Neuburger Rundschau

14 Tage daheim gefangen

Ennio aus Berlin kann gerade nicht vor die Tür, denn seine Eltern haben sich mit dem Virus angesteckt. Er erzählt, wie sein Alltag gerade abläuft

- VON KIRSTEN HAAKE

Vor Schreck hat sich Ennio erst mal unter einer Decke verkrochen. Da hatte er gerade erfahren, dass sein Vater sich mit dem Coronaviru­s angesteckt hat. „Das hat sich krass angefühlt“, erzählt der Achtjährig­e am Telefon. Sich direkt mit ihm zu treffen, das geht nicht. Denn seit die Familie die Nachricht von der Ansteckung bekommen hat, dürfen Ennio und seine Eltern für 14 Tage nicht mehr aus der Wohnung. Sie liegt mitten in der Stadt Berlin.

Bei Ennio fiel der Test gut aus

Auch Ennios Mutter hat sich angesteckt, kam bei einem Test heraus. So einen Test musste dann auch Ennio machen. Für ihn kam extra eine Ärztin nach Hause: mit Maske und Schutzanzu­g! Die steckte ihm eine Art Wattestäbc­hen tief in den Rachen. „Da am Zipfel, wo es sich anfühlt, als würde man kotzen“, erzählt Ennio. Die Untersuchu­ng ging zum Glück schnell. Richtig blöd war für Ennio jedoch, dass er vier Tage warten musste, bis er sein Test-Ergebnis bekam. Aber dann hieß es: negativ! Das bedeutet, nicht angesteckt.

Aber raus darf Ennio wegen seiner Eltern trotzdem nicht. Zum Glück hatte er Geburtstag kurz bevor das Coronaviru­s in die Familie kam. Viele Verwandte hatten ihm zusammen einen Lego-Roboter geschenkt. „Den haben wir dann zusammenge­baut. Das hat viel Zeit gebraucht“, erzählt Ennio. Seine Eltern konnten ihm helfen, weil sie sich nach ein paar Tagen von dem Virus erholt hatten. Außerdem liest Ennio jetzt superviel. „Ich stehe immer früh auf. Dann lese ich die ganze Zeit. Dann frühstücke­n wir und dann lese ich wieder.“Er mag zum Beispiel die „Muskeltier“-Serie und Comics. Bis vor ein paar Tagen gab es auch noch Hausaufgab­en. Aber jetzt sind in Berlin Ferien.

Eigentlich klingt Ennio ziemlich fröhlich, als er von seinem Alltag erzählt. Aber er findet die Situation gar nicht gut. „Eigentlich war es fast nur doof. Ich vermisse, dass ich mit Freunden spielen kann und frei bin“, sagt er. Auch zur Schule würde er jetzt gern gehen. Es hilft aber noch einer, dass die Zeit schneller rumgeht. Das ist Ganzo, der Familienhu­nd. Der ist noch sehr jung und verspielt. „Mit dem Hund verbringe ich den ganzen Tag. Manchmal kuscheln wir. Oder Ganzo spielt mit meinem Schaf.“Das Schaf ist ein altes Kuscheltie­r.

Er weiß auch schon, was er nach der Quarantäne macht

Manchmal tanzt Ennio auch, um sich die Zeit zu vertreiben. „Mein Vater ist Musiker, der zeigt mir immer neue Musik“, erzählt er. Und dann geht es wild zu. „Das sieht aus, als würde ich mich mit jemandem kloppen“, sagt Ennio und lacht. „Wir haben auch viel gebastelt und zusammen ein Bananenbro­t gebacken“, erzählt Ennios Mutter noch. Und es gab auch Streit. Das ist ja auch klar, wenn alle dauernd eng zusammen sind.

Bevor die Familie wieder rausdarf, wird sie noch einmal getestet. Erst wenn das Ergebnis bei allen in Ordnung ist, dürfen sie die Wohnung wieder verlassen. Ennio weiß auch schon, was er dann macht, wenn er wieder rausdarf: „Als Erstes probiere ich mit Papa das ferngesteu­erte Segelflugz­eug aus, das er zum Geburtstag bekommen hat.“In ein paar Tagen soll es so weit sein.

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Ennio darf im Moment die Wohnung nicht verlassen. Das hat mit dem Coronaviru­s zu tun.

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