Jetzt zum halben Preis
Leroy Sané ist auf dem Sprung zum FC Bayern. Schon vergangenes Jahr sollte er kommen, hätte aber 100 Millionen Euro kosten sollen. Ein Kreuzbandriss und eine Pandemie änderten das
München Leroy Sané soll die von Uli Hoeneß prophezeite „neue BayernÄra“entscheidend mitgestalten. Der seit über einem Jahr angebahnte Königstransfer für den Flügel des deutschen Rekordmeisters stand am Mittwoch in einem trotz der Corona-Krise sehr personalintensiven Sommer der Münchner kurz vor dem Vollzug. Bevor der 24 Jahre alte Fußball-Nationalspieler noch vor dem Pokalfinale einen Fünfjahresvertrag unterschreiben dürfte, sicherte sich der FC Bayern die Dienste eines Talents von Frankreichs Serienmeister Paris SaintGermain. Der 18-jährige Tanguy Nianzou Kouassi ist als Baustein für die Zukunft vorgesehen.
Einen Verbleib von Sané bei Manchester City hatte Pep Guardiola als dortiger Trainer längst abgehakt. Schon im vergangenen Jahr wäre der pfeilschnelle Flügelspieler bei der Neugestaltung nach dem Ende der Ära von Franck Ribéry und Arjen Robben fast beim deutschen Abonnements-Champion gelandet. Nach einem Kreuzbandriss platzte das XXL-Geschäft erst einmal, über eine Ablöse von 100 Millionen Euro oder mehr wurde spekuliert. Ein Jahr später soll Sané in finanziell schwierigen Zeiten und mit nur noch einem Jahr Vertragslaufzeit bei City weniger als die Hälfte kosten.
Sportvorstand Hasan Salihamidzic konnte sich also über einen erfreulichen ersten Arbeitstag im neuen Amt freuen – und erfüllt Trainer Hansi Flick einen großen Wunsch. Der Meistertrainer, der sich am Mittwoch schon fokussiert auf das Pokalfinale am Samstag in Berlin gegen Bayer Leverkusen vorbereitete, hatte wiederholt auf den Engpass auf den Flügeln hingewiesen. Es wäre „schon gut, ein bisschen mehr Breite in der Qualität“zu haben, sagte Flick. „Ich glaube, da würde uns Tempo auch noch guttun, das wir nachlegen könnten.“
Der 21-malige Nationalspieler Sané erfüllt dieses Anforderungsprofil perfekt. Mit Sané, Serge Gnabry und Kingsley Coman haben die Münchner ein Top-Trio. Möglicherweise wird Ivan Perisic nach dem Leihgeschäft mit Inter Mailand noch länger verpflichtet.
Nach den Vertragsverlängerungen von Kapitän Manuel Neuer, Thomas Müller (jeweils bis 2023) und Saison-Aufsteiger Alphonso Davies (bis 2025) demonstrieren die Münchner einmal mehr ihre Stärke in Personalfragen. „Es ist eine Zeit, in der man gerade wirtschaftlich sehr vorsichtig agieren muss“, mahnte der künftige Vorstandschef Oliver Kahn allerdings zuletzt. Der spekulierte Zugang des Leverkuseners Kai Havertz würde nach einem Sané-Transfer mit Blick auf die Finanzen in Corona-Zeiten erst mal unwahrscheinlicher werden. Ungeklärt ist die Zukunft der Leistungsträger David Alaba und Thiago.
Flick will die „top, top Spieler“, wie er unlängst in bester Pep-Manier sagte, unbedingt halten. „Ich weiß nur, dass der Verein unheimlich um ihn kämpft, dass alle – von Trainer über Präsidium bis zum Aufsichtsrat – wollen, dass David in München bleibt“, sagte Hoeneß bei der Personalie Alaba am Sonntag im BR-Fernsehen.
Wie der bereits ablösefrei von Schalke 04 verpflichtete Torhüter Alexander Nübel, 23, ist auch Kouassi ein perspektivischer Zugang. Stolz hielt der Defensivspieler auf den Bildern vom Mittwoch sein Bayern-Dress in die Höhe, freute sich über den Vierjahresvertrag bei einem „großen und traditionsreichen“Verein. „Ich war sehr aufgeregt und konnte es vor allem kaum erwarten, den Vertrag zu unterschreiben“, sagte der französische Junioren-Nationalspieler.
Mit den aktuellen Transferplanungen folgen die Bayern dem von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge propagierten Kurs von „Nachhaltigkeit“. Neben Stars müsse man auch „Spieler wie Alphonso Davies zum FC Bayern holen“. Was mit dem flinken Kanadier als neuem Linksverteidiger-Stern glückte, soll nun mit Kouassi gelingen. „In unseren Augen ist er eines der größten Talente in Europa“, sagte Salihamidzic.