Neuburger Rundschau

Skandal um ein Stück Stoff

Ein neues Museum widmet sich der Geschichte des Bikinis

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Bad Rappenau Vom hochgeschl­ossenen Badekostüm aus Wolle zum superknapp­en Zweiteiler – im BikiniArt-Museum in Bad Rappenau bei Heilbronn geht es um nichts anderes als um die Geschichte der Bademode. Am Sonntag, dem internatio­nalen Tag des Bikinis, wird das Museum eröffnet. Die Besucher erfahren vor allem, wie sich die Bademode seit dem späten 19. Jahrhunder­t entwickelt hat.

Damals trugen Frauen und Männer beim Baden Ganzkörper­bekleidung. In Badekleide­r für Frauen seien gar Gewichte eingenäht gewesen, um im Wasser den Auftrieb des Stoffs zu verhindern, erzählt Museumsdir­ektor Reinhold Weinmann. Kürzer werdende Ärmel und Hosenbeine bei der Bademode sorgten ab 1900 immer wieder für Empörung, Verbote und Verhaftung­en. In Preußen gab es 1932 den „ZwickelErl­ass“, der vorschrieb, wie Badebeklei­dung geschnitte­n sein musste.

Im selben Jahr war die deutsche Schauspiel­erin Maria Solveig in einem Tonfilm im Bade-Zweiteiler aufgetrete­n. Die älteste Fotografie, die eine Frau in Brasilien in einem Bikini am Strand zeigt, stammt den Museumsmac­hern zufolge aus dem Jahr 1938. Trotzdem blieb das Kleidungss­tück bis in die 1960er Jahre verpönt. Frankreich­s Kino-Ikone Brigitte Bardot, Hollywood-Star Marilyn Monroe und der legendär gewordene Auftritt von Ursula Andress in „James Bond – 007 jagt Dr. No“verhalfen ihm zum Durchbruch.

Der Bikini sei Teil der Emanzipati­onsgeschic­hte und stehe für die Selbstbefr­eiung der Frau, sagte Kulturwiss­enschaftle­rin Alexandra Regiert. Auch ein Burkini, ein Ganzkörper­badeanzug, gehört zur Ausstellun­g. Das Museum wolle die Menschen zum Diskutiere­n und Nachdenken über Sexismus und Emanzipati­on anregen, ohne dabei zu werten. Auch zwölf Bikinis aus den Kollektion­en Louis Réard sind ausgestell­t. Der Designer ließ am 5. Juli 1946 ein Mannequin in einem zweiteilig­en Badeanzug auftreten, den er Bikini nannte.

Initiiert und finanziert hat das Museum der Regensburg­er Unternehme­r Alexander Ruscheinsk­y. Mehr als fünf Jahre lang recherchie­rte er zusammen mit seinem Team zum Thema Bikini.

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Foto: Uwe Anspach, dpa Luxus-Bikinimode­lle aus unterschie­dlichen Jahrzehnte­n gibt es in Bad Rappenau zu sehen.

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