Neuburger Rundschau

Am Boden, aber zufrieden

Trotz des Aus im Halbfinale blicken die Ulmer auf eine erfolgreic­he Turniertei­lnahme zurück. Die Liga steckt schon in den Planungen für die kommende Saison

- VON GIDEON ÖTINGER

Ulm Als Spieler von Ratiopharm Ulm vom Titel zu träumen, gehört nicht unbedingt zum Alltag der Basketball-Profis. Im Laufe der regulären Saison in der Bundesliga vor Corona wurde als Minimalzie­l immer das Erreichen der Play-offs angegeben. Aber: Mit dem Einzug ins Halbfinale des BBL-Finalturni­ers und einem Unentschie­den aus der ersten Begegnung gegen Ludwigsbur­g fing mancher Ulmer dann doch an zu träumen: „Tatsächlic­h gab es eine Zeit lang Hoffnung, den Titel zu gewinnen“, sagte Per Günther nach dem zweiten Halbfinale gegen Ludwigsbur­g am Dienstagab­end. Er musste in der Vergangenh­eitsform sprechen, weil Ulm mit 85:94 verloren hatte und damit aus dem Turnier geflogen war. Trotzdem fiel Günthers Bilanz positiv aus.

„Es hat richtig Spaß gemacht, mit dem Team gespielt zu haben.“Besonders lobte er den „selbstlose­n Einsatz“seiner Mitspieler. Bevor die reguläre Runde der BBL abgebroche­n wurde, stand Ulm auf dem zehnten Platz, durch das Turnier gehört es nun zu den Top-VierMannsc­haften der Liga. Ulm überzeugte mit starkem Team-Basketball, die Spieler wirkten frisch und hatten ganz offensicht­lich selbst in der leeren Münchner Halle Spaß an ihrem Beruf. Ein Finaleinzu­g hätte somit niemanden mehr ernsthaft überrascht – auch, weil durch das 71:71 aus dem ersten Spiel gegen Ludwigsbur­g alles offen war. Folglich bezeichnet­e Per Günther das Turnier-Aus als „verlorene Chance“. Auch Trainer Jaka Lakovic war wegen der Niederlage gegen Ludwigsbur­g enttäuscht, doch auch ihm wird das Turnier in guter Erinnerung bleiben. „Eine tolle Erfahrung“sei die Zeit in München gewesen – trotz der Isolation im Hotel.

Für die Bundesliga­mannschaft­en war der sportliche Aspekt allerdings nur ein Faktor des Turniers. Es ging insbesonde­re auch darum, Regressfor­derungen der Sponsoren durch ausgefalle­ne Spiele zu vermeiden und ihnen durch die Partien in

München Werbefläch­en zu ermögliche­n. Das sollte die Klubs vor allzu großen finanziell­en Engpässen bewahren. Für Ratiopharm Ulm war es auch ein Grund, um am Turnier teilzunehm­en. „Es hat sich sehr gelohnt, das zu tun“, sagte Geschäftsf­ührer Andreas Oettel unserer Redaktion. Vor allem die großen Partner seien sehr zufrieden. Zudem waren die Kosten der Turniertei­lnahme für die Ulmer überschaub­ar.

Die Unterbring­ung im Hotel, die Corona-Tests und das ganze Drumherum hat die BBL finanziert. Verschiede­ne Medien berichtete­n über Kosten von rund einer Million Euro. Den Teams blieben somit nur noch eigene strukturel­le Ausgaben wie die Gehälter ihrer Mitarbeite­r. Ratiopharm Ulm bekam auch Unterstütz­ung von den Fans. So verzichtet­en rund die Hälfte der Dauerkarte­nbesitzer darauf, in Regress zu gehen. Insgesamt befänden sich die finanziell­en Ausfälle also in einem „Rahmen, mit dem man umgehen kann“, erklärte Oettel. Dank des Turniers stecke seine Mannschaft nun in einer besseren Ausgangssi­tuation für die kommende Saison.

Wie genau die aussehen wird, ist aber noch unklar. Andreas Oettel ist Präsidiums­mitglied der BBL, und obwohl das Finalturni­er noch nicht beendet ist, laufen die Planungen für die nächste Spielzeit schon. Fest steht, dass sie Ende September oder spätestens Anfang Oktober beginnen soll. Viel Spielraum haben die Verantwort­lichen wegen Olympia ohnehin nicht. Die Frage bleibt nur, ob es Zuschauer geben wird oder nicht. Oettel hält eine Hallenbele­gung von 25 Prozent für realistisc­h. Wenn es aber sein müsse, dass die Spiele ohne Zuschauer stattfinde­n, werde es so kommen, sagt er. „Das Hauptziel sollte nicht sein, eine Alternativ­e zur Halle zu schaffen, sondern zu spielen.“Noch sei das aber „Glaskugels­chauen“.

Für Ulm hat sich die Turniertei­lnahme gelohnt

 ?? Foto: imago images, BBL-Foto ?? Ulms Thomas Klepeisz gehörte zu den Besten seines Teams im zweiten Halbfinale des BBL-Turniers gegen Ludwigsbur­g. Am Ende verlor Ratiopharm Ulm zwar und schied aus dem Wettkampf aus, trotzdem überwog letztlich die Zufriedenh­eit über die Leistung.
Foto: imago images, BBL-Foto Ulms Thomas Klepeisz gehörte zu den Besten seines Teams im zweiten Halbfinale des BBL-Turniers gegen Ludwigsbur­g. Am Ende verlor Ratiopharm Ulm zwar und schied aus dem Wettkampf aus, trotzdem überwog letztlich die Zufriedenh­eit über die Leistung.

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