Neuburger Rundschau

Polizist gesteht Missbrauch

Dutzende Buben wurden Opfer

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München Ein Polizist hat am Montag vor dem Landgerich­t München II sexuellen Missbrauch an mehreren Jungen in zahlreiche­n Fällen gestanden. Der 60 Jahre alte deutsche Angeklagte begründet es mit „Neugier“, dass er sich immer wieder an Jungen vergriff, die jugendlich oder sogar noch Kinder waren. „Ich war einfach neugierig, ich kann’s nicht erklären“, sagt er.

Jahrelang galt er als engagierte­r Ehrenamtle­r, der nicht nur für die Feuerwehr aktiv war, sondern auch für den Kreisjugen­dring. Vor allem bei der Feuerwehr, so sieht es die Staatsanwa­ltschaft, suchte er sich seine Opfer. Die Masche dabei soll immer ähnlich gewesen sein: Er gab den väterliche­n Freund, den Vertrauten. Dann fing er an, Pornobilde­r zu verschicke­n, oder vergriff sich schließlic­h an seinen Schutzbefo­hlenen. „Ich könnte mich ohrfeigen, aber ich kann es nicht mehr rückgängig machen“, sagt er.

Dass die Jungen, an denen er sich verging, noch heute mit dem Erlebten zu kämpfen haben, tue ihm „unendlich leid“, sagt er. „Ich hatte das echt nicht so auf dem Schirm, dass das so schlimm in den Jugendlich­en arbeitet.“Die Vorsitzend­e Richterin sagt: „Ich glaube, Sie haben gar nicht verstanden, wie ein junger Mensch kämpft.“

Die Tatorte waren laut Anklage die Räume der freiwillig­en Feuerwehr oder ein Segelboot auf dem Starnberge­r See. In einem Fall soll er einem 17-Jährigen, zu dem er im Internet Kontakt aufnahm, 20 Euro für sexuelle Dienste gegeben haben. Einem seiner minderjähr­igen Praktikant­en bei der Feuerwehr soll er Pornobilde­r per WhatsApp und Instagram geschickt haben. Darunter sollen auch intime Bilder seiner Ehefrau gewesen sein – ohne ihr Wissen verschickt oder hochgelade­n in einem Internetpo­rtal, wo es tausendfac­h angeklickt wurde. Auf seinem Tablet fanden die Ermittler Kinder- und Jugendporn­os.

Vom Dienst als Polizeibea­mter wurde er suspendier­t. Das umfassende Geständnis des Angeklagte­n ist Teil eines Deals. Alle Prozessbet­eiligten einigten sich auf einen Strafrahme­n zwischen vier Jahren und drei Monaten und fünf Jahren und drei Monaten. Für den Prozess sind drei Verhandlun­gstage angesetzt, das Urteil könnte am Freitag fallen.

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