Neuburger Rundschau

So funktionie­rt die Corona-App

Seit Dienstag steht die lange angekündig­te Corona-Warn-App der Bundesregi­erung zum Download bereit. Wir haben ausprobier­t, was Nutzer erwartet, die sich das kostenlose Programm herunterla­den

- VON JAKOB STADLER

Augsburg „Unbekannte­s Risiko“– wer die nach langen Vorarbeite­n veröffentl­ichte Corona-Warn-App öffnet, sieht aktuell diese Meldung in einem grauen Kästchen auf dem Smartphone-Bildschirm. Das ist aber kein Fehler des Programms. Denn so kurz nach dem Start kann die App noch nicht abschätzen helfen, wie hoch das Risiko ist, sich mit Corona infiziert zu haben. Die Risiko-Ermittlung muss erst einige Zeit aktiviert sein, um ein Infektions­risiko zu berechnen. Und die App steht erst seit der Nacht auf Dienstag zum Download bereit.

In einigen Tagen sollte bei jedem neuen Nutzer aus dem grauen Kästchen ein grünes werden, in dem dann „Niedriges Risiko“steht. Das ist der Fall, wenn der Nutzer keinen Kontakt mit Menschen hatte, die in der App als infiziert gemeldet wurden. Wer einem Infizierte­n zu lange zu nahe kommt, erhält ein rotes Kästchen. Darin steht dann „Erhöhtes Risiko“, verknüpft mit dem Hinweis, zu Hause zu bleiben und

Kontakt mit dem Hausarzt, dem ärztlichen Bereitscha­ftsdienst oder dem Gesundheit­samt aufzunehme­n.

Die App funktionie­rt dann am besten, wenn sie auf möglichst vielen Smartphone­s installier­t ist. Über die Bluetooth-Funktion, die eigentlich zur Datenübert­ragung über kurze Distanz gedacht ist, registrier­t das Programm, wie nahe das Smartphone anderen Menschen kommt – oder besser: anderen AppNutzern. Am Dienstag verzeichne­te allein Googles Play Store mehr als 100000 Downloads.

Wer die App zum ersten Mal öffnet, sieht zunächst mal einen Begrüßungs­text. „Mehr Schutz für Sie und uns alle“, verspricht dieser. Danach wird es ausführlic­h: Mehrere Hinweise zum Datenschut­z folgen. Der Datenschut­z war und ist das zentrale Thema der Diskussion rund um die Corona-App. Jeder Nutzer muss nun seine Zustimmung zur „Risiko-Ermittlung“abgeben – erst dann sendet das Handy anonymisie­rte Codes an andere App-Nutzer in der Nähe. Die Zustimmung lässt sich jederzeit widerrufen. Eine

Anmeldung ist nicht erforderli­ch. Die Bluetooth-Funktion muss aber von nun an dauerhaft angeschalt­et bleiben. Das Datenvolum­en wird nicht belastet, denn alle Anbieter stellen die Datennutzu­ng für die App von allen Gebühren frei.

Die weiteren Funktionen sind übersichtl­ich. Auf der Startseite gibt es unter der Kachel, die das Risiko anzeigt, die Möglichkei­t, ein positives Testergebn­is anzugeben. Damit sich nur wirklich positiv getestete Menschen melden können, ist die Eingabe einer TAN oder das Scannen eines QR-Codes notwendig.

Ein Klick auf eine dritte Kachel bringt den Nutzer zu einer Liste häufig gestellter Fragen. Über das Menü gelangt man zu einem Überblick, der wichtige Begriffe rund um die Anwendung erklärt. Die

Bedienung sollte einfach sein, und das ist sie. Komplizier­ter als die Datenschut­zhinweise wird es nicht mehr.

Ein Argument von Befürworte­rn der App war in der Datenschut­zdebatte immer: Der Standort wird nicht aufgezeich­net. Für die Ermittlung der Kontakte ist nicht erheblich, wo man diese getroffen hat. Daher sendet die App anonymisie­rte Zahlencode­s, die auf den Geräten in der Nähe gespeicher­t – und nach 14 Tagen wieder gelöscht werden. Wenn ein Infizierte­r seinen positiven Test registrier­t, bekommen seine Kontakte eine Benachrich­tigung. Sie erfahren aber nicht, wer der Infizierte ist. Doch auch wenn diese Funktion für die App nicht nötig ist, teilen viele Smartphone­s ihren Nutzern mit, dass neben der Bluetooth-Funktion auch die Standortfr­eigabe aktiviert sein muss. Das liegt nicht an der Corona-App, sondern an Googles Betriebssy­stem Android. Die nötige Bluetooth-Low-Energy-Funktion lässt sich nur mit eingeschal­tetem Ortungsdie­nst verwenden. Für die aktuellen Huawei-Modelle, die wegen des Handelskon­flikts zwischen den USA und China die GoogleDien­ste nicht nutzen dürfen, will der chinesisch­e Hersteller die notwendige­n Schnittste­llen nachbauen. Das wird aber noch etwas dauern.

Bei iPhones muss die Standortfr­eigabe nicht aktiviert werden. Dafür gibt es bei den Apple-Geräten ein anderes Problem. Die App benötigt die aktuellste Version des Betriebssy­stems (iOS 13.5). Viele Nutzer müssen vor der Installati­on also wohl erst ein Update herunterla­den. Und einige können das nicht: Wer ein iPhone 6 oder älter besitzt, kann das Update nicht mehr aufspielen und damit auch die Corona-App nicht installier­en.

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Foto: dpa So sieht die App nach der Installati­on aus.

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