Nachbarn tauschen Strom
Aus der Gemeinde Oberhausen werden Teilnehmer für ein Forschungsprojekt gesucht. Unter anderem die TU München will dort untersuchen, wie ein lokaler Strommarkt funktionieren kann. Welche Haushalte sich dafür eignen
Aus der Gemeinde Oberhausen werden Teilnehmer für ein ganz besonderes Forschungsprojekt gesucht. Welche Haushalte eignen sich dafür?
Oberhausen Stellen Sie sich vor, Sie erzeugen mit der PV-Anlage auf Ihrem Dach oder einer KWK-Anlage selbst Strom und decken damit weitestgehend Ihren Eigenbedarf. Ihren Überschussstrom speichern Sie in einer Batterie oder verkaufen ihn an Nachbarn. Gleichzeitig können Sie benötigten Strom aus Erzeugungsanlagen vor Ort beziehen. Ob ein solcher regionaler Energiemarkt funktioniert, soll ab Herbst in der Gemeinde Oberhausen getestet werden. Und dafür werden nun Teilnehmer gesucht.
An dem Projekt ist unter anderem die Technische Universität München beteiligt. Am Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Anwendungstechnik wird die Zukunft der Energieversorgung erforscht. Dazu gehört auch die Frage, wie die Produktion von regenerativer Energie und dessen Verbrauch in Einklang gebracht werden kann. „Sonne und Wind erzeugen Strom, wenn es die klimatischen Bedingungen hergeben – und nicht unbedingt, wenn der Nutzer ihn braucht“, beschreibt Prof. Dr.-Ing. Ulrich Wagner die Krux. Bisher sorgen Kraftwerke dafür, dass der Stromhaushalt stabil bleibt. Doch künftig soll auch der Verbraucher Einfluss nehmen können.
Wie gut das funktioniert, kann nach den Worten von Wagner nicht im Labor simuliert oder berechnet werden. „Das können wir nur in der Realität testen.“Und aus diesem Grund wurde das Projekt RegHEE gegründet, das „Regionaler Handel von Strom aus erneuerbaren Energien“bedeutet und in Oberhausen angewandt werden soll. Ab September soll dort getestet werden, wie Strom aus der PV- oder KWK-Anlage unter Nachbarn (Privatpersonen und Gewerbetreibende) gekauft und verkauft werden kann. Dafür suchen die Projektleiter – das sind neben der TU München auch das Energieunternehmen Thüga, Erdgas Schwaben und Energie Südbayern – 30 bis 40 Hausbesitzer, um unter realen Bedingungen zu testen, ob die dafür entwickelte Technik (Blockchain) funktioniert.
Bewerben können sich für das Projekt Hausbesitzer, die selbst Strom erzeugen – zum Beispiel mit einer PV- oder einer KWK-Anlage – und die überschüssigen Strom in der Region vermarkten beziehungsweise Strom aus erneuerbaren Quellen aus der Nachbarschaft bei Bedarf kaufen wollen. Bewerbungsschluss ist der 30. Juni. Das Projekt selbst soll diesen September starten und bis Oktober 2021 dauern. Der Aufwand für die Teilnehmer selbst hält sich in Grenzen: Maximal drei
Evaluierungsbögen sollen während der einjährigen Testphase ausgefüllt werden. Die notwendigen Daten werden von einem Stromzähler und einem Heimenergiemanagementsystem erfasst, die in den Schaltkasten montiert und mit dem Internet verbunden werden.
Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer Handelsplattform, auf der alle Teilnehmer als Erzeuger oder Abnehmer agieren können. Denn bisher wird überschüssiger Strom ins Netz eingespeist, die Produzenten erhalten dafür eine festgelegte Vergütung nach dem EEG. Damit sie diesen Strom in Zukunft aber direkt weiterverkaufen können, haben sich die Projektleiter folgendes Konzept überlegt: „Die Produzenten stellen ihre voraussichtlichen Strommengen auf der Handelsplattform automatisiert ein. Der angebotene Preis setzt sich aus dem Produktionspreis und einer Handelsspanne zusammen. Die produzierte Strommenge wird dabei einfach in das Ortsnetz eingespeist. Intelligente Messsysteme erfassen die Mengen und verbuchen sie auf der Plattform. Analog soll sich dies auf der Verbraucherseite abbilden“, erklärt Ulrich Sperling von der Thüga AG das Prinzip. Der Käufer setze seinen Maximalpreis als Obergrenze. Liegt der Preis über seinem persönlichen Limit, wird überregionaler Strom aus dem allgemeinen Stromnetz zugekauft.
Ob die theoretischen Überlegungen auch in der Praxis funktionieren und welchen Mehrwert sie für alle Beteiligten bringen, wird sich am Ende der Testphase zeigen.
OKontakt Interessierte Hausbesitzer wenden sich an Dr. Sylke SchlenkerWambach, Kommunalkundenmanagement von Erdgas Schwaben, Telefon 0821/9002-367, E-Mail sylke.schlenkerwambach@erdgas-schwaben.de.