Unter falschem Namen verewigt
Veronika Rein aus Hessellohe ging in den 1960er Jahren in Heinrichsheim zur Schule, wo nur wenige ein Poesiealbum besaßen
Neuburg Ganz vorne, auf der ersten Seite, hätte sich eigentlich der Papa eintragen sollen. Aber wie das mit Männern und Poesiealben so war, hielt sich die Begeisterung in Grenzen – und so blieb die Seite in Veronika Reins Album unbeschrieben. Nur sein mit Bleistift geschriebener Name am Seitenrand erinnert daran, dass dort sein Platz gewesen wäre.
Die heute 66-Jährige ist in den 1960er Jahren in Heinrichsheim zur Schule gegangen. Sechs oder sieben Schüler waren sie damals in ihrem Jahrgang, erzählt sie, und in ihrer Klasse sei sie eine von wenigen gewesen, die ein Poesiealbum besessen hätten. Das Büchlein mit dem weinroten Einband hatten ihr damals ihre Eltern zu Weihnachten geschenkt; da war sie neun Jahre alt.
Den Aufruf in der Neuburger Rundschau hatte ihre Tochter Rebecca gelesen und die Mama animiert, sich zu melden. Die wollte erst nicht („Das alte Ding! Da steht doch nix G’scheites drin!“), doch dann hat sie es doch aus dem Bücherregal hervorgeholt.
An jeden Eintrag hat sie eine Erinnerung: Etwa an Pia, die jetzt Staatsanwältin ist, oder an Elfriede, die Näherin bei Goldix gelernt hat. Und dann war da noch der vermeintliche Eintrag ihres Bruders, den jedoch ihre Schwester reingekritzelt hatte. „Da war ich sauer“, sagt Veronika Rein, die heute in Hessellohe lebt.
Auch in ihrem Album sind Erinnerungen an die Jungs in ihrer Klasse rar. Hans Regnat ist einer von wenigen, der sich traute und ihr folgende Weisheit mit auf den Weg gab: „Sei wie das Veilchen im Moose / einfach, schlicht und fein. / Nicht wie die stolzeste Rose / die immer bewundert will sein.