Die zwei Seiten von Corona
Corona ist noch nicht vorbei. Und doch kehrt der Alltag Stück für Stück zurück. Die meisten Kinder dürfen wieder in Kindergärten und Schulen, die Erwachsenen beenden ihr Homeoffice und mit den Fitnessstudios und Kinos dürfen auch die letzten Betriebe wieder ihre Pforten öffnen.
Um eine Bilanz zu ziehen, ist es noch zu früh. Jederzeit kann sich ein Landkreisbürger irgendwo infizieren und das Virus wieder zurückbringen. Und doch kann man ein erstes Fazit ziehen, ein Fazit aus der Akutphase. Das Gesundheitsamt in Neuburg hat die Herausforderung stemmen können, Ärzte und Kliniken kamen nie an ihre Kapazitätsgrenzen und auch das Landratsamt und die Neuburger Polizei meisterten die vergangenen Monate unter höchstem Arbeitseinsatz hervorragend.
Doch die menschliche Komponente fällt ernüchternder aus. Unbestritten gab es gerade zu Anfang des Lock-downs ein großes Gemeinschaftsgefühl. Aber je länger die Kontaktbeschränkung dauerte, desto mehr spaltete sie die Menschen. Da war der Nachbar, der die Polizei rief, wenn jemand unerlaubterweise Besuch empfing, Kinder mit anderen spielten oder zwei Familien auf der Straße ein Pläuschchen hielten. Da war der Supermarktbesucher, der die Flucht ergriff, sobald einer hustete. Da war der Securitymitarbeiter, der Kunden abwies, weil sie ihre Kinder dabei hatten. Und da waren die verächtlichen Blicke, die zunächst asiatisch aussehende Menschen trafen, später vermeintliche Asylbewerber und Erntehelfer.
Auch das ist Corona. Vielleicht bringt der zurückkehrende Alltag auch hier wieder ein Stückchen Normalität.
Telegramm