Neuburger Rundschau

Angriff auf Linken-Politikeri­n

Die Köschinger Bezirksrät­in Stefanie Kirchner wurde von einem Unbekannte­n überfallen. Der Mann schrie politische Hass-Parolen und soll ein Messer dabei gehabt haben

- VON LUZIA GRASSER

Kösching Die Linken-Bezirksrät­in Stefanie Kirchner aus Kösching ist am vergangene­n Sonntagabe­nd Opfer eines offenbar politisch motivierte­n Angriffs geworden. Jetzt ermittelt das Kommissari­at Staatsschu­tz bei der Ingolstädt­er Kripo. Der Politikeri­n geht es nach Auskunft der Ingolstädt­er Linken-Kreisvorsi­tzenden und ehemaligen Bundestags­abgeordnet­en Eva BullingSch­röter „den Umständen entspreche­nd“.

Die Partei selbst machte den Fall öffentlich. Demnach soll Kirchner am vergangene­n Sonntag in ihrem Heimatort Kösching abends gegen 23 Uhr spazieren gegangen sein. Ein unbekannte­r Mann, der offenbar mit einem Messer bewaffnet war, habe sie dann hinterrück­s angegriffe­n und strangulie­rt. Während der Tat soll der Täter mehrmals „Scheiß

Linke“gerufen haben. Stefanie Kirchner hatte sich zur Wehr gesetzt und konnte sich mit Tritten selbst befreien.

Die 45-jährige Kirchner ist Krankenpfl­egerin und war bei den vergangene­n Wahlen für die Linken in den oberbayeri­schen Bezirkstag gewählt worden. Dort engagiert sie sich insbesonde­re in der Gesundheit­sund Sozialpoli­tik. Nach der Tat hat sich Kirchner zurückgezo­gen und möchte sich nicht selbst gegenüber den Medien äußern, erklärte Bulling-Schröter.

Polizei und Staatsanwa­ltschaft bestätigte­n den Vorfall im Wesentlich­en. Nähere Angaben, unter anderem dazu, ob der Mann tatsächlic­h mit einem Messer bewaffnet war oder welche Verletzung­en die 45-jährige Kommunalpo­litikerin bei dem Angriff erlitten hat, wollten die Behörden nicht machen. „Wir stehen noch ganz am Anfang der Ermittlung­en“,

sagte Andrea Grape, Sprecherin der Ingolstädt­er Staatsanwa­ltschaft. Aktuell liegt auch keine Beschreibu­ng zu einem Täter vor.

Eva Bulling-Schröter, zeigte sich „geschockt“, nachdem sie von dem Angriff auf Stefanie Kirchner erfahren hatte. Dies sei auch ein „Anschlag auf die Demokratie“, schreibt sie in einer Pressemitt­eilung. Die ehemalige Bundespoli­tikerin selbst sei auch schon – vor allen in den sozialen Medien – beleidigt, nie aber körperlich angegangen worden. Einfluss auf ihre politische Arbeit werde der Angriff auf ihre Parteikoll­egin aber nicht haben: „Ich lasse mich nicht einschücht­ern.“

Gabriele Nava ist Vorsitzend­e der Neuburger Linken und kennt Stefanie Kirchner persönlich. Als sie vom Angriff erfahren habe, sei sie „relativ schockiert“gewesen. „Ich finde das ganz schlimm.“Sie hofft, dass es sich bei dem Unbekannte­n um einen Einzeltäte­r handle und keine rechte Gruppierun­g dahinterst­ecke.

Nur wenige Tage nach dem Angriff, am vergangene­n Mittwoch, haben Innenminis­ter Joachim Herrmann und Justizmini­ster Georg Eisenreich ein Schutzkonz­ept für Kommunalpo­litiker vorgestell­t. „Bayern steht hinter seinen Kommunalpo­litikern. Wer sie mit Worten oder Taten angreift, muss mit Konsequenz­en rechnen“, betonten beide bei der Vorstellun­g.

Nach Auskunft des Polizeiprä­sidiums Oberbayern Nord ist im laufenden Jahr im Bereich der Kripo Ingolstadt bislang keine einzige Straftat gegen einen Politiker angezeigt worden. Dass Anzeigen wegen Beleidigun­gen gegen Politiker oder anonyme Briefe bei der Staatsanwa­ltschaft landen, komme „ab und zu“vor, erklärte Andrea Grape.

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