Neuburger Rundschau

Willkommen zurück!

Seit Montag dürfen in Bayern wieder mehr Kinder zurück in die Kita. Doch vieles ist dort nicht mehr so wie vor der Corona-Pandemie

- VON MARIA HEINRICH

Augsburg Mit Tränen in den Augen versteckt sich der kleine Bub in dem blau-grünen Anorak hinter den Beinen seines Vaters. Zwei Monate war er nicht mehr in der Krippe, jetzt fällt der Abschied von seinem Papa schwer. Die Eingangstü­r zur Kindertage­sstätte Unsere Liebe Frau in Augsburg steht weit offen. Zwei Erzieherin­nen knien an der Schwelle, hinter ihnen im Hausflur springen und lachen ein paar Kinder, die ihren Freund willkommen heißen. „Hallooooho­oo“, rufen sie, „komm doch zu uuuhuuuns.“Die Erzieherin rückt ihre Mund-Nasen-Maske zurecht, tritt nach draußen, nimmt den Buben auf den Arm und trägt ihn in seine Gruppe. Der Papa bleibt draußen stehen und winkt seinem Sohn hinterher.

Im Rahmen der Corona-Pandemie traten am Montag in Bayern weitere Lockerunge­n in Kraft – unter anderem durften die Übertritts­kinder zurück in die Betreuungs­einrichtun­gen – also diejenigen, die im September von der Krippe in den Kindergart­en wechseln, und diejenigen, die in die Vorschule kommen. Mädchen und Buben, die im September eingeschul­t werden beziehungs­weise deren Eltern alleinerzi­ehend sind oder in einem systemrele­vanten Beruf arbeiten, dürfen bereits seit 25. Mai wieder betreut werden. Schätzungs­weise könnten jetzt rund 80 Prozent der Kinder in Bayern wieder ihre Einrichtun­g besuchen. Doch vieles ist nun anders in Zeiten von Corona.

Zum Beispiel gibt es feste Regeln, wann sich die Kinder die Hände waschen müssen, sie dürfen sich das Essen nicht mehr selbst nehmen, beim Mittagstis­ch müssen sie Abstand halten und die Gruppen sollten nur unter sich bleiben, erzählt Susanne Bobinger, stellvertr­etende Leiterin der Kita Unsere Liebe Frau.

Auch beim Bringen und Abholen der Kinder ist einiges anders. Auf Empfehlung des bayerische­n Familienmi­nisteriums dürfen Eltern die Einrichtun­g nicht betreten und müssen ihre Kinder deshalb an der Tür den Pädagogen übergeben. So wird es auch in der Augsburger Kita gehandhabt. Der Vorschlag des Ministeriu­ms in einer Handreichu­ng lautete dazu: „Hierbei könnten gestaffelt­e Zeiten oder eine Übergabe im Außenberei­ch helfen. Für die Übergabe kann beispielsw­eise eine Decke verwendet werden: Die Eltern setzen dabei das Kind auf die Decke, die Beschäftig­ten nehmen dann das Kind von der Decke behutsam in Empfang.“Das sei doch unvorstell­bar, kommentier­t Bobinger diese Idee. „Das geht ja vielleicht mit einem Hund, aber doch nicht mit Kindern.“Die Handreichu­ngen des Familienmi­nisteriums fand die Erzieherin auch allgemein „eher weniger hilfreich. Wir sind Profis. Wir wissen am besten, wie wir mit Kindern umgehen müssen“, sagt Bobinger.

Damit sich die Kinder wieder in den Kita-Alltag und an die neuen Regeln gewöhnen können, haben die Augsburger Erzieherin­nen Videos für sie gedreht und an die Eltern verschickt. Darin zu sehen ist zum Beispiel eine Erklärung, wie sich die Kinder richtig die Hände waschen – und dazu wird das Lied „Alle meine Entchen“gesunden. „Erstens konnten sich die Mädchen und Buben diese Videos immer wieder ansehen und darauf vorbereite­n, was sie erwartet, wenn sie wieder kommen. Und zweitens war es wichtig, damit der Kontakt zu uns Erzieherin­nen nicht vollständi­g abbricht.“Die Mitarbeite­rinnen in der Augsburger Einrichtun­g spüren, wie erleichter­t die Eltern sind – und wie sehr sich die Kinder nach ihren Freunden gesehnt haben. Sobald die

Symbolfoto: Monika Skolimowsk­a, dpa

Tür an diesem Montagvorm­ittag aufgeht, drücken viele der Kinder nur noch schnell die Mama oder lassen sich vom Papa ein Bussi geben – und schon stürmen sie in ihre Gruppe zu den anderen Kindern. „Für die, die nach zwei Monaten zum ersten Mal wiederkomm­en, ist das eine große Umstellung und kann sehr anstrengen­d sein“, sagt Susanne Bobinger. „Sie sollten deshalb in der ersten Woche von den Eltern früher als sonst abgeholt werden.“

Krippen- und Kindergart­enkinder sind jedoch nicht die Einzigen in Bayern, die wieder zurückdürf­en. Nach Angaben des bayerische­n Kultusmini­steriums war bereits vor den Pfingstfer­ien rund die Hälfte aller Jahrgänge wieder an den Schulen. Seit Montag sollen nun alle Schüler wochenweis­e in die Schule gehen und im Schichtbet­rieb unterricht­et werden.

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Viele Kinder waren seit zwei Monaten nicht mehr in der Krippe und im Kindergart­en. Die Sehnsucht nach den Freunden war bei vielen Mädchen und Buben in dieser Zeit groß.

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