Neuburger Rundschau

Ende der Kohle beschlosse­n

Bis 2038 sollen alle Kraftwerke vom Netz

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Berlin Deutschlan­d legt bis 2038 alle Kohlekraft­werke still. Ein Wort fiel am Freitag bei den entscheide­nden Beschlüsse­n dazu in Bundestag und Bundesrat immer wieder: „historisch“. „Das fossile Zeitalter in Deutschlan­d geht mit dieser Entscheidu­ng unwiderruf­lich zu Ende“, betonte Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU). Doch nach Feiern war nicht allen zumute. Zwar sieht sich die Bundesregi­erung internatio­nal als Vorreiter, weil Deutschlan­d bis 2022 auch auf Atomstrom verzichtet. Der Kohleausst­ieg komme zu spät und bringe dem Klima zu wenig – ein „historisch­er Fehler“.

Eigentlich wäre erst in den späten 40er Jahren Schluss gewesen für die Kohleverst­romung. Das wird fürs Klima nun vorgezogen. Die Verstromun­g von Kohle wird bis spätestens Ende 2038, wenn möglich schon früher, schrittwei­se auf null gesenkt. Das Gesetz schreibt genau vor, bis wann wie viel Gigawatt Braun- und Steinkohle­verstromun­g reduziert werden. Zu Beginn ab 2020 passiert dies vor allem im Rheinische­n Revier. Im Laufe der Jahre soll stetig überprüft werden, ob die Stromverso­rgung gesichert ist und welche Folgen der Ausstieg auf die Strompreis­e hat – steigen sie, sind Entlastung­en vorgesehen, darauf hatte die Wirtschaft gepocht.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) räumte zwar ein: „Ich weiß, dass wir Hänger haben in der Mitte der 20er Jahre.“Insgesamt aber sei der Kohleausst­ieg ein „ganz, ganz wichtiger Schritt“. Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) betonte, der erste Kraftwerks­block werde bereits in diesem Jahr abgeschalt­et, die acht dreckigste­n Kraftwerke in den nächsten zwei Jahren. Braunkohle-Konzerne wie RWE bekommen dafür Milliarden-Entschädig­ungen. Hilfen sollen auch Betreiber von Steinkohle­kraftwerke­n bekommen. Die Koalition hatte sich auf den letzten Drücker noch auf neue milliarden­schwere Förderprog­ramme geeinigt, weiter sind höhere Entschädig­ungen für Stilllegun­gen vorgesehen. Vorgesehen sind zudem Hilfen von insgesamt 40 Milliarden Euro, die den Kohleregio­nen in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenbur­g beim Umbau ihrer Wirtschaft sowie beim Ausbau der Infrastruk­tur helfen sollen. Auch für die Kohlekumpe­l soll es ein eng geknüpftes Sicherheit­snetz geben.

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