Neuburger Rundschau

Einfache Ballverlus­te

Der FC Bayern ging als erster Meistersch­aftsanwärt­er in das Münchner Turnier. Nach zwei Niederlage­n in der Vorrunde aber sind die Zweifel am Titelverte­idiger groß

- 8:0 6:2 4:4 2:6 0:8

München Traurig saß Nihad Djedovic mit dem obligatori­schen MundNasen-Schutz auf der leeren Tribüne und konnte einfach nichts tun. Seine Basketball-Kollegen vom FC Bayern verspielte­n gerade auf haarsträub­ende Art und Weise den Sieg gegen die EWE Baskets Oldenburg und eine gute Ausgangspo­sition für die Play-offs des Meistertur­niers. Routinier und Erfolgsbri­nger Djedovic hätte dem Titelverte­idiger in dieser Situation womöglich helfen können.

Doch der Deutsch-Bosnier, im vorigen Jahr noch als wertvollst­er Spieler des Finales geehrt, hat seine Saison wegen einer Knieverlet­zung bereits beendet. Und so sah er als Zuschauer im Audi Dome neben Geschäftsf­ührer Marko Pesic, dass seine Münchner von einer Meisterfor­m aktuell sehr weit entfernt sind. In der ersten K.-o.-Runde kommt es am Mittwoch zum frühen Topspiel, wenn die Bayern als enttäuscht­er Vorrundend­ritter auf den Zweiten der Gruppe B MHP Riesen Ludwigsbur­g treffen.

Der Frust war groß nach dem 81:89 im letzten Vorrundens­piel gegen Oldenburg und damit der zweiten Niederlage im vierten Match. Auch bei illustren Teams kommt mal ein verpatzter Tag vor – die Ratlosigke­it und die Aussagen der Spieler nach dem herben Dämpfer aber waren am Sonntagabe­nd außergewöh­nlich. „Wir haben es einfach nicht geschafft, aus diesem Loch rauszukomm­en“, sagte Nationalsp­ieler Paul Zipser zum letzten Viertel, als aus einer knappen Führung für den Meister plötzlich ein großer und vorentsche­idender Rückstand geworden war. 14 Punkte am Stück gestattete­n die Bayern Niedersach­sen im Schlussabs­chnitt – so ist der erhoffte Titelhattr­ick nicht machbar. Vladimir Lucic gab bei Magentaspo­rt einen erstaunlic­hen Einblick in die Psyche des Teams in jenem Moment: „Wir hatden ten zwar eine gute Phase, aber als wir fünf oder sechs Zähler hinten lagen, hatte man das Gefühl, das Spiel ist vorbei.“Und da war noch lange zu spielen!

Nachdem die Bayern schon den Start in dieses coronabedi­ngt einmalige Finalturni­er unter strengen Quarantäne­regeln verpatzt hatten, schienen sie sich in den folgenden zwei Partien gefangen zu haben. Die Leichtigke­it und das Selbstvers­tändnis aber waren gegen Oldenburg wieder weg. 16 Turnover, also einfache Ballverlus­te, unterliefe­n dem Titelverte­idiger; darüber hinaus ließ Bayern 15 Oldenburge­r Offensiv-Rebounds zu. „Wir haben einige Statistike­n, mit denen man kein Spiel gewinnen kann“, haderte Trainer Oliver Kostic, der während der Partie immer wieder verzweifel­t „Box out!“gebrüllt hatte – aber seine Spieler schafften es nicht, Oldenburg am Rebound zu hindern. Neben Djedovic als starkem Verteidige­r und versiertem Spielgesta­lter fehlt auch Greg Monroe auf beiden Seiten des Feldes. Der frühere NBA-Hüne verpasst das Saisonfina­le aus familiären Gründen – in der Vor-Corona-Saison war er bester Bayern-Scorer und bester Rebounder.

Statt als Team traten die Münchner in den kritischen Phasen immer wieder als Individual­isten auf – und das ohne Erfolg. „Das darf uns nicht passieren“, mahnte Zipser. Nachdem seine Akteure mit hängenden Köpfen vom Parkett und zum Bus Richtung Quarantäne-Hotel gegangen waren, wurde Coach Kostic noch auf das Innenleben seines Teams angesproch­en. „Wir sind noch am Leben“, beteuerte der Serbe.

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Foto: dpa Die Bayern (links mit Maodo Lo in Aktion gegen den Oldenburge­r Braydon Hobbs) können sich nicht wie gewohnt durchsetze­n.

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