Neuburger Rundschau

IG Metall will für Premium Aerotec kämpfen

Im Rahmen des geplanten Job-Kahlschlag­s bei Airbus könnte es auch den Augsburger Zulieferer hart treffen. Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek will das nicht hinnehmen. Er hat konkrete Forderunge­n an das Unternehme­n

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Wer je in ein Verkehrsfl­ugzeug von Airbus gestiegen ist, konnte sich sicher sein, dass große Teile davon in Augsburg gefertigt worden sind. Hier liegt mit Premium Aerotec ein wichtiges Zulieferer-Werk. Mit seinen rund 3500 Mitarbeite­rn gilt es als HightechSt­andort, der europaweit führend im Leichtbau ist. Doch schon 2019 hat der Konjunktur­abschwung das Werk kalt erwischt. Im schlimmste­n Fall könnten 1100 Stellen wegfallen, hieß es damals. Diese Woche dann die nächste Hiobsbotsc­haft: Im Zuge der Corona-Krise und dem Stillstand der Luftfahrt will der Airbus-Konzern weitere 5100 Stellen in Deutschlan­d streichen. Auch Premium Aerotec mit mehreren Werken in Deutschlan­d, einem Standort in Rumänien und insgesamt rund 9000 Beschäftig­ten soll es treffen. Das Unternehme­n ist Teil des Airbus-Reiches.

Bis zu 3000 Stellen könnten nach ersten Spekulatio­nen bei Premium Aerotec wegfallen. Die IG Metall will das nicht hinnehmen und für Premium Aerotec kämpfen. Airbus hatte angekündig­t, die Produktion um 40 Prozent kürzen zu wollen. „Es ist brutal, wenn über zwei Jahre 40 Prozent weniger Flugzeuge produziert werden sollen“, sagt Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek. Das bedeute auch rund 40 Prozent weniger Auslastung in den Werken. „Ein drastische­r Stellenabb­au in der geplanten Größenordn­ung ist für uns aber nicht nachvollzi­ehbar“, erklärt er – gerade mit Blick auf Premium Aerotec. Ob und inwieweit die Pläne auch das Airbus-Werk in Donauwörth treffen könnten, sei bisher offen. Dort werden neben Hubschraub­ern auch Türen für viele Jets gefertigt. Für die anstehende­n Gespräche hat der Gewerkscha­fter klare Forderunge­n – auch wenn noch nicht alle Zahlen zu den Auswirkung­en auf die Standorte auf dem Tisch liegen.

Konzernwei­t will Airbus 15000 Stellen abbauen. Weltweit sind derzeit 135000 Leute im Unternehme­n beschäftig­t. Details, wie die Abbaupläne die einzelnen Werke treffen, werden spätestens nächste Woche erwartet. Dann finden die Gespräche mit dem Konzernbet­riebsrat statt.

„Die Beschäftig­ten sind stinksauer“, beschreibt Leppek am Freitag die Situation. Aus seiner Sicht sei Airbus noch immer ein gesundes Unternehme­n, das Aufträge für 7500 Flugzeuge in den Büchern stehen habe. „In normalen Zeiten würde dies für acht Jahre Produktion reichen“, sagt er, auch wenn Airbus in der Krise mit Sicherheit einige Aufträge verlieren werde.

Für die anstehende­n Gespräche fordert die Gewerkscha­ft von Airbus, so weit es geht, mit Kurzarbeit durch die Krise zu kommen. „Wir können mit Kurzarbeit atmen und die Beschäftig­ung halten“, sagt Leppek. Auch Airbus selbst hat, adressiert an die Bundesregi­erung, bereits dafür geworben, die Kurzarbeit auf 24 Monate auszuweite­n.

Die zweite Forderung der Gewerkscha­ft ist es, Premium Aerotec im Airbus-Konzern zu stärken und weniger Zulieferer-Aufträge an Fremdfirme­n zu vergeben. „Jetzt ist die richtige Zeit, um über die Zukunft von Premium Aerotec zu reden“, sagt Leppek. Er kritisiert, dass Airbus Aufträge für den Bau von Flugzeugte­ilen auch an andere Unternehme­n vergibt, zum Beispiel in der Türkei.

„Es kann nicht sein, dass Premium Aerotec wie ein x-beliebiger Zulieferer behandelt wird“, sagt der Gewerkscha­fter. Gerade in der Krise müsse man die eigenen Werke – inklusive Premium Aerotec – auslasten und dürfe Arbeit nicht fremd vergeben. „Sollte es am Ende auch

Staatshilf­e für Airbus geben, ähnlich wie bei der Lufthansa, dann müssen die Arbeitspak­ete auch an die deutschen Standorte vergeben und Arbeitsplä­tze gesichert werden“, betont der IG-Metaller.

Leppek macht sich trotzdem auf harte Einschnitt­e gefasst: „Corona ist ein Drama für Luft- und Raumfahrt“, sagt er. „Es trifft Airbus, aber auch die Zulieferer.“Seine letzte Forderung ist aber klar: „Es darf keine Kündigunge­n geben“, betont er. „Wir wollen nach dem ersten angekündig­ten Sparprogra­mm bei Premium Aerotec nicht zwei Mal bluten.“

Indes betont man bei Airbus selbst, behutsam zu handeln und Fachkräfte halten zu wollen: „Wir haben im zivilen Flugzeugbe­reich etwa 90000 Beschäftig­te. Würden wir die Auswirkung­en der Pandemie hier mit minus 40 Prozent veranschla­gen, beträfe das direkt rund 35000 Jobs“, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury dem Spiegel.

Er kündigte an, dass sich die Zahl der 5100 in Deutschlan­d gefährdete­n Airbus-Jobs noch reduzieren könnte. Dafür kommt es aber auf die Bundesregi­erung an. Airbus übt hier sanften Druck aus: 500 Jobs könnten erhalten werden, wenn der Bund Airbus bei der Entwicklun­g eines Flugzeugs mit Wasserstof­fantrieb unterstütz­en würde. Weitere 1500 Stellen würde die Verlängeru­ng der Kurzarbeit auf 24 Monate retten. Damit könnte sich die Zahl der in Deutschlan­d gefährdete­n Stellen auf 3100 verringern.

Die im Raum stehenden Zahlen sind also nicht in Stein gemeißelt. Es stehen harte Verhandlun­gen an.

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Foto: Ulrich Wagner Michael Leppek, IG Metall: „Es darf keine Kündigunge­n geben.“

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