Relegation – braucht’s das überhaupt noch?
Fußballfans lieben diese ganz besonderen Spiele. Die Abende, an denen es um alles oder nichts geht. Und die Relegation ist genau für solche Zittermomente geschaffen. Zwei Spiele, die darüber entscheiden, ob Tränen fließen oder Champagner verschüttet wird. Die Relegation mag von den Voraussetzungen her wenig gerecht erscheinen, andererseits trägt gerade diese vermeintliche Chancenungleichheit auch den Reiz in sich. Auch wenn der Zweitligist weit weniger finanzielle Mittel hat, so gibt ihm die Konstellation mit Hinund Rückspiel die Möglichkeit, sich den Platz in Liga eins zu erkämpfen. In zwei Spielen ist viel möglich. Und auch wenn die Zweitligisten in der Summe meist unterlegen waren, hat oftmals nicht viel gefehlt, um den strauchelnden Erstligisten ganz in den Abgrund zu stürzen. So war auch Heidenheim dem Erstligaschwergewicht Werder Bremen nicht deutlich unterlegen, zwei Unentschieden sprechen von ausgeglichenen Spielverläufen. Zudem hat sich im vergangenen Jahr mit Union Berlin der Zweitligist gegen Stuttgart durchgesetzt.
Die Relegationspartien sind ein meist spannender Abschluss der Saison. Dabei sollten es die Verantwortlichen belassen. Es gibt keinen Grund, an diesem Szenario zu rütteln. Zumal gerade für den unterklassigen Teilnehmer an der Relegation die öffentliche Wahrnehmung ein wichtiger Faktor ist. Für zumindest zwei Partien steht der Zweitligist im Fokus von Fußball-Deutschland.
Ein paar Zahlen zu Beginn: Seit Wiedereinführung der Relegationsspiele zur Saison 2008/09 hat sich nur drei Mal der Zweitligist durchgesetzt. Das letzte Mal, dass der Zweitligist überhaupt ein Spiel gewonnen hat, ist acht Jahre her: 2012 siegte Düsseldorf gegen Hertha. Seither vergingen 17 Spiele.
Zufall? Eher nicht. Der Blick auf die finanziellen Voraussetzungen der Klubs zeigt, wie wenig Chancengleichheit im Vorfeld herrscht: Werders Lizenzspieleretat liegt bei 60 Millionen Euro, der von Heidenheim bei 26 Millionen Euro. Am deutlichsten war der Unterschied, als 2018 Wolfsburg mit einem Etat von knapp 80 Millionen gegen Holstein Kiel (6,6 Millionen) antrat und locker die Klasse hielt.
Die Relegation hat damit eine ähnliche Entwicklung wie die Bundesliga genommen: Wegen der ungleichen Verteilung der TVGelder haben sich auch dort die Verhältnisse längst zementiert. Wenn nichts völlig Irres passiert, werden die Bayern jedes Jahr Meister, der BVB oder Leipzig folgen stets dahinter, dann kommen Leverkusen und Mönchengladbach – jedes Jahr dasselbe. All das ist der Beweis dafür, dass der Wettbewerb in der Bundesliga nicht mehr funktioniert. Die DFB und die DFL haben Besserung gelobt. Die fairere Verteilung der TVGelder wäre ein erster Schritt. Ein zweiter muss es sein, künftig wieder drei feste Auf- und Abstiegsplätze zu schaffen. Die Relegation ist längst zu einer Farce geworden.