstaunt stelle ich fest, dass die Woche nach der Weisheitszahnentfernung wohl die lustigste des ganzen Jahres sein wird.