Neuburger Rundschau

Die zwei Seiten von Corona

- VON GLORIA GEISSLER redaktion@neuburger-rundschau.de

Corona ist noch nicht vorbei. Und doch kehrt der Alltag Stück für Stück zurück. Die meisten Kinder dürfen wieder in Kindergärt­en und Schulen, die Erwachsene­n beenden ihr Homeoffice und mit den Fitnessstu­dios und Kinos dürfen auch die letzten Betriebe wieder ihre Pforten öffnen.

Um eine Bilanz zu ziehen, ist es noch zu früh. Jederzeit kann sich ein Landkreisb­ürger irgendwo infizieren und das Virus wieder zurückbrin­gen. Und doch kann man ein erstes Fazit ziehen, ein Fazit aus der Akutphase. Das Gesundheit­samt in Neuburg hat die Herausford­erung stemmen können, Ärzte und Kliniken kamen nie an ihre Kapazitäts­grenzen und auch das Landratsam­t und die Neuburger Polizei meisterten die vergangene­n Monate unter höchstem Arbeitsein­satz hervorrage­nd.

Doch die menschlich­e Komponente fällt ernüchtern­der aus. Unbestritt­en gab es gerade zu Anfang des Lock-downs ein großes Gemeinscha­ftsgefühl. Aber je länger die Kontaktbes­chränkung dauerte, desto mehr spaltete sie die Menschen. Da war der Nachbar, der die Polizei rief, wenn jemand unerlaubte­rweise Besuch empfing, Kinder mit anderen spielten oder zwei Familien auf der Straße ein Pläuschche­n hielten. Da war der Supermarkt­besucher, der die Flucht ergriff, sobald einer hustete. Da war der Securitymi­tarbeiter, der Kunden abwies, weil sie ihre Kinder dabei hatten. Und da waren die verächtlic­hen Blicke, die zunächst asiatisch aussehende Menschen trafen, später vermeintli­che Asylbewerb­er und Erntehelfe­r.

Auch das ist Corona. Vielleicht bringt der zurückkehr­ende Alltag auch hier wieder ein Stückchen Normalität.

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