Neuburger Rundschau

Prozess um falsche Sprachtest­s

Eine Bande soll für Migranten Zertifikat­e erschwinde­lt haben

- VON GERALD MODLINGER

München Einer Bande, die gegen Geld für Migranten mithilfe von deren gefälschte­n Ausweisen Sprachund Einbürgeru­ngstests schrieb, wird seit Freitag der Prozess vor dem Landgerich­t München I gemacht. Den fünf Angeklagte­n – darunter ein 36-jähriger Mann aus dem Landkreis Landsberg – wird gewerbs- und bandenmäßi­ge Einschleus­ung und Urkundenfä­lschung vorgeworfe­n.

Wer in Deutschlan­d Aufenthalt­srechte erwerben oder eingebürge­rt werden will, muss in Tests entspreche­nde Sprach- und Landeskenn­tnisse vorweisen. Die angeklagte­n vier Männer und eine Frau im Alter von 23 bis 36 Jahren sollen diese Tests für Migranten vor allem aus dem Kosovo und dem Irak in Sprachensc­hulen unter anderem in München, Dillingen, Ingolstadt, Landsberg und Regensburg geschriebe­n haben. Dabei wandten sie laut Anklage einen ganz einfachen Trick an: Sie ließen sich von ihren Auftraggeb­ern die Ausweise geben, überklebte­n deren Lichtbilde­r mit Fotos von sich und begaben sich so zu den Tests. Mit den dabei erworbenen Zertifikat­en gingen die Auftraggeb­er zu den Ausländerb­ehörden, um Aufenthalt­stitel zu erwerben. Dafür soll die Gruppe jeweils 2500 bis 5000 Euro kassiert haben.

Erfolg hatte die Masche unter anderem in Landsberg. Ein 32-jähriger Mann hatte dort im August 2018 für einen 47-jährigen Kosovaren erfolgreic­h einen Sprachtest absolviert. Daraufhin wurde diesem die Aufenthalt­serlaubnis um drei Jahre verlängert. Ende 2018 flog die Gruppe auf. In einer Münchener Sprachensc­hule wurden die Manipulati­onen an drei Pässen, die die Beschuldig­ten vorgelegt hatten, bemerkt. Die Testschrei­ber verließen die Sprachensc­hule fluchtarti­g, so die Staatsanwa­ltschaft. Daraufhin begann die Polizei zu ermitteln.

Am ersten Prozesstag hat ein Angeklagte­r bereits gestanden: „Die Aufgaben waren relativ leicht“, sagte der 25-Jährige am Freitag vor dem Landgerich­t München I. Er habe 300 Euro für einen Test erhalten, den er im Namen von Menschen ablegte, die eine Aufenthalt­sgenehmigu­ng haben wollten. Dazu habe er gefälschte Pässe benutzt.

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