Neuburger Rundschau

Fast 60 Jungstörch­e im Landkreis werden jetzt flügge

Fast 60 Jungstörch­e im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen werden jetzt flügge. Der Bestand wächst, der Lebensraum allerdings wird enger. Im August geht es auf die große Reise nach Afrika

- VON WINFRIED REIN

Neuburg-Schrobenha­usen Sie flattern und fliegen – die jungen Störche im Landkreis starten gerade in ihr neues Leben. Einige haben den ersten Abflug vom Kirchturm oder Scheunenda­ch schon geschafft, das Gros dürfte in den nächsten Tagen dran sein. Wenn alles gut geht, tragen heuer 60 Jungstörch­e aus dem Kreis Neuburg-Schrobenha­usen kräftig zur Bestandser­haltung bei.

Die schweren Gewitter vom Wochenende zeigen allerdings, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Es kommt zu Verlusten, die Beobachter haben mittlerwei­le vier Vorfälle gemeldet: Zwei kleine tote Störche in Schrobenha­usen, je einer in Stengelhei­m und Straß. Schwache Küken überstehen die Strapazen nasskalter Tage nicht. Manchmal opfern auch die Elternstör­che ein Tier, um den restlichen Nachwuchs zu retten.

Vor weiterer solcher Dramen ist der Storchenla­ndkreis bisher verschont geblieben. Der Landstrich zwischen Donau, Moos und Paartal erweist sich immer mehr als beliebtes Siedlungsg­ebiet für den Weißstorch. Die Jungen, die durchkomme­n und aus dem Winterquar­tier zurückkehr­en, beanspruch­en ebenfalls Nestplätze und verknappen das Angebot. Deshalb brüten Störche jetzt auch ziemlich atypisch in einer Baumkrone wie in der Dorflinde von Straß.

Damit bringt es der Landkreis auf drei Dutzend Standorte, derzeit mit 28 Brutpaaren und ursprüngli­ch 60 Jungen besetzt. Karlshuld, Rohrenfels und Baiern „liefern“sogar je vier Junge, Burgheim, Karlskron, Kleinhohen­ried, Hollenbach, Rennertsho­fen, Stengelhei­m, Schrobenha­usen und Straß je drei.

Koloniebil­dung ist bisher noch nicht beobachtet worden, obwohl acht Standorte in der Schrobenha­usener Innenstadt eine ganz schöne

Dichte bedeuten. Von Verhältnis­sen wie in Oettingen im Nachbarkre­is Donau-Ries bleibt man jedoch noch deutlich entfernt: Oettingen ist bekanntest­er Storchenor­t in Bayerisch-Schwaben und beobachtet derzeit das Brutgesche­hen in über 20 Nestern. Im Internet führen die Betreuer sogar ein Storchen-Tagebuch.

Diese Hingabe zu Adebar, der stets als Glücksbrin­ger betrachtet worden ist, freut Gunter Weinrich, den Storchenke­nner aus Neuburg. Bei aller Emotionali­tät weist er darauf hin, dass jeder Großvogel einen erhebliche­n Radius beanspruch­t. Dieser Lebensraum ist kaum vermehrbar, zumal wenn Wiesen mit mehrmalige­m Grasschnit­t zu monotonen Maisfelder­n werden. Es könnte also im Landkreis NeuburgSch­robenhause­n noch enger werden für den Weißstorch, der neben Mäusen auch kleine Wirbeltier­e und Fische frisst.

28 Brutpaare haben sich in der Region angesiedel­t

In diesem Jahr gibt es wieder Neuansiedl­ungen

Im Moment muss Naturfreun­d Gunter Weinrich seinen eigenen Radius einschränk­en, weil er sich beim Nistkasten­bau für Schleiereu­len einen Leistenbru­ch zugezogen hat, den er im Neuburger Krankenhau­s operieren lässt.

In diesem Jahr gibt es wieder Neuansiedl­ungen, obwohl die Zahl der Weißstorch­brutpaare in Bayern bereits 2019 mit 100 neuen Standorten massiv gestiegen war. 630 Paare haben im Freistaat gebrütet, der Bestand hat sich damit in 30 Jahren verzehnfac­ht.

Kleingrupp­en mit bis zu 15 Störchen tummeln sich bereits am Dachsholz im Donaumoos. Es handelt sich wohl noch nicht um die „Reisegesel­lschaften“von Jung und Alt, die sich meist ab August aufmachen zu ihrem abenteuerl­ichen Flug in Richtung Süden. Er kann bis zu einer spanischen Müllkippe gehen – oder auch bis nach Ägypten oder in den Sudan bis weit nach Afrika hinein.

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 ?? Fotos: Winfried Rein ?? Der Moment des Erstfluges naht: Die drei Jungstörch­e auf der Burgheimer Pfarrkirch­e flattern seit Tagen, die Storchenmu­tter beobachtet das Geschehen vom Dachfirst aus.
Fotos: Winfried Rein Der Moment des Erstfluges naht: Die drei Jungstörch­e auf der Burgheimer Pfarrkirch­e flattern seit Tagen, die Storchenmu­tter beobachtet das Geschehen vom Dachfirst aus.
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Ist er gesund? Kann er fliegen? Hier wird ein Storch in einer Tierarzt-Praxis von oben bis unten durchgeche­ckt.
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Drei Störche auf Nahrungssu­che durchstrei­fen Wiesen der Region.

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