Eine Mini-Flutung für den Minister
Der Polder in Riedensheim ist so gut wie fertig. Gestern hat das Wasserwirtschaftsamt das Einlasswehr getestet. Mit dabei: Umweltminister Thorsten Glauber
Rennertshofen-Riedensheim Eigentlich wollten die Fachleute des Wasserwirtschaftsamtes nur die Schieber der Polderwehre testen, doch dann hat sich der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (FW) angesagt. So ist am Donnerstag aus dem Probelauf am Einlasswehr unterhalb des Antonibergs in Stepperg ein kleiner ministerieller Auflauf geworden.
Wichtig ist vor allem, dass die neuen Stahlschützen des Wehres reibungslos auf Knopfdruck funktionieren. Und die fünf Tonnen schweren Stahlplatten bewegten sich auch wie gewünscht nach oben, als Firmenvertreter und Fachbehörde zum Testen angetreten waren. Weil die Donau mit ihrem sommerlichen Wasserstand respektvollen Abstand zum Wehr hält, simulierte das THW Neuburg mit seinen Pumpen den Wasserdruck auf das Wehr. Außerdem hob der Trupp die Dammbalken heraus, die mit der Inbetriebnahme nicht mehr benötigt werden.
Thomas Zapf, „Mr. Polder“des Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt, und Amtsleiter Martin Mayer zeigten dem bayerischen Umweltminister die Funktionsweise des Einlasswehres. Die erste kleine Flutung des Polders, der 15 Jahre Planungs- und Bauzeit erfordert hatte, bezeichnete Thorsten Glauber als „guten Tag für die Wasserwirtschaft in Bayern“. Am Polder-Konzept zur Abschwächung von Hochwasser halte die bayerische Staatsregierung fest. Glauber spricht von „Dreiteiligkeit“. Dazu gehöre die verbesserte Retention für Gewässer 3. Ordnung in der Fläche, der Hochwasserschutz an den Flüssen in Niederbayern für „HQ 100 plus Klimazuschlag“, und eben die Polder.
Von den ursprünglich elf geplanten Rückhaltebecken an der Donau ist der Polder Riedensheim der erste. Zum Standort Bertoldsheim äußerte sich der Minister nicht konkret. Die Detailuntersuchungen seien noch nicht abgeschlossen. Die Staatsregierung garantiere aber eine
„faire Partnerschaft“mit Landwirten und Anliegern. Es werde nicht über die Köpfe der Menschen entschieden.
Der Polder Bertoldsheim gilt – mit zwei weiteren Becken im Raum Regensburg – als politisch abgesagt und zu den Akten gelegt. Einen solchen Passus enthält auch der Koalitionsvertrag zwischen der CSU und den Freien Wählern. Glauber will aber vor endgültigen Entscheidungen zu den Standorten alle Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen (etwa zum Grundwasser) abwarten.
Rennertshofens Bürgermeister Georg Hirschbeck und Landrat Peter von der Grün machten dem Gast aus München vor Ort durchaus deutlich, dass ein Polder Bertoldsheim keine Akzeptanz mehr bei der Bevölkerung finde. „Wir sind solidarisch und haben mit dem Polder Riedensheim bereits einen erheblichen Beitrag geleistet“, beschwor der Bürgermeister den Umweltminister.
Der Polder Riedensheim ist noch nicht komplett abgenommen. Das Auslassbauwerk am Finkenstein braucht noch einen Probelauf, auch die Frage der Fischumleitung Bittenbrunn ist noch zu regeln. Die Schieber in Stepperg sollen erst nach oben gehen, wenn die Donau über 2000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde mit sich führt. Dann vermag das Landschaftsbecken acht Millionen Kubikmeter zur Entlastung der Unterlieger zurückzuhalten. Stromabwärts erspart das den Anliegern einige Zentimeter Wasserstand. Ab 850 Kubik sind ökologische Flutungen geplant. Die Steuerung des Polders muss in der Praxis optimiert werden. Das Wehr lässt im Ernstfall 60 Kubikmeter Donauwasser pro Sekunde heraus in die Landschaft und füllt damit das natürliche Becken in einem Tag.
Ein Donauhochwasser hat sich dieses Jahr bisher nicht angekündigt, und auch kleine Flutungen lässt der Wasserstand nicht zu. Der „Stresstest“für den 35 Millionen Euro teuren Polder kommt also noch, genauso wie die formelle Einweihung.