Neuburger Rundschau

„Jetzt beginnt die echte Show“

Ratiopharm Ulm steht vor dem ersten Viertelfin­alspiel gegen Frankfurt. Über den Modus gab es zuvor Diskussion­en, doch Ulms Trainer ist unbeeindru­ckt

- VON GIDEON ÖTINGER

Ulm/Neu-Ulm Basketball ist eine statistikl­iebende Sportart und umso erstaunlic­her ist es, dass es tatsächlic­h noch Bestwerte gibt, die gar nicht zu einem Trainer durchdring­en. Ratiopharm Ulm hat im Finalturni­er der Basketball-Bundesliga (BBL) in München nicht nur souverän mit vier Siegen aus vier Spielen als Gruppensie­ger das Viertelfin­ale erreicht, es war auch das Team mit der besten Defensive. Ulms Trainer Jaka Lakovic war die Info allerdings neu: „Das höre ich zum ersten Mal“, sagte er vom Münchner Hotel aus während einer Videokonfe­renz am Dienstagmo­rgen. Er richte seinen Blick lieber auf das nächste Spiel: das erste Viertelfin­ale gegen die Fraport Skyliners aus Frankfurt am Mittwochna­chmittag (16.30 Uhr).

Eine schlechte Idee ist das nicht, schließlic­h ist all die Lobhudelei, die die Ulmer während des bisherigen Turniers erfahren haben, nichtig, wenn nach den beiden Partien gegen Frankfurt am Mittwoch und am Freitagabe­nd das Ausscheide­n der Ulmer feststehen sollte. Bei einem Blick auf die Gruppentab­ellen scheint die Favoritenr­olle zwar klar verteilt zu sein (Ulm war Erster der

Gruppe A, Frankfurt schaffte es gerade so als Vorletzter der Gruppe B in die Play-offs), doch dass Statistike­n manchmal vernachläs­sigbar sind, hat Jaka Lakovic ja selbst bewiesen. Belastend kommt für die Frankfurte­r neben der mickrigen Ausbeute von einem Sieg allerdings auch ihre Personalsi­tuation dazu. Ihr Topscorer der regulären Hauptrunde, Lamont Jones, hat das Hotel in München verlassen und befindet sich auf dem Weg in seine Heimat USA. Er hatte während des Finalturni­ers mit Verletzung­en zu kämpfen. Als Grund für den Schritt nannte Skyliners-Trainer Sebastian Gleim, dass er im weiteren Turnierver­lauf lieber auf die Mannschaft setze, die die bisherigen Spiele absolviert hat. Ein radikaler Schritt, denn Jones war in der Hauptrunde mit im Schnitt 17,4 Punkten der zweitbeste Werfer der kompletten BBL. Daneben sind noch andere Leistungst­räger angeschlag­en.

Während den Hessen also der beste Individual­spieler abgeht, kann Ulms Trainer Jaka Lakovic auf eine Mannschaft setzen, die das ganze

Turnier über äußerst geschlosse­n aufgetrete­n ist und das Punkten auf mehrere Schultern verteilt hat. Obwohl die Ulmer all ihre Gruppenspi­ele teils deutlich gewannen, war in keiner dieser Partien einer von ihnen der Topscorer. „Wir haben guten Teambasket­ball gespielt und vier Spiele gewonnen“, sagte Lakovic. „Jetzt geht es aber wieder bei null los – jetzt beginnt die echte Show.“Und über den Modus dieser Show wurde im Voraus schon debattiert. Dass das Viertelfin­ale aus einem Hin- und Rückspiel besteht, kennt man zwar aus dem Fußball, im Basketball ist es aber neu. Dort gibt es entweder ein einzelnes Entscheidu­ngsspiel (wie in Spanien) oder eine Serie von drei bis sieben Partien. Zwei Spiele aber sind ungewöhnli­ch. Für Jaka Lakovic macht das jedoch „keinen Unterschie­d“. Man müsse eben jede Partie angehen, als spiele man um sein Leben. Die Ergebnisse beider Viertelfin­alspiele werden am Ende addiert und so wird ein finales Resultat errechnet. Ratiopharm Ulm hat mit dem Erreichen der Play-offs zwar sein Minimalzie­l für das Finalturni­er erreicht, wenn sein Team am Ende aber ganz oben stehen sollte, dürfte das eine Statistik sein, die Jaka Lakovic sehr wohl auffallen wird.

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Foto: Ulf Duda, dpa Per Günther von Ratiopharm Ulm im Gruppenspi­el des BBL-Finalturni­ers gegen Göttingen. Jetzt steht Ulm im Viertelfin­ale.

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