Eine Liebe im Krieg
Erinnerungen Ein deutscher Soldat fertigt in russischer Kriegsgefangenschaft ein Buch an, in dem er die Liebesgeschichte von ihm und seiner Frau nacherzählt. Die Seiten sind voller Romantik und Glück – bis der Krieg beginnt
Das Büchlein ist in dunkelrotem Stoff eingebunden. Vorne prangt das Wort „Erinnerungen“darauf. Die Seiten sind vergilbt, die Wörter, die handschriftlich mit Kugelschreiber hineingeschrieben wurden, an manchen Stellen fast verblichen. Innen ist das Buch mit kariertem Stoff verkleidet und mit unregelmäßigen Stichen zusammengenäht.
„Ich denke, das ist der Stoff eines alten Hemdes“, sagt Beate Höslmeier-Bauer. „Mein Großvater muss das Buch in russischer Gefangenschaft geschrieben haben.“Wie er das gemacht hat und woher er die Materialien dazu hatte, weiß sie nicht. Sie kann ihn auch nicht mehr fragen. Bartholomäus Höslmeier starb 1970, da war seine Enkelin gerade einmal neun Jahre alt. Woran sie sich aber noch gut erinnern kann, sind die gemeinsamen Spaziergänge mit ihm. „Ich war immer mit ihm und meinem Vater in Wald und Flur unterwegs“, sagt sie und lächelt. Früher wohnte sie mit ihren Eltern und Großeltern in Oberau, mittlerweile lebt sie in Untermeitingen. Das Buch hat sie aus dem Nachlass ihres
Großvaters erhalten. Es erzählt die Geschichte, wie Bartholomäus Höslmeier seine Frau kennenlernte. Wie sie gemeinsam Ausflüge unternahmen, die traute Zweisamkeit genossen und ein Kind bekamen. Doch dann war es mit der Romantik schlagartig vorbei: Höslmeier musste in den Krieg ziehen. Für seine Enkelin ist diese Geschichte ein Mahnmal: „Krieg ist für mich Missbrauch“, sagt sie. „Man zieht Kinder groß. Und dann schickt man diese Kinder, auf die man 18 Jahre lang achtgegeben hat, in den Krieg.“Auch Bartholomäus Höslmeier musste fort, um zu kämpfen. Zurück blieben seine Frau und sein Sohn. „Sie wollten nichts anderes als eine glückliche Familie sein und ihre Liebe leben.“
Diese Gedanken waren es, die Beate Höslmeier-Bauer durch den Kopf gegangen sind, als sie das Buch zum ersten Mal anschaute. Immerhin kam ihr Opa aus der Kriegsgefangenschaft zurück und durfte noch viele glückliche Jahre mit seinen Liebsten verbringen. Auf dieser Seite zeigen wir eine Auswahl der Bilder und Texte, die er in seinem Erinnerungsbüchlein festhielt.