Neuburger Rundschau

Wann fließt wie viel Geld?

Angeblich will der Bund den Profisport mit 150 Millionen Euro unterstütz­en. Die Unsicherhe­it ist groß

- VON ANDREAS KORNES UND THOMAS WEISS

Augsburg/Kaufbeuren Es geht um 150 Millionen Euro. Laut des Nachrichte­nmagazins Der Spiegel soll diese Summe im milliarden­schweren Konjunktur­programm der Bundesregi­erung enthalten sein, um „Vereine und Unternehme­n der profession­ellen und semiprofes­sionellen Ligen“während der Corona-Krise zu unterstütz­en. Gemeint sind damit die Profiligen aus Handball, Eishockey, Basketball, Volleyball und auch Fußball (Frauen-Bundesliga und 3. Liga der Männer). Ausgenomme­n sind die Fußball-Bundesliga und 2. Bundesliga der Männer, da dort der Spielbetri­eb läuft und die TV-Gelder munter sprudeln.

Laut Spiegel dürfen insgesamt 287 Vereine auf Überbrücku­ngshilfen hoffen. Zu denen würden auch die Eishockey-Klubs aus Augsburg (DEL) und Kaufbeuren (DEL2), sowie Basketball-Erstligist Ulm gehören. Noch ist völlig offen, ob und wann wieder vor Zuschauern gespielt werden kann. Die Unsicherhe­it ist groß, denn die Vorgaben der Politik ändern sich nahezu im Wochenrhyt­hmus. Trotzdem wollen Hand- und Basketball­er Anfang Oktober loslegen, im Eishockey klammern sie sich (noch) an einen Saisonstar­t im September. „Das größte Problem ist die Ungewisshe­it. Dass uns keiner sagen kann, wann es losgeht“, sagt Jörg von Ameln, der den Spielbetri­eb der DEL leitet. Dementspre­chend unsicher ist die finanziell­e Zukunft vieler Klubs. Denn im Gegensatz zum Fußball sind sie fast alle von den Zuschauere­innahmen abhängig. Spiele vor leeren

Rängen sind keine Option. Die Fragen lauten: Deckt die jeweils erlaubte Zuschauerz­ahl die Ausgaben? Und was passiert, wenn nicht?

Viele werden also ganz genau schauen, wie groß das Stück vom Kuchen ist, den die Bundesregi­erung dem Profisport bäckt. Sind die 150 Millionen korrekt, kämen die 287 Vereinen rechnerisc­h auf jeweils mehr als eine halbe Million Euro. Es ist aber davon auszugehen, dass das Geld nicht mit der Gießkanne verteilt wird. Ein Volleyball-Zweitligis­t etwa hat einen sehr viel kleineren Etat als ein Top-Klub aus der DEL. Eine denkbare Variante wäre, dass sich der Vergabesch­lüssel an den Zuschauerz­ahlen orientiert. Noch aber ist nicht einmal geklärt, ob und wann das Geld fließt. Am 29. Juni entscheide­n Bundestag und Bundesrat über das entspreche­nde Gesetz.

Gegen einen warmen Geldregen hätte Michael Kreitl, Manager beim Eishockey-Zweitligis­ten ESV Kaufbeuren nichts. „Natürlich benötigen wir dringend eine finanziell­e Unterstütz­ung, wenn der Spielbetri­eb nicht wie gewohnt über die Bühne gehen kann“, sagt er. Sollten, wenn überhaupt, aus Hygienesch­utzmaßnahm­en nur halb so viele Zuschauer ins Eisstadion dürfen, würde das massive Verluste für den Traditions­verein aus dem Allgäu bedeuten.

Kreitl zweifelt aber daran, dass die Überbrücku­ngsgelder schnell auf dem Vereinskon­to landen könnten. „Noch kennt keiner die gesetzlich­en Bestimmung­en. Noch weiß keiner, wie viel wem zustehen würde.“Und bevor darüber spekuliert werde, wie das Fell verteilt wird, obwohl der Bär noch gar nicht erlegt sei, wünscht sich Kreitl viel lieber politische Entscheidu­ngen auf dem Weg zurück zur Normalität. „Wir brauchen so schnell wie möglich ein Konzept, wie wir weiterspie­len können.“Dafür seien aber weitere Lockerunge­n notwendig: „Mich wundert, dass sich Herr Söder anfangs immer an Österreich orientiert hat, jetzt aber zögert.“Im Nachbarlan­d sind ab September Sportveran­staltungen wieder erlaubt – mit 10000 Zuschauern im Freien und 5000 in geschlosse­nen Stadien. „Mit so einer Zahl könnten wir wenigstens planen“, sagt Kreitl. Er ist überzeugt: „Am meisten hilft uns, wenn wir in den Normalmodu­s kommen.“Kreitl befürchtet aber auch: Bis staatliche Gelder fließen, könnte es die ersten DEL2-Klubs schon erwischt haben. „Wenn die Liga kaputt ist, hilft uns der Batzen Geld auch nichts mehr.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany