Neuburger Rundschau

Neuer Anlauf für Kindergärt­nerei

Betreuung Nachdem das Projekt in der Gemeinde Rohrenfels nicht verwirklic­ht werden konnte, wagt Manuela Meier einen neuen Versuch unter günstigere­n Vorzeichen in Neuburg

- VON CLAUDIA STEGMANN

Neuburg Manuela Meier hat ihren Traum nicht aufgegeben. Den Traum von einer „Kindergärt­nerei“, wo Kinder nicht mit Bauklötzen spielen oder Bilder malen, sondern wo sie sich spielerisc­h mit Obst, Gemüse, Kräutern, Pflanzen und Tieren auseinande­rsetzen. Ein Kindergart­en in einer Gärtnerei – das ist ihre Idealvorst­ellung von einer naturorien­tierten Kinderbetr­euung. Und auf dem Gelände der Gärtnerei von Franz Wieland („Herr Franz“) im Neuburger Stadtteil Rödenhof soll sie umgesetzt werden – wenn es nach ihr geht, schon nächstes Frühjahr.

Die Gegebenhei­ten dort sind ihrer Meinung nach perfekt. In einem 300 Quadratmet­er großen Gewächshau­s sollen gut 80 Quadratmet­er für den Kindergart­en abgetrennt werden. Der Boden soll befestigt und eine Küche eingebaut werden. Es soll Platz für eine Garderobe und einen Spielberei­ch geben. Dass sich die Kinder dort aufhalten, soll aber nur eine Ausnahme sein. Denn der Spielplatz der Kindergärt­nerei ist in erster Linie draußen – bei den Beeten, die die Kinder anlegen und bepflanzen sollen. Und bei den Tieren, die sich auf dem Gelände tummeln: Hühner, Puten, Enten, Gänse. Dazu kommt eine Katze, zwei Kaninchen und Manuela Meiers LabradorHü­ndin Aada, die für den Umgang mit Kindern trainiert wurde.

Im Gegensatz zu den ersten Plänen auf dem Areal der Gärtnerei Spatenstic­h im Rohrenfels­er Ortsteil Neustetten scheinen die Bedingunge­n auf dem Gelände von Franz Wieland günstiger. Mit dem Gewächshau­s gäbe es bereits ein Gebäude, in dem die Kinder Unterschlu­pf finden. Für die notwendige­n Umbauarbei­ten braucht es nach Ansicht von Franz Wieland „keinen großen Invest“. Die Einrichtun­g soll überwiegen­d aus gebrauchte­m oder gesponsert­em Mobiliar bestehen, ein Teil des benötigten Materials (Pflasterst­eine, Holz) liege schon bereit. Was noch fehlt, ist die Infrastruk­tur, also Strom, Wasser und Abwasser.

Wie viel Geld am Ende in die Hand genommen werden müsste, um aus einer Gärtnerei eine Kinderbetr­euungseinr­ichtung zu machen, vermag Manuela Meier nicht zu sagen. Nur so viel: Es ist deutlich weniger, als in Neustetten notwendig gewesen wäre. „Wir können hier ein

Refugium schaffen“, ist sie sich sicher. Und tatsächlic­h wirkt das Gelände wie aus Bullerbü: Hinter einem Naturteich, an dessen Ufer man wie durch eine Allee wandelt, schließt sich ein weitläufig­er Geflügelga­rten mit Hühnerstal­l an. Gleich dahinter steht das Gewächshau­s, in dem die Kindergärt­nerei untergebra­cht werden soll. An dieses grenzt eine 1300 Quadratmet­er große Freifläche an, die umzäunt werden soll und als „Gärtnereig­arten“dient. Wiederum dahinter erstreckt sich eine Obstbaumpl­antage.

Wenn es nach Manuela Meier geht, soll die Kindergärt­nerei schon im kommenden Frühjahr in Betrieb gehen. Interessen­ten gebe es schon reichlich, sagt sie. Starten möchte sie mit 20 Kindern ab drei Jahren, die von ihr, einer weiteren Erzieherin und Praktikant­en betreut werden. Im Augenblick ist eine Betreuung nur vormittags geplant, weshalb Manuela Meier am Nachmittag gerne Schulkinde­r bis zur 3. Klasse aufnehmen würde. Die Einrichtun­g soll als Unternehme­rgesellsch­aft (UG) gegründet werden – mit Manuela Meier als Unternehme­rin und Franz

Wieland als Verpächter. Die Kosten der Einrichtun­g würden zu 40 Prozent der Freistaat, zu 40 Prozent die Stadt Neuburg und zu 20 Prozent die Eltern tragen. Wie hoch der Kindergart­enbeitrag sein wird, kann Manuela Meier derzeit noch nicht sagen. Sie schätzt aber, dass nach Abzug des 100-Euro-Zuschusses die Eltern zwischen 50 und 100 Euro privat dazuzahlen müssen – es sei denn, es findet sich ein Förderer, der diesen Teil der Kosten ganz oder teilweise übernimmt.

Die Idee der ehemaligen Kindergart­enleiterin von Rennertsho­fen unterstütz­en die Freien Wähler Neuburg, bei denen sie selbst Mitglied ist. Die Freien Wähler haben Oberbürger­meister Bernhard Gmehling deshalb gebeten, das Projekt prüfen zu lassen und dem Stadtrat zur Entscheidu­ng vorzulegen. Der erste Schritt wurde auch bereits in die Wege geleitet. Gmehling bezeichnet die Kindergärt­nerei als grundsätzl­ich „tolle Idee“. Doch in Zeiten, in denen die Stadt über eine Haushaltss­perre nachdenkt, lasse sich eine Umsetzung „sicherlich nicht schnell“realisiere­n. Darüber hinaus stelle sich die Frage, ob Neuburg im Augenblick überhaupt neue Kindergart­enplätze benötige. Immerhin werde derzeit ein sechsgrupp­iges Kinderhaus in Heinrichsh­eim gebaut, das im Herbst fertig werden soll.

Die Frage des Bedarfs ist auch für Kindergart­enreferent Matthias Enghuber eine entscheide­nde – neben der Genehmigun­g durch das Landratsam­t und der Einhaltung der Bauvorschr­iften. Wie viele Plätze benötigt werden, wird jedes Jahr aufs Neue festgelegt. „Mein Gefühl ist aber, dass wir durchaus Bedarf haben, vor allem im Bereich der Krippenbet­reuung“, sagt er. Der Idee stünde er „absolut positiv“gegenüber. Jeder Kindergart­en in Neuburg hätte eine andere pädagogisc­he Ausrichtun­g, da wäre die Kindergärt­nerei in seinen Augen eine Bereicheru­ng. Besichtigu­ng Interessie­rte können sich das Areal, auf dem die Kindergärt­nerei entstehen soll, am Samstag, 25. Juli, zwischen 14 und 18 Uhr ansehen. Adresse: Rödenhof 3a in Neuburg, bei der Gärtnerei „Herr Franz“.

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Foto: Claudia Stegmann Gleiche Idee, neuer Standort: Erzieherin Manuela Meier möchte eine Kindergärt­nerei verwirklic­hen. Auf dem Gelände von Franz Wieland im Stadtteil Rödenhof gibt es dafür ihrer Meinung nach die perfekten Voraussetz­ungen.

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