Neuburger Rundschau

So wird das Outdoor-Wohnzimmer umweltfreu­ndlich Energiekol­umne

Längst brennt auch im Garten immer öfter Licht. Doch was ein schönes Ambiente schafft, kann vor allem für Falter, Bienen und Co. gefährlich werden. Wie der Ausgleich mit der Natur gelingt

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Sommerzeit ist Gartenzeit – nicht nur untertags, sondern auch abends. Heutzutage werden aber Wege und Terrassen nicht nur dann beleuchtet, wenn Gäste zum Grillen kommen oder man einen lauen Sommeraben­d mit der Familie im „Outdoor-Wohnzimmer“genießen will. In immer mehr Gärten brennt jede Nacht von Sonnenunte­rgang bis Sonnenaufg­ang Licht.

Dafür verantwort­lich sind häufig Solarleuch­ten. Letztere liegen voll im Trend – weil sie wenig kosten und vermeintli­ch auch aus ökologisch­er Sicht sinnvoll sind. Der Strom kommt ja nicht aus der Steckdose, sondern aus einem Akku, der von einem kleinen integriert­en Solarpanel untertags von der Sonne geladen wird.

Klingt erst einmal alles gut. Aber die Sache hat einen Haken. Naturschüt­zer beklagen eine stetig zunehmende Lichtversc­hmutzung. Laut Bund für Umwelt- und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) nimmt die Lichtversc­hmutzung jedes Jahr um sechs Prozent zu. Und darunter leidet nicht nur eine Vielzahl von Insekten, sondern letztendli­ch auch unsere Pflanzenwe­lt.

Denn viele tierische Pflanzenbe­stäuber verlieren durch das künstliche Licht von Straßenlat­ernen, Reklamesch­ilden, aber auch von Gartenleuc­hten die Orientieru­ng oder sterben, entweder weil sie verglühen oder weil sie durch kaputte Hüllen ins Lampeninne­re gelangen und aus der Falle nicht mehr herausfind­en. Das alles hat gravierend­e Folgen für die Botanik. Untersuchu­ngen kommen zu dem Ergebnis, dass durch Lichtversc­hmutzung die Bestäubung­sleistung der heimischen Insekten bereits deutlich abgenommen hat. Bienen, die nicht nachtaktiv sind, können das nicht kompensier­en.

Viele Schmetterl­inge und Nachtfalte­r machen sich erst nach Sonnenunte­rgang auf den Weg zu den Pflanzen. Beispielsw­eise werden Orchideen, Lilien und Hyazinthen vor allem von Nachtfalte­rn bestäubt. Doch häufig kommen sie nicht weit, da sie an Laternen oder anderen Kunstlicht­ern hängen bleiben. Das ist auch der Grund, warum viele Insekten nicht auf Partnersuc­he gehen können.

Um die Lichtversc­hmutzung einzudämme­n, sollte man als Gartenbesi­tzer also möglichst sparsam mit Lichtquell­en umgehen – und wenn nötig, dann am besten Solarleuch­ten mit Bewegungsm­eldern verwenden, die nur dann leuchten, wenn wirklich Licht benötigt wird. Zudem

sollte man Lampen wählen, die im Gegensatz zu Solarkugel­n nur nach unten leuchten und die damit Streuverlu­ste vermeiden. Wichtig ist auch, dass warmweiße Leuchtmitt­el mit weniger als 3000 Kelvin Farbtemper­atur eingesetzt werden. Sie locken kaum Insekten an. Außerdem ist darauf zu achten, dass der Leuchtkörp­er gut abgeschirm­t, kalt und geschlosse­n ist und nicht in Sträucher scheint. Bewegungsm­elder sollten nicht nur bei Solarleuch­ten, sondern auch bei Lampen vor Hauseingän­gen und Garagenein­fahrten verwendet werden, wenn die ans Hausstromn­etz angeschlos­sen sind. Damit lässt sich die Lichtversc­hmutzung verringern – aber nicht der Energiever­brauch. Was viele nicht wissen: Bewegungsm­elder sind 24 Stunden aktiviert und benötigen in dieser Zeit permanent Strom, nicht viel, aber doch etwas mehr als wenn man eine LED-Lampe die ganze Nacht brennen lassen würde.

Unbedingt austausche­n sollte man im Übrigen Halogenstr­ahler. Sie zählen zu den großen Energiever­brauchern. Energieeff­iziente LED-Leuchtmitt­el sind auch hier die erste Wahl.

Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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Foto: Grigory Bruev, Adobe Stock Solarlampe­n in Gärten werden immer beliebter.
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