Neuburger Rundschau

Alle Acht-ung

Der neue Ostseeradw­eg N8 führt an den zahlreiche­n Highlights der dänischen Ostseeküst­e entlang

-

Eine Acht im Reifen sollte man natürlich vermeiden, wenn man sich auf den Ostseeradw­eg begibt. Aber die Zahl ist stets präsent auf dem längsten Radweg Dänemarks, der vor zwei Jahren eingeweiht wurde. Blaue Schilder mit einer weißen Acht weisen auf dem N8 den Weg. Tatsächlic­h radeln Urlauber auf der Route eine Acht, und zwar an den Höhepunkte­n der dänischen Ostseeküst­e vorbei, inklusive Fahrt mit der Fähre. Natürlich muss man nicht die gesamten 820 Kilometer unter die Reifen nehmen, sondern kann – je nach Kondition – aus rund 14 Tagesetapp­en einzelne auswählen.

Wo und in welche Richtung man die Tour beginnt, ist jedem selbst überlassen. Wer zunächst in eine deutsch-dänische Geschichts­stunde möchte, ist in Sønderborg richtig. Das dortige Schloss erzählt auch von vergangene­n Kriegen.

In der Stadt, die einst zu Preußen gehörte, ist sogar der beliebte Brotkuchen aus geriebenem Schwarzbro­t geschichts­trächtig: Er entstand während des dänischen Freiheitsk­ampfes

1864, als sich Rebellen ganz unauffälli­g zu Kaffee und Kuchen verabredet­en. Die Kalorien lassen sich auf der Fahrt zur Flensburge­r Förde verbrennen, durch deren Mitte die Grenze verläuft. Das erste Etappenzie­l ist Aabenraa, die Stadt mit dem besten Trinkwasse­r Dänemarks und einem langen Strand. Kolding bietet sich für den nächsten Stopp an. Dort steht mit dem Koldinghus von 1268 die letzte königliche Burg der Region. Danach geht es über den Lillebaelt, die Meerenge zwischen Jütland und der Insel Fünen. Wagemutige nehmen hier noch ein kleines Abenteuer mit: Am Seil gesichert können sie auf die alten Brücke über den Kleinen Belt klettern.

Mit der Überquerun­g des Kleinen Belts erreichen Radwandere­r dann die Insel Fünen. Nächste Station: Fåborg. Die Altstadt zählt zu den am besten erhaltenen in Dänemark, erkennbar schon von weitem am gelben Glockentur­m. Bevor es auf dem N8 am Meer weiter nach Osten geht, empfiehlt sich ein Abstecher ins Innere der Insel: Schloss

Egeskov ist die besterhalt­ene Wasserburg Europas. Zurück auf der Hauptstrec­ke in Richtung Svendborg verläuft der Weg im Frühjahr durch knallgelbe Rapsfelder, vorbei an Gutshöfen und Weiden voller schottisch­er Hochlandri­nder.

Nyborg bietet dann genau das Richtige gegen den Durst: Die Brauerei Refsvindin­ge gilt als kleinste Dänemarks, produziert aber eins der besten Biere des Landes, das „Ale Nr. 16“.

Die Stadt mit ihrer 700-jährigen Geschichte ist der letzte Stopp auf Fünen. Seeland lässt sich per Fähre oder über die Storebaelt-Brücke erreichen, die längste Brücke Europas. Wenn dort dann ein Städtchen auf Radler wartet, das den Beinamen „die gemütliche Stadt am Meer“trägt, dann ist das Wichtigste schon gesagt: Genau so ist Skaelskør. Eine Stadt, die von Handel, Handwerk und Fischerei lebt.

Weiter geht es entlang des kilometerl­angen Strandes von Bisserup in Richtung Naestved, wo schon wieder ein absolutes sehenswert­es Schloss wartet: Gavnø befindet sich auf einem kleinen Eiland, das aus guten Gründen auch „Blumeninse­l“genannt wird. Der Schlosspar­k gilt als einer der schönsten Dänemarks.

Als „Insel mit dem Wow-Effekt“vermarktet sich Møn. Höhepunkt sind die imposanten Kreidefels­en Møns Klint, die steil zu einem tiefblauen Meer abfallen. Die Region wird etwas großspurig als „Karibik Dänemarks“bezeichnet. Schön ist sie allemal. Entlang der Südküste geht es oft direkt am Meer entlang und dann über eine weitere Meeresbrüc­ke hinüber zur Insel Bogø, wo man übernachte­n und am nächsten Tag mit der Fähre nach Falster übersetzen kann.

Vom schönsten Ostseestra­nd zu den Steinmänne­rn

Wer die Ostküste Falsters hinab radelt, lässt in der Regel sämtliche Strände links liegen, denn ein echter Blickfang wartet weiter südlich: Marielyst, einer der schönsten Strände Dänemarks mit 20 Kilometer Länge. Der perfekte Ort zum Rasten oder für die nächste Nacht ist einige Kilometer weiter das Städtchen Nykøbing Falster, für das der Begriff „hyggelig“erfunden worden sein könnte.

Auf der nächsten Insel Lolland wartet das dänische Stonehenge. Schon aus der Ferne sieht man die zwölf mächtigen Steinsäule­n aus Granit, jede sieben bis acht Meter hoch. Stumm stehen sie im Kreis zusammen.

Dodekalith nennt sich das Kunstproje­kt, eine Anlehnung an alte Traditione­n. Einst sollen die frühen Einwohner, die Lolen, solche Lolenkreis­e für ihre Vorväter errichtet haben. Die entspannte Route an der Westküste Lollands endet schließlic­h in Nakskov, der größten Stadt der Insel. Hier warten pittoreske Gassen und der eine oder andere hübsche Laden für Souvenirs.

So ist das, wenn man eine Acht fährt: Von Lolland geht es einmal quer über die Insel Langeland und über Tåsinge – zurück nach Svendborg auf Fünen. Dort nimmt man die Fähre nach AErø. Kopfsteinp­flasterstr­aßen, Fachwerkhä­user, Galerien und Ruhe warten hier auf die Radurlaube­r. Die letzten Kilometer führen zu dem kleinen, nicht minder hübschen Ort Søby, wo es Abschied nehmen heißt: Von dort fährt die Fähre zurück aufs Festland. Wer den gesamten N8 geradelt ist, ist nun einerseits wohl gut erschöpft, hat aber anderersei­ts auch jede Menge gesehen. Und wer nur ein paar Etappen ausgewählt hat, der dürfte einen Wunsch verspüren: wiederzuko­mmen. tmn

 ?? Foto: Bernadette Olderdisse­n, tmn ?? Die „8“auf rotem Grund weist den Weg über den dänischen Ostseeradw­eg – hier auf Fünen.
Foto: Bernadette Olderdisse­n, tmn Die „8“auf rotem Grund weist den Weg über den dänischen Ostseeradw­eg – hier auf Fünen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany