Wenn Künstler Werbung machen
Kabarettisten können auch nett sein. Django Asül zum Beispiel. Normalerweise ist der wortgewaltige Niederbayer mit türkischem Migrationshintergrund nicht dafür bekannt, besonders zartfühlend mit der Gilde der Politiker umzugehen. Bei Landtagspräsidentin Ilse Aigner machte er gestern eine Ausnahme. „Leider kann ich dich nicht abknutschen, Frau Präsidentin“, sülzte er, als Aigner mit korrekt aufgesetzter Mund-NasenMaske den Konferenzsaal des Maximilianeums betrat, um im Rahmen einer Pressekonferenz den runderneuerten Internet-Auftritt des Landtags vorzustellen.
Dem Kabarettisten kam dabei die ungewöhnliche Rolle zu, die Werbetrommel für die neue Homepage zu rühren, die laut Aigner nicht nur für mehr Transparenz in der Landespolitik sorgen soll, sondern auch eine „unabhängige, glaubwürdige Primärquelle“für die Bürger sein will. Dass ihm der Kurswechsel vom scharfzüngigen Kritiker zum staatstragenden PR-Frontmann nicht schwerfiel, begründete Django Asül mit dem Thema seines Werbevideos: „Wie funktioniert eine Petition?“Die Petition, so dozierte er, sei für ihn im Prinzip die konsequente Fortführung der Tätigkeit als Kabarettist – also quasi nur eine andere Form, um als Bürger seinem Ärger über Staat und Behörden Luft zu machen.
Er ist nicht allein. Künstlerkollegen aus allen Teilen Bayerns machen auf der Homepage mit. Die Allgäuer Autoren Michael Kobr und Volker Klüpfel erklären, wie man Abgeordneter wird, der Oberbayer Max Schmidt widmet sich den Aufgaben der Abgeordneten und der Unterfranke Michl Müller beantwortet die Frage, wie eine Landtagswahl funktioniert. Wir lernen: Die Grenzen zwischen Kabarett, Kunst und Politik sind ziemlich unscharf geworden.
Notizen aus der Region