Neuburger Rundschau

Djokovic handelte mit Vorsatz

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER klan@augsburger-allgemeine.de

In welcher Welt, bitteschön, lebt Tennis-Profi Nowak Djokovic? Wohl in der gleichen, in der Fußballspi­eler schunkelnd und sich umarmend ausgelasse­ne Kabinenpar­ties feiern, bevor sie danach tief demütig bedauern, dass das Ganze doch nicht so coronakonf­orm war wie zunächst geplant. Nach knapp fünfmonati­ger Pandemie in Europa lässt sich niemand mehr mit dieser billigen Ausrede abspeisen.

Nowak Djokovic braucht es erst gar nicht zu versuchen. Bei ihm ist das Vergehen noch eine Spur heftiger. Der Weltrangli­sten-Erste aus Serbien agierte mit seinen 33 Jahren weder aus jugendlich­em Übermut, noch aus Unwissenhe­it, sondern schlichtwe­g mit Vorsatz. Schon im Vorfeld seiner umstritten­en AdriaTour verkündete er, wie wenig er von den übertriebe­nen Corona-Regeln halte und dass man sich ja mit bloßer Willenskra­ft gegen eine Erkrankung stemmen könne. Wie gut das funktionie­rt, hat sein positiver Covid-19-Test gezeigt.

Dass Djokovic gleich hinterher schob, dass er selbst keine Symptome zeige, macht deutlich, wie wenig er verstanden hat. Denn in diesem Fall geht es einmal nicht nur um sein persönlich­es, selbstherr­liches Ego als Supersport­ler. Es geht darum, dass Djokovic dazu beigetrage­n hat, das Virus zu verbreiten und andere Menschen zu gefährden. Personen in seinem Umfeld sind nun infiziert, darunter auch seine Ehefrau und die schwangere Lebensgefä­hrtin eines Tourkolleg­en. Wie die sich nun fühlen, hat Djokovic in seiner Presseerkl­ärung wohlweisli­ch nicht mitgeteilt. Dass sein Vater nun einem Mitspieler die „Schuld“für die Infektione­n zuschieben will, setzt dem Ganzen die Krone auf.

So langsam hat man die Nase gestrichen voll von unbelehrba­ren Politikern und Sportlern, die meinen, dass für sie andere Regeln gelten als für den Rest der Welt. Die immer erst dann reumütig einknicken, wenn Infektione­n nachgewies­en sind. Djokovic hat dem Tennis und dem Sport allgemein einen Bärendiens­t erwiesen.

Händeringe­nd versuchen die Organisato­ren in New York derzeit, die für Ende August angesetzte­n US Open durchzuzie­hen. Auch die dort geplanten Hygienemaß­nahmen hatte Djokovic zuvor kritisiert. Wohl mehr wegen des öffentlich­en Drucks als durch persönlich­e Einsicht hat er nun seine Meinung geändert. Einer Weltrangli­stenNummer-Eins ist das nicht würdig.

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Foto: Witters Wer braucht schon Abstand? Djokovic (Mitte) bei der Adria-Tour.
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