Mittelalterliches Leben hören und sehen
Die Schau in Aichach und Friedberg ist seit einer Woche für Besucher geöffnet. Im Feuerhaus lässt sich Vergangenheit erleben und an die Zukunft denken. Was die Besucher davon halten
Aichach Ein Hahn kräht, Pferdegetrappel ist zu hören und das Rattern von Rädern auf Kopfsteinpflaster. Im Feuerhaus in Aichach bekommen Besucher der Bayerischen Landesausstellung „Stadt befreit – Wittelsbacher Gründerstädte“einen virtuellen Eindruck vom Leben in einer mittelalterlichen Stadt. Das ist aber nur einer der Aspekte, den das Multimedia-Zentrum zeigt.
Es sind nur wenige Schritte von der Neuzeit an der Kasse am Feuerhaus bis ins mittelalterliche Aichach. Lediglich ein Vorhang trennt die beiden Welten. Ein kurzer Film hilft beim Sprung in die Vergangenheit. Er erzählt von der Zerstörung der Pfalzgrafenburg in Oberwittelsbach, vom Aufstieg der herzoglichen Linie der Wittelsbacher und der Gründung von Städten wie Aichach. Eine Nonne aus dem Kühbacher Kloster erzählt, wie es alle in die Stadt zieht. „Reumütig werden sie wieder zurückrollen“, glaubt sie.
Das pralle Stadtleben wartet im nächsten Raum. Die Besucher erleben akustisch, wie zum Beispiel Mehl angeliefert wird oder Handwerker an einem Haus bauen. Beleuchtete Häuserzeilen liefern jeweils die optische Erklärung. Ein besonderes Erlebnis sind die virtuellen Rundflüge durch München, wie es am Ende des 16. Jahrhunderts aussah. Ein Holzmodell, das in 3D visualisiert wurde, macht es möglich, in diese Welt einzutauchen.
Um die Stadt der Gegenwart geht es in einem anderen Raum. Besucher können sich dort zum Beispiel die Geschichte des Münchener Hauptbahnhofs anhören oder dem früheren Landrat Josef Bestler zuhören, wenn er von Aichach erzählt, wie „unser Stadtl stücklweis gewachsen“ist.
Ebenfalls dreidimensional ist das Modell, das Aichach im Jahr 1914 zeigt. Farbig unterlegt werden zum Beispiel der Verlauf der Stadtmauer im 14. Jahrhundert oder die Wasserversorgung im 18. Jahrhundert gezeigt. Auch der Besuch des Bayernkönigs im Jahr 1914 kann verfolgt werden. Passend dazu sind an der Wand Fotos davon aufgehängt.
Das Ehepaar Lorenz aus Nandlstadt bei Freising ist überrascht, als es von dem Besuch Ludwig III. hört. „Dass der König da war, wussten wir noch gar nicht“, sagen sie. Auch über die Stadtentwicklung zu hören, finden sie interessant. „Die ganze Ausstellung ist sehr lehrreich“, loben sie. Nach dem Feuerhaus geht es für die beiden weiter zum Wittelsbacher Schloss in Friedberg, dem zweiten Ausstellungsort der Landesausstellung.
Von dort kommt gerade das Ehepaar Weber aus Neusäß (Landkreis Augsburg). Die Ausstellung dort sei sehr klar strukturiert, loben sie. Ein „bisschen schwierig“empfanden sie, dass sie nur ein bestimmtes Zeitfenster zur Verfügung hatten. Im Feuerhaus freuen sie sich, dass sie alles in Ruhe ansehen können. Laut den Corona-Auflagen werden dort alle zehn Minuten fünf Personen eingelassen. Die Besucher kommen zwar kontinuierlich, aber nicht so zahlreich, dass es lange Wartezeiten gibt.
Virtuelle Rundflüge durch das mittelalterliche München