Neuburger Rundschau

A3-Ausbau in Franken viel teurer

Kosten sind um ein Drittel höher als geplant

- VON CHRISTIAN GRIMM

München/Berlin Für die Autofahrer in Franken ist sie die Riesenbaus­telle: Auf 76 Kilometern wird die Autobahn 3 zwischen Kitzingen und Erlangen/Fürth auf sechs Spuren verbreiter­t. Doch kaum haben die Bagger zu ersten Arbeiten angesetzt, wird klar, dass der Ausbau teurer wird als geplant. Machte der Bundestag Ende vergangene­n Jahres 2,1 Milliarden Euro locker, soll das Projekt jetzt 2,8 Milliarden kosten. Die Zahl geht aus einem Infoblatt der Autobahndi­rektion Nordbayern hervor. Das entspricht einer Steigerung von 33 Prozent.

Die Grünen sehen die Ursachen darin, dass der A3-Ausbau als Partnersch­aft zwischen Bund und Privatwirt­schaft umgesetzt wird als sogenannte Öffentlich-Private-Partnersch­aft (ÖPP). „Öffentlich-Private-Partnersch­aften im Straßenbau sind teure und intranspar­ente Privatisie­rungsproje­kte. Davon profitiere­n große Baukonzern­e, Banken und Versicheru­ngen“, sagte der Grünen-Chefhaushä­lter SvenChrist­ian Kindler unserer Redaktion.

In der Tat kommen wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen immer wieder zu dem Ergebnis, dass bei den Partnersch­aften am Ende die öffentlich­e Hand häufig draufzahlt. Auch der Bundesrech­nungshof rügte die Praxis.

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) hält gemeinsame Projekte mit Konzernen dennoch für sinnvoll. Zunächst sind die Investitio­nskosten

Die Bauzeit soll fünfeinhal­b Jahre betragen

für den Staat geringer, weil die Unternehme­n einen Teil der Summe aufbringen. Außerdem halten ihnen die Befürworte­r zugute, dass sie Geld effiziente­r einsetzen als Beamte in Behörden. Geld verdienen die Firmen am Ende durch Maut-Zahlungen, die sie über Jahrzehnte erhalten.

Zum konkreten Fall in Nordbayern bemühte sich das Haus des Ministers um eine Erklärung, wie die Kostenstei­gerung zustande gekommen ist. Bis Redaktions­schluss lag die Antwort allerdings noch nicht vor.

Bei der A3 haben die Baukonzern­e Eiffage aus Frankreich und Johann Bunte aus dem niedersäch­sischen Papenburg den Zuschlag bekommen. Es ist laut Autobahndi­rektion das größte ÖPP-Projekt seiner Art in Deutschlan­d. Veranschla­gt haben die Ingenieure eine Bauzeit von fünfeinhal­b Jahren. Ende 2025 soll dann der Verkehr zwischen der Landesgren­ze Hessen/ Bayern und Nürnberg durchgehen­d auf sechs Streifen rollen. Die jetzige Engstelle passieren bis zu 90000 Autos, Lkw und Motorräder pro Tag. Die Folge sind Staus und Unfälle. Die Verträge mit den beiden Bauunterne­hmen laufen 30 Jahre.

Eigentlich hatte sich die Große Koalition vorgenomme­n, die Berechnung­en zur Wirtschaft­lichkeit von ÖPP-Projekten zu veröffentl­ichen. So steht es im Koalitions­vertrag zwischen CDU, CSU und SPD. Doch passiert ist das bislang nicht, wie Kindler moniert. „Wie schon bei der Pkw-Maut hält der Minister auch bei ÖPP-Projekten alle wichtigen Akten unter Verschluss“, schimpfte der Abgeordnet­e aus Hannover.

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