Neuburger Rundschau

Dunkle Flecken auf der grünen Weste

Europas Wirtschaft soll ökologisch und nachhaltig werden. Finanziert wird der Umbau auch von der Europäisch­en Investitio­nsbank. Doch das Geldhaus bürgt auch für umstritten­e Autobahnpr­ojekte – was die Grünen erzürnt

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin/Brüssel EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen hat ein gewaltiges Ziel ausgerufen. Bis Mitte des Jahrhunder­ts soll die Europäisch­e Union klimaneutr­al werden. Der Ausstoß an klimaschäd­lichem Kohlendiox­id soll dann auf null gesenkt werden. In 30 Jahren müssen Wirtschaft und Gesellscha­ft total umgebaut werden. Eine Billion Euro will die EU-Kommission dafür investiere­n. Angesichts des hochfliege­nden Plans ist es für von der Leyen kein Nachteil, über eine eigene Bank zur verfügen. Die Europäisch­e Investitio­nsbank (EIB) soll Teile der benötigten Riesensumm­e zur Verfügung stellen oder die Finanzieru­ng durch Bürgschaft­en absichern. Das Kreditinst­itut gibt sich schon heute sehr grün, ein genauer Blick zeigt aber, dass es noch dunkle Flecken in der Bilanz gibt.

Denn die EIB beteiligt sich auch an der Finanzieru­ng umstritten­er Autobahnpr­ojekte in sogenannte­n öffentlich-privaten Partnersch­aften (ÖPP). Staat und Unternehme­n teilen sich die Investitio­nssumme, die Firmen bekommen dann beispielsw­eise über Jahre Mauteinnah­men oder Mietzahlun­gen. In vielen Fällen legt der Staat am Ende drauf,

die Unternehme­n die Kosten für Verzögerun­gen und Pannen bei der öffentlich­en Hand abladen.

Das hat die EIB nicht davon abgehalten, den sechsspuri­gen Ausbau der Autobahn 3 in Franken mit 400 Millionen Euro zu unterstütz­en. Das geht aus einer Antwort des Bundesverk­ehrsminist­eriums auf eine Anfrage der Grünen hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Ministerpr­äsident Markus Söder und Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (beide CSU) gaben vor wenigen Tagen symbolisch den Startschus­s für das Großprojek­t.

Der Betrag für die A3 wurde im vergangene­n Jahr in die EIB-Bilanz genommen. Laut ihrem statistisc­hen Jahrbuch hat sie 2019 hierzuland­e nachhaltig­e Verkehrswe­ge, wozu vor allem Schienen gehören, mit rund 520 Millionen Euro co-finanziert. Zu den 400 Millionen für die Autobahn in Nordbayern kommen weitere Großbeträg­e, wie zum Beispiel 200 Millionen für den Frankfurte­r Flughafen. So grün, nachhaltig und umweltschü­tzend, wie sie sich auf die Fahnen geschriebe­n hat, ist die EIB noch nicht.

Wie aus den Daten von Scheuers

Ministeriu­m hervorgeht, hat sich die EU-Bank seit 2007 in Deutschlan­d an insgesamt neun ÖPP-Projekten zum Autobahnau­sbau beteiligt. Das Engagement hat ein Volumen von 2 Milliarden Euro. Auf Bayern entfallen davon außerdem ein Abschnitt der A8 zwischen Augsburg und Ulm sowie ein Stück der A94 zwischen Forstinnin­g und Marktl östlich von München.

Die Grünen fordern von EIB, dass sie nicht länger Geld für schwarze Asphaltbän­der gibt. „Die Beteiligun­g der Europäisch­en Investitio­nsbank an neuen Straßenwei­l bauprojekt­en, die keinen Beitrag zum Klimaschut­z im Verkehrsse­ktor leisten, sondern im Gegenteil die Klimaprobl­eme sogar noch verschärfe­n werden, ist per se bereits ein großer Fehler“, heißt es in einem Brief von Grünen-Chefhaushä­lter Sven-Christian Kindler an den Chef des Kreditinst­ituts. Ein finanziell­es Engagement im Straßenbau erscheine aus der Zeit gefallen, legt der Abgeordnet­e aus Hannover nach.

In seiner Antwort an Kindler verweist das Geldhaus darauf, dass Autobahnen und Flughäfen „die Chancen für Handel, Wirtschaft­swachstum und Wettbewerb­sfähigkeit“verbessern. Die Finanzieru­ngen solcher Verbindung­en, wozu auch die A3 in Bayern gehört, stelle „eine der von der EU gesetzten Prioritäte­n der EIB dar“.

Die Bank verspricht, dass in fünf Jahren die Hälfte ihrer Projekte in klimafreun­dliche Projekte gehen wird. Sicherstel­len muss das EIBPräside­nt Werner Hoyer. Der FDPMann amtiert seit 2012 als Chef. Er und von der Leyen schätzen sich aber nicht unbedingt, wird in der Brüsseler Blase geraunt. Hoyer folgt aber schon aus eigenem Interesse der Linie der CDU-Frau. Seine Bank wird immer wichtiger und damit auch ihr Chef.

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Foto: Marcus Merk Die Grünen wollen nicht, dass die europäisch­e Investitio­nsbank EIB sich an Autobahnpr­ojekten – darunter die A8 Augsburg-Ulm – beteiligt. So komme der klimafreun­dliche Umbau der Wirtschaft nicht voran.

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