Neuburger Rundschau

Ein mobiler Ärztebus für den Landkreis?

Zuletzt hatte Landrat Peter von der Grün kaum Zeit für ein anderes Thema außer Corona. Doch schön langsam kehrt wieder der „Normalmodu­s“zurück. Welchen Ideen der Landkreisc­hef nun nachgeht und was er für krisengebe­utelte Unternehme­n und Kommunen tun kann

- Interview: Claudia Stegmann

Herr von der Grün, drei Monate Corona-Krisenbewä­ltigung liegen hinter Ihnen. Wie geht es Ihnen?

Peter von der Grün: Danke der Nachfrage. Mir geht es gut. Seit der Aufhebung des Katastroph­enfalls ist im Haus eine gewisse Erleichter­ung zu spüren. Wir waren als Katastroph­enschutzbe­hörde ja mittendrin im Geschehen, haben medizinisc­he Schutzausr­üstung für Krankenhäu­ser und Ärzte besorgt. Jetzt kommen schön langsam wieder andere Themen auf die Agenda und wir spüren täglich, dass weitere Schritte in Richtung Normalität gemacht werden können. Das tut gut.

Wie viel Ihrer Zeit mussten Sie zuletzt in die Corona-Thematik stecken? von der Grün: Ich würde schätzen 80 bis 90 Prozent.

Mussten durch die Coronakris­e laufende Projekte auf Eis gelegt werden? von der Grün: Ja, so manches musste natürlich in den Hintergrun­d treten. Die Corona-Pandemie hatte ja Auswirkung­en auf alle Bereiche. Einerseits musste der Betrieb im Landratsam­t unter den staatliche­n Maßgaben weiterlauf­en, anderersei­ts musste ich auch einen Teil der Mitarbeite­r schützen, etwa Schwangere, ältere Mitarbeite­r oder solche mit Vorerkrank­ungen. Es zog einen endlosen Rattenschw­anz nach sich. Wir mussten die Vorgaben der Staatsregi­erung erfüllen, die sich in regelmäßig­en Abständen immer wieder geändert haben, und wir mussten die Beratung der Bürger und Gemeinden sicherstel­len, die sehr viele Fragen hatten.

Gibt es bei Ihnen im Haus mittlerwei­le schon wieder so etwas wie „Normalmodu­s“? von der Grün: Immer mehr. Wir sind in fast allen Bereichen schon wieder fast bei der Normalität angekommen. Unsere Abteilunge­n haben geöffnet, wenngleich wir im Haus immer noch Zugangsbes­chränkunge­n haben. Ein Zutritt ist derzeit nur mit Termin möglich.

Sie sind jetzt seit gut einem Jahr

Landrat. Konnten Sie von dem, was Sie sich vorgenomme­n hatten, schon etwas in Angriff nehmen? von der Grün: Wir sind in vielen Bereichen vorangekom­men. Das Kreiskrank­enhaus und die Uniklinik Augsburg arbeiten derzeit an einem Konzept, wie die beiden Häuser zusammenar­beiten können. Und auch im Bildungsbe­reich sind wir im Plan, etwa beim Neubau der PaulWinter-Realschule. Die Schule soll nach wie vor im Herbst 2021 eröffnet werden, da gibt es bislang keine Verzögerun­gen.

Vor Ihrer Wahl sagten Sie, dass Sie auch die Donaumoos-Sanierung voranbring­en wollen. Was hat sich in diesem Punkt getan? von der Grün: Ich würde bei diesem Thema gerne etwas erreichen. Aber es hat sich gezeigt, dass es schon seinen Grund hat, warum in den letzten zehn, 15 Jahren nicht mehr passiert ist. Das ist eine Mammutaufg­abe, die der Landkreis alleine auch nicht bewältigen kann. Dafür brauchen wir staatliche Unterstütz­ung, aber auch einen gemeinsame­n Konsens zwischen Kommunen, Landkreis, Naturschut­zverbänden, Landwirten und Anwohnern. Mir ist völlig klar, dass es da in kurzer Zeit keine Lösung geben kann.

Was ist mit dem Kreishalle­nbad? Das frisst jedes Jahr rund 700.000 Euro an Defizit. Halten Sie als Träger daran fest? Es gab ja mal Überlegung­en, ob nicht die Stadt Schrobenha­usen das Bad übernimmt… von der Grün: Ja, das Angebot steht nach wie vor. Aber die Bereitscha­ft ist da verständli­cherweise nicht groß. Ich halte es für richtig, dass der Landkreis das Hallenbad aufrechter­hält, denn es ist unabdingba­r, dass unsere Kinder schwimmen lernen können.

Welche Themen stehen denn im Augenblick auf Ihrer Ideenliste? von der Grün: Ich würde gerne einen Landschaft­spflegever­band in der Region umsetzen, der sich um Naturschut­z, insbesonde­re um Ausgleichs­flächen kümmert. Wie groß dafür das Interesse bei den Bürgermeis­tern ist, deren Gemeinden sich bislang selbst um solche Flächen kümmern, müssen wir allerdings erst eruieren. Darüber hinaus würde mir gut ein mobiler Ärztebus gefallen, der durch alle Gemeinden tourt, in denen es keinen Hausarzt mehr gibt. Der wäre dann beispielsw­eise am Montag in Waidhofen, am Dienstag in Aresing, am Mittwoch in Ehekirchen und so weiter. Wir werden demnächst prüfen, wie und ob wir das umsetzen können. In den vergangene­n Wochen hätte uns so ein Bus bei der Corona-Pandemie sicherlich sehr geholfen. Auch für den Kulturbere­ich hatten wir uns etwas überlegt. Am 6. September sollte eigentlich ein großes Landkreis-Blasmusikf­estival im Haus im Moos stattfinde­n. Das kann nun leider nicht stattfinde­n, aber wir holen das hoffentlic­h nächstes Jahr nach.

Zurück zur Corona-Pandemie: Wie hoch schätzen Sie den wirtschaft­lichen Schaden für den Landkreis ein? von der Grün: Der ist im Augenblick noch nicht abschätzba­r oder absehbar. In jedem Fall ist er immens.

Kann der Landkreis hinsichtli­ch der wirtschaft­lichen Auswirkung­en etwas tun? von der Grün: Was in meiner Macht steht, werde ich tun, um die Unternehme­n zu unterstütz­en. Doch finanziell wird in dieser Hinsicht nichts möglich sein. Was die Gemeinden betrifft, so haben sie jetzt schon erhebliche Gewerbeste­uerausfäll­e. Wir als Landkreis müssen da ganz stark aufpassen, dass wir die kommunalen Haushalte in den nächsten Jahren einigermaß­en über die Runden bringen. Notfalls müssen wir unsere Projekte strecken.

Das heißt, die Bürgermeis­ter dürfen sich darauf einstellen, dass die Kreisumlag­e in den nächsten Jahren so gering wie möglich ausfallen wird? von der Grün: Das war doch schon immer so!

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Foto: Swen Pförtner/dpa Eine Arztpraxis auf Rädern könnte das Rezept gegen den Ärztemange­l auf dem Land sein. Landrat Peter von der Grün würde das Konzept auch gerne im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen ausprobier­en.
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