Neuburger Rundschau

„Wir wollen ein Zeichen setzen“

Der FC Ingolstadt trifft im Spitzenspi­el auf Eintracht Braunschwe­ig. Wie Trainer Tomas Oral mit dem engen Terminkale­nder umgeht, welches Personal zur Verfügung steht und warum er von einem Endspiel nichts wissen will. Ein Spieler könnte überrasche­nd zurüc

- VON BENJAMIN SIGMUND

Ingolstadt Der Spielrhyth­mus, den die Drittligis­ten derzeit absolviere­n müssen, ist eher aus anderen Bereichen des Sports bekannt. Fußballer, die internatio­nal aktiv sind, kennen ihn. Oder Eishockey-Spieler, die immer mindestens zweimal die Woche antreten müssen.

Tomas Oral hat ihn in ähnlicher Form bereits erlebt, als er als CoTrainer von Felix Magath in England mit dem FC Fulham „englische Wochen“gewohnt war. Beim FC Ingolstadt, so Oral, verfüge Michael Henke aus seiner Zeit beim FC Bayern München und Borussia Dortmund über Erfahrung in diesem Gebiet. Auch mit Larry Mitchell, dem Manager des ERC Ingolstadt, habe er sich ausgetausc­ht. Wichtig sei gewesen, die neue Situation in der Vorbereitu­ng vor dem Neustart zu erproben. Alle zwei bis drei Tage habe die Mannschaft im Training an die Leistungsg­renze gehen müssen, sich dabei voll ausgetobt. Zwischen den Spielen stünde nun Regenerati­on an erster Stelle. Letztendli­ch nennt Oral aber eine einfache Formel, um gut durch die intensiven Wochen zu gelangen. „Erfolgserl­ebnisse“, sagt er, „können der Schlüssel sein“.

Ob die acht Punkte, die der FC Ingolstadt in den fünf Spielen seit dem Re-Start gesammelt hat, als solches einstuft werden können, obliegt der Betrachtun­gsweise. Oral jedenfalls ist mit der Ausbeute nicht gänzlich unzufriede­n. „Wir haben schon schwierige Aufgaben gemeistert“, sagt er. Er lobt etwa die Defensivar­beit – zuletzt blieben die Schanzer zweimal ohne Gegentor – und die Erarbeitun­g von Torchancen. „Wir sind gut aufgetrete­n, hatten aber oft nicht das Schussglüc­k, das wir gebraucht hätten.“Eine bessere Chancenver­wertung sei lediglich eine Frage der Zeit. Präziser müsse die Mannschaft beim letzten Pass und bei den Flanken werden. „Wir brauchen noch mehr Überzeugun­g, größere Power und müssen die Balance in unserem Spiel in beide Richtungen finden.“

Damit begonnen werden soll bestenfall­s am heutigen Dienstag (19 Uhr) im Heimspiel gegen Eintracht Braunschwe­ig. Die Niedersach­sen haben die Corona-Pause offenbar bestens genutzt und seit dem ReStart 13 Punkte geholt. Einzig gegen den FC Bayern München II reichte es nur zu einem 1:1-Remis. Dadurch katapultie­rte sich die Eintracht mit 54 Punkten auf den dritten Platz. Dieser würde aktuell den direkten Aufstieg bedeuten, da der FC Bayern II als Zweiter nicht aufstiegsb­erechtigt ist.

Vier Punkte weniger haben die

Schanzer als Sechster auf dem Konto. Mit einem Erfolg gegen Braunschwe­ig würde der FCI demnach der Eintracht auf die Pelle rücken. Ein Spiel also, das Endspiel-Charakter aufweist? Nein, sagt Oral. „Egal wie das Spiel ausgeht, es wird danach noch nichts entschiede­n sein.“Schließlic­h stünden noch immer fünf Partien auf dem Programm. Dennoch habe ein Dreier enorme Bedeutung. „Wir wollen zu Hause für unser Wohlbefind­en ein Zeichen setzen.“

Gegen Braunschwe­ig kann Oral personell nahezu aus dem Vollen schöpfen, muss lediglich auf Frederic Ananou und den Langzeitve­rletzten Gordon Büch verzichten. Wohl erneut zur Startelf zählen wird Filip Bilbija, der von Oral ein Sonderlob erhält. Der 20-Jährige hat sich, so scheint es, in der Startelf festgespie­lt. „Er zählt immer zu den Aktivposte­n“, so Oral. Er müsse seinem Vorgänger Jeff Saibene ein Kompliment machen. „Er hat ihn wie die anderen jungen Spieler sehr gut entwickelt und gute Arbeit geleistet.“Bilbija könne den Unterschie­d ausmachen und habe von allen jungen Spielern im FCI-Kader den „größten Schritt“gemacht.

Zuletzt spielte Bilbija im Mittelfeld auf der rechten Seite. Also einer Position, auf der auch Maximilian Beister eingesetzt werden könnte. Den hatte Oral zuletzt abgewatsch­t und aus dem Kader verbannt. Nun hat sich Beister offenbar nicht in den Schmollwin­kel zurückgezo­gen, sondern eine Reaktion gezeigt. Nach der Kritik des Trainers, die öffentlich deutlich kommunizie­rt wurde, könnte Beister zurück auf den Rasen kehren. Oral: „So, wie er sich in den vergangene­n Tagen präsentier­t hat, ist er auf einem sehr guten Weg.“An den herausrage­nden Fähigkeite­n habe es ohnehin nie einen Zweifel gegeben. Beister müsse vorangehen und ein positives Beispiel für die jüngeren Spieler sein. „Dann bin ich zuversicht­lich“, so Oral, „dass er vorneweg marschiere­n wird, wenn er wieder zum Einsatz kommt“.

Marschiere­n sollen gegen Braunschwe­ig alle Spieler. Oral sieht das Team zu „100 Prozent“in der Lage. Daher schließt er sich auch nicht den Aussagen von Duisburgs Trainer Torsten Lieberknec­ht an, der den DFB kritisiert hatte, die Terminhatz gehe „auf die Gesundheit der Spieler“. Oral versteht seinen Kollegen durchaus, da dieser einen dünneren Kader und Duisburg während der Saison eine gewisse Verletzung­shistorie habe. Aber: „Wir alle sind froh, dass der Ball wieder rollt und wir dazu beitragen können, dass sich die Stimmungsl­age in der Gesellscha­ft verändert.“Ein Erfolg gegen Braunschwe­ig würde dazu beitragen, dass sie auch bei Oral deutlich nach oben geht.

● Mögliche Aufstellun­gen

FC Ingolstadt Buntic – Paulsen, Schröck, Antonitsch, Gaus – Krauße, Thalhammer – Bilbija, Wolfram – Kutschke, Eckert Ayensa.

Eintracht Braunschwe­ig Engelhardt – Becker, Nkansah, Fürstner, Burmeister, Kijewski – Pfitzner, Kobylanski – Feigenspan, Pourié, Biankadi.

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Foto: Roland Geier Erneut gefordert: Maximilian Wolfram (rechts) und der FC Ingolstadt spielen am Dienstagab­end daheim gegen Eintracht Braunschwe­ig.

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