Neuburger Rundschau

Eine Behörde für die Großbetrie­be

Nach den Tierschutz-Skandalen im Allgäu gab es viel Kritik an den Veterinärä­mtern, effektiver­e Kontrollen wurden gefordert. Nun startet eine spezielle Einheit mit 120 Mitarbeite­rn, die Höfe mit mehr als 600 Rindern überwacht

- VON BRIGITTE MELLERT UND LEA BINZER

München Vor knapp einem Jahr schockten Videoaufna­hmen von misshandel­ten Kühen aus einem Betrieb in Bad Grönenbach (Kreis Unterallgä­u) die Öffentlich­keit. In den Wochen danach wurden in zwei weiteren Höfen im Ort schwerwieg­ende Verstöße festgestel­lt – sowie in zwei Milchviehb­etrieben im Oberallgäu. Stets wurde Kritik an der Arbeit der Veterinärä­mter laut, die die Milchviehb­etriebe mit ihren vielen Tieren zwar kontrollie­rt, aber nur kleinere Missstände festgestel­lt hatten.

Seit Mittwoch nun überwacht eine eigene Einheit die Großbetrie­be in der Milchwirts­chaft in Bayern

– die Kontrollbe­hörde für Lebensmitt­elsicherhe­it und Veterinärw­esen (KBLV). Zuständig ist diese ab sofort für alle Betriebe, die mindestens 600 Rinder und 500 Kälber halten. Schon jetzt überwacht die KBLV große Geflügelbe­triebe im Freistaat, ab Dezember soll das auch für die Schweineha­ltung gelten.

Nach Angaben des zuständige­n Umweltmini­steriums wurden allein 70 neue Stellen in der Veterinärv­erwaltung dafür geschaffen – insbesonde­re in der Kontrollbe­hörde sowie Springer-Stellen an den Bezirksreg­ierungen, welche die Landratsäm­ter im Notfall unterstütz­en. Zugleich sollen so auch die Veterinärä­mter entlastet werden.

Knapp ein Jahr nach den Allgäuer

Tierschutz-Skandalen laufen die Ermittlung­en noch. Erste Ergebnisse erwartet die Staatsanwa­ltschaft Memmingen in den kommenden Wochen. Zudem wurde nach den Skandalen ein „Sonderkont­rollprogra­mm Rindergroß­betriebe“eingeführt, um die Situation auf den Höfen zu erfassen. Die Auswertung erfolgt derzeit. Die Arbeit der KBLV soll daran anknüpfen.

Insgesamt ist die Behörde für 300 Betriebe in Bayern zuständig, 13 davon sind Milchviehh­alter. Je nach Größe des Betriebs und Anzahl der Verstöße könnten die Kontrollen auch sehr regelmäßig sein, sagt KBLV-Sprecher Henning Brinkmann. Rund 120 Mitarbeite­r hat die Behörde dafür abgestellt. Dass diese engmaschig­eren Kontrollen Erfolge bringen können, zeigen die Ergebnisse der Kontrollen auf Geflügelhö­fen. Brinkmann spricht von Verbesseru­ngen im Tierschutz.

Das Tierwohl spielt auch im Bayerische­n Agrarberic­ht 2020, den Bayerns Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU) vorstellte, eine wichtige Rolle. Kaniber will mit einem „Bayerische­n Programm Tierwohl“den Umbau der Ställe fördern. Geld soll es etwa geben, wenn die Landwirte den Tieren mehr Platz oder Auslauf zur Verfügung stellen. Sie hofft, dass der Bundesrat am Freitag einer Änderung der Tierschutz-Nutztierha­ltungsvero­rdnung zustimmt. Unter anderem geht es um den Ausstieg aus der Kastenstan­dhaltung bei Zuchtsauen, sagte die Ministerin.

 ?? Foto: Marijan Murat, dpa ?? Betriebe mit hunderten Kühen sollen künftig stärker kontrollie­rt werden.
Foto: Marijan Murat, dpa Betriebe mit hunderten Kühen sollen künftig stärker kontrollie­rt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany