So funktioniert die Corona-App
Seit Dienstag steht die lange angekündigte Corona-Warn-App der Bundesregierung zum Download bereit. Wir haben ausprobiert, was Nutzer erwartet, die sich das kostenlose Programm herunterladen
Augsburg „Unbekanntes Risiko“– wer die nach langen Vorarbeiten veröffentlichte Corona-Warn-App öffnet, sieht aktuell diese Meldung in einem grauen Kästchen auf dem Smartphone-Bildschirm. Das ist aber kein Fehler des Programms. Denn so kurz nach dem Start kann die App noch nicht abschätzen helfen, wie hoch das Risiko ist, sich mit Corona infiziert zu haben. Die Risiko-Ermittlung muss erst einige Zeit aktiviert sein, um ein Infektionsrisiko zu berechnen. Und die App steht erst seit der Nacht auf Dienstag zum Download bereit.
In einigen Tagen sollte bei jedem neuen Nutzer aus dem grauen Kästchen ein grünes werden, in dem dann „Niedriges Risiko“steht. Das ist der Fall, wenn der Nutzer keinen Kontakt mit Menschen hatte, die in der App als infiziert gemeldet wurden. Wer einem Infizierten zu lange zu nahe kommt, erhält ein rotes Kästchen. Darin steht dann „Erhöhtes Risiko“, verknüpft mit dem Hinweis, zu Hause zu bleiben und
Kontakt mit dem Hausarzt, dem ärztlichen Bereitschaftsdienst oder dem Gesundheitsamt aufzunehmen.
Die App funktioniert dann am besten, wenn sie auf möglichst vielen Smartphones installiert ist. Über die Bluetooth-Funktion, die eigentlich zur Datenübertragung über kurze Distanz gedacht ist, registriert das Programm, wie nahe das Smartphone anderen Menschen kommt – oder besser: anderen AppNutzern. Am Dienstag verzeichnete allein Googles Play Store mehr als 100000 Downloads.
Wer die App zum ersten Mal öffnet, sieht zunächst mal einen Begrüßungstext. „Mehr Schutz für Sie und uns alle“, verspricht dieser. Danach wird es ausführlich: Mehrere Hinweise zum Datenschutz folgen. Der Datenschutz war und ist das zentrale Thema der Diskussion rund um die Corona-App. Jeder Nutzer muss nun seine Zustimmung zur „Risiko-Ermittlung“abgeben – erst dann sendet das Handy anonymisierte Codes an andere App-Nutzer in der Nähe. Die Zustimmung lässt sich jederzeit widerrufen. Eine
Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Bluetooth-Funktion muss aber von nun an dauerhaft angeschaltet bleiben. Das Datenvolumen wird nicht belastet, denn alle Anbieter stellen die Datennutzung für die App von allen Gebühren frei.
Die weiteren Funktionen sind übersichtlich. Auf der Startseite gibt es unter der Kachel, die das Risiko anzeigt, die Möglichkeit, ein positives Testergebnis anzugeben. Damit sich nur wirklich positiv getestete Menschen melden können, ist die Eingabe einer TAN oder das Scannen eines QR-Codes notwendig.
Ein Klick auf eine dritte Kachel bringt den Nutzer zu einer Liste häufig gestellter Fragen. Über das Menü gelangt man zu einem Überblick, der wichtige Begriffe rund um die Anwendung erklärt. Die
Bedienung sollte einfach sein, und das ist sie. Komplizierter als die Datenschutzhinweise wird es nicht mehr.
Ein Argument von Befürwortern der App war in der Datenschutzdebatte immer: Der Standort wird nicht aufgezeichnet. Für die Ermittlung der Kontakte ist nicht erheblich, wo man diese getroffen hat. Daher sendet die App anonymisierte Zahlencodes, die auf den Geräten in der Nähe gespeichert – und nach 14 Tagen wieder gelöscht werden. Wenn ein Infizierter seinen positiven Test registriert, bekommen seine Kontakte eine Benachrichtigung. Sie erfahren aber nicht, wer der Infizierte ist. Doch auch wenn diese Funktion für die App nicht nötig ist, teilen viele Smartphones ihren Nutzern mit, dass neben der Bluetooth-Funktion auch die Standortfreigabe aktiviert sein muss. Das liegt nicht an der Corona-App, sondern an Googles Betriebssystem Android. Die nötige Bluetooth-Low-Energy-Funktion lässt sich nur mit eingeschaltetem Ortungsdienst verwenden. Für die aktuellen Huawei-Modelle, die wegen des Handelskonflikts zwischen den USA und China die GoogleDienste nicht nutzen dürfen, will der chinesische Hersteller die notwendigen Schnittstellen nachbauen. Das wird aber noch etwas dauern.
Bei iPhones muss die Standortfreigabe nicht aktiviert werden. Dafür gibt es bei den Apple-Geräten ein anderes Problem. Die App benötigt die aktuellste Version des Betriebssystems (iOS 13.5). Viele Nutzer müssen vor der Installation also wohl erst ein Update herunterladen. Und einige können das nicht: Wer ein iPhone 6 oder älter besitzt, kann das Update nicht mehr aufspielen und damit auch die Corona-App nicht installieren.