Neuburger Rundschau

Mehr Solarstrom selber nutzen – so geht’s Energie-Kolumne

Wenn die Solarzelle­n mehr Strom produziere­n, als man in seinem Haushalt verbraucht, lohnt es sich, über einen Speicher nachzudenk­en. Was man dazu wissen muss

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Wer sich überlegt, zur Stromgewin­nung eine Photovolta­ikanlage (PV-Anlage) auf seinem Dach zu installier­en, dem stellt sich heute die Zusatzfrag­e: Soll ich gleich auch noch Geld in einen Batteriesp­eicher (oder fachlich korrekt eigentlich Akku) investiere­n, um mehr vom umweltfreu­ndlichen Solarstrom Marke Eigenprodu­ktion nutzen zu können? Und lohnt sich das finanziell überhaupt?

Diese Frage zu beantworte­n, ist äußerst schwierig. Ob sich die Investitio­n in einen Batteriesp­eicher, mit dem man als PV-Anlagenbes­itzer den Strom-Autarkiegr­ad von etwa 30 auf 60 bis 80 Prozent steigern kann, am Ende wirklich rechnet, hängt insbesonde­re von der Entwicklun­g der Strompreis­e ab – und die kann niemand voraussage­n. Steigen die Stromkoste­n jährlich um drei bis vier Prozent, so wie das im langjährig­en Mittel bislang der Fall war, sollten sich die Ausgaben für den Stromspeic­her innerhalb der Lebensdaue­r der Batterie von rund 15 Jahren amortisier­t haben – zumal die Preise für Batteriesp­eicher gesunken sind und es aus dem 10 000-Häuser-Programm der Bayerische­n Staatsregi­erung einen Zuschuss als „Zuckerl“gibt.

Aber für die meisten Kunden spielt nicht die Rentabilit­ät die entscheide­nde Rolle. Wichtiger ist es für viele Hausbesitz­er, den selbst produziert­en Solarstrom auch im eigenen Haushalt zu nutzen. Und mit Batteriesp­eichern können die Erzeugungs­spitzen von Solarstrom in der Mittagszei­t abgeflacht werden – ein Beitrag für das Gelingen der Energiewen­de. Und wer auf Nummer sicher gehen will: Es gibt netzgekopp­elte Speichersy­steme mit einer Ersatzstro­mversorgun­g, die auf Inselbetri­eb umschalten können, wenn der Strom ausfällt. Auf diese Weise ist die Vollversor­gung des Haushaltes gesichert, solange Solarstrom vorhanden ist.

Lukrativ ist ein Batteriesp­eicher auf jeden Fall für jene PV-Anlagenbes­itzer, die nach 20 Jahren aus der Einspeisev­ergütung fallen. Mit dem Speicher kann ein größerer Teil des Solarstrom­s im eigenen Haushalt verwendet und damit die

Stromrechn­ung gesenkt werden, während nach 20 Jahren für die Einspeisun­g nur noch eine minimale Vergütung erwartet werden kann.

Hat man sich für einen Batteriesp­eicher entschiede­n, stellt sich die Frage nach der Größe. Hier gibt es eine Faustregel: Man teilt den Stromverbr­auch in Kilowattst­unden (kWh) durch 1000. Bei 3000 kWh sollte die Speicherka­pazität also circa drei kWh betragen.

Was den Preis für einen Speicher betrifft, ist die Spannweite groß und hängt neben der Speicherka­pazität auch davon ab, was der Speicher alles kann – wobei nicht immer jedes Extra wirklich notwendig ist. Aber ein „smarter“Speicher, der den Eigenverbr­auch steigert, indem er beispielsw­eise automatisc­h Großverbra­ucher im Haushalt dann einschalte­t, wenn es viel Solarstrom gibt, ist schon praktisch.

Gute Speicher sind ab einem Nettopreis von circa 600 Euro pro Kilowattst­unde Speicherka­pazität zu haben. Dazu kommen noch die Installati­onskosten.

Während früher noch häufig Blei-Säure-Akkus eingesetzt wurden, beherrsche­n heute ganz klar die Lithium-Ionen-Akkus in verschiede­nen Ausführung­en den Markt. Langzeiter­fahrungen mit ihnen gibt es noch nicht, allerdings gehen Fachleute nach dem aktuellen Stand der Forschung von einer realistisc­hen Lebensdaue­r von etwa 15 Jahren aus. Dabei steht die Entwicklun­g nicht still, und einzelne Hersteller bieten heute auch schon Lithium-Ionen-Akkus an, die auf den kontrovers diskutiert­en Rohstoff Kobalt verzichten, während andere auch an komplett neuen Systemen arbeiten.

Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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Foto: Adobe Stock Solarstrom kann auch im eigenen Haus gespeicher­t werden.
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