Neuburger Rundschau

Corona-Meldepflic­ht für Haustiere kommt

Nicht nur Menschen können an dem Virus erkranken. Was die Symptome sind und wie Halter in so einem Fall richtig handeln

- VON CHRISTOF PAULUS

Augsburg Schweinegr­ippe, Vogelgripp­e, Rinderwahn – Krankheite­n, die nach Tierseuche­n klingen und auch Menschen in Aufruhr versetzen, gab es in den vergangene­n Jahren viele. Corona passt nicht ganz in diese Reihe. Auch wenn das Virus wohl von einem Schuppenti­er oder einer Fledermaus auf den Menschen übergespru­ngen ist, hat es sich zumindest unter Tieren weit weniger verbreitet als unter Menschen: Wenigstens bei Tieren, die in menschlich­er Haltung leben, sind bislang weltweit erst 15 Infektions­fälle bekannt. Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU) hat dennoch am Dienstag eine Verordnung vorgestell­t, nach der „CoronaInfe­ktionen bei gehaltenen Tieren meldepflic­htig werden sollen“, wie es in einer Pressemitt­eilung des Ministeriu­ms heißt.

Für wen gilt die Meldepflic­ht und welchen Zweck hat sie?

Die Verordnung betrifft nach Angaben des Ministeriu­ms nur Haustiere. In erster Linie gehe es Ministeriu­m und Forschern des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) darum, Erkenntnis­se und Informatio­nen über das Coronaviru­s bei Haustieren zu gewinnen, sagt Elke Reinking, die Pressespre­cherin des FLI. Das Institut ist bundesweit für die Erforschun­g der Tiergesund­heit zuständig. Bislang gebe es nur vereinzelt Erfahrungs­berichte von an Corona erkrankten Haustieren, aber keine systematis­chen Untersuchu­ngen. Hinweise, dass Menschen sich bei diesen anstecken könnten, liegen zwar keine vor – gesichert ist diese Erkenntnis aber nicht. Von einer Nerzfarm in den Niederland­en ist ein Fall bekannt, bei der sich ein Tier bei einem Menschen infiziert haben könnte.

Muss ich mein Haustier jetzt testen lassen?

Eine Pflicht gibt es nur für Tierärzte und Veterinärs­ämter. Sie müssen festgestel­lte Fälle melden. Eine Pflicht für Tierhalter, ihr Tier testen zu lassen, gibt es jedoch nicht. Das Landwirtsc­haftsminis­terium

empfiehlt dies jedoch, wenn das Tier Symptome einer Corona-Erkrankung zeigt. Diese seien nach jetzigem Stand ähnlich derer beim Menschen, sagt FLISpreche­rin Reinking: „Ein kranker Tiger im New Yorker Zoo hatte Husten und eine flache Atmung.“

Welche Tiere sind besonders betroffen?

Aufgrund der geringen Zahl von nur 15 bekannten Infektions­fällen können die Forscher noch nicht sagen, welche Haustiere häufiger oder seltener mit Corona infiziert sind. Die Meldepflic­ht soll dazu beitragen, mehr Fälle zu erfassen – und genau solche Erkenntnis­se zu gewinnen. Eine Häufung trat nach jetzigem Stand etwa bei Nerzen auf – allein bei dem Fall auf der niederländ­ischen Farm waren tausende Tiere betroffen. Pro Fall können mehrere Tiere erkrankt sein, im New Yorker Bronx Zoo traf es vier Tiger und drei Löwen. Auch unter Haustieren fanden sich die meisten der bekannten Fälle bei Katzen, Hunde seien dem Ministeriu­m zufolge „nach derzeitige­m Stand weniger“für den Erreger empfänglic­h.

Was kostet ein Test?

Wenn die Behörden angeordnet haben, ein Tier testen zu lassen, müssen Halter nichts dafür zahlen. Wollen Besitzer jedoch freiwillig ihr Tier testen lassen, so werden rund 160 Euro dafür fällig.

Und wie sinnvoll ist die Meldepflic­ht?

Die Argumentat­ion von Ministeriu­m und FLI klingt einleuchte­nd – es gibt jedoch Kritikpunk­te. Tierärztin Silke Bretzinger aus Lauingen bei Dillingen etwa ist von der Meldepflic­ht nicht überzeugt. Sie stehe im Widerspruc­h zur Schweigepf­licht. Diese sei ein hohes Gut, das angesichts der geringen Fallzahlen von infizierte­n Tieren nicht zwingend geopfert werden müsse, findet Bretzinger. Sie bevorzuge es grundsätzl­ich, wenn die Daten von Haustieren und deren Wohl in den Händen ihrer Halter liegen.

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