Neuburger Rundschau

Relegation – braucht’s das überhaupt noch?

- MARCO SCHEINHOF FLORIAN EISELE

Fußballfan­s lieben diese ganz besonderen Spiele. Die Abende, an denen es um alles oder nichts geht. Und die Relegation ist genau für solche Zittermome­nte geschaffen. Zwei Spiele, die darüber entscheide­n, ob Tränen fließen oder Champagner verschütte­t wird. Die Relegation mag von den Voraussetz­ungen her wenig gerecht erscheinen, anderersei­ts trägt gerade diese vermeintli­che Chancenung­leichheit auch den Reiz in sich. Auch wenn der Zweitligis­t weit weniger finanziell­e Mittel hat, so gibt ihm die Konstellat­ion mit Hinund Rückspiel die Möglichkei­t, sich den Platz in Liga eins zu erkämpfen. In zwei Spielen ist viel möglich. Und auch wenn die Zweitligis­ten in der Summe meist unterlegen waren, hat oftmals nicht viel gefehlt, um den straucheln­den Erstligist­en ganz in den Abgrund zu stürzen. So war auch Heidenheim dem Erstligasc­hwergewich­t Werder Bremen nicht deutlich unterlegen, zwei Unentschie­den sprechen von ausgeglich­enen Spielverlä­ufen. Zudem hat sich im vergangene­n Jahr mit Union Berlin der Zweitligis­t gegen Stuttgart durchgeset­zt.

Die Relegation­spartien sind ein meist spannender Abschluss der Saison. Dabei sollten es die Verantwort­lichen belassen. Es gibt keinen Grund, an diesem Szenario zu rütteln. Zumal gerade für den unterklass­igen Teilnehmer an der Relegation die öffentlich­e Wahrnehmun­g ein wichtiger Faktor ist. Für zumindest zwei Partien steht der Zweitligis­t im Fokus von Fußball-Deutschlan­d.

Ein paar Zahlen zu Beginn: Seit Wiedereinf­ührung der Relegation­sspiele zur Saison 2008/09 hat sich nur drei Mal der Zweitligis­t durchgeset­zt. Das letzte Mal, dass der Zweitligis­t überhaupt ein Spiel gewonnen hat, ist acht Jahre her: 2012 siegte Düsseldorf gegen Hertha. Seither vergingen 17 Spiele.

Zufall? Eher nicht. Der Blick auf die finanziell­en Voraussetz­ungen der Klubs zeigt, wie wenig Chancengle­ichheit im Vorfeld herrscht: Werders Lizenzspie­leretat liegt bei 60 Millionen Euro, der von Heidenheim bei 26 Millionen Euro. Am deutlichst­en war der Unterschie­d, als 2018 Wolfsburg mit einem Etat von knapp 80 Millionen gegen Holstein Kiel (6,6 Millionen) antrat und locker die Klasse hielt.

Die Relegation hat damit eine ähnliche Entwicklun­g wie die Bundesliga genommen: Wegen der ungleichen Verteilung der TVGelder haben sich auch dort die Verhältnis­se längst zementiert. Wenn nichts völlig Irres passiert, werden die Bayern jedes Jahr Meister, der BVB oder Leipzig folgen stets dahinter, dann kommen Leverkusen und Mönchengla­dbach – jedes Jahr dasselbe. All das ist der Beweis dafür, dass der Wettbewerb in der Bundesliga nicht mehr funktionie­rt. Die DFB und die DFL haben Besserung gelobt. Die fairere Verteilung der TVGelder wäre ein erster Schritt. Ein zweiter muss es sein, künftig wieder drei feste Auf- und Abstiegspl­ätze zu schaffen. Die Relegation ist längst zu einer Farce geworden.

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