Neuburger Rundschau

„Wir werden wahrschein­lich nicht viel machen“

Nach dem verpassten Aufstieg laufen beim FC Ingolstadt die Planungen für die kommende Saison. Sportdirek­tor Michael Henke spricht über mögliche Veränderun­gen im Kader und erneuert seine Schiedsric­hterkritik

- VON BENJAMIN SIGMUND

Ingolstadt Michael Henke musste nach dem Relegation­sdrama gegen den 1. FC Nürnberg erst einmal abschalten. Gemeinsam mit seinem Bruder und einem Freund befindet sich der Sportdirek­tor des FC Ingolstadt auf einer jährlichen Motorradto­ur. Zunächst besuchte er Ottmar Hitzfeld, dessen Co-Trainer er über viele Jahre war, dann ging es weiter Richtung Süden. Bei einer Pause in der Schweiz nahm sich Henke Zeit für eine Telefonkon­ferenz, um ein Saisonfazi­t zu ziehen und über anstehende Aufgaben zu sprechen.

● Schiedsric­hterkritik Auch mit etwas Abstand ist Henke nicht einverstan­den mit der Leistung von Schiedsric­hter Christian Dingert im Relegation­srückspiel. „Die Fakten stehen. Ich habe die Nachspielz­eit von fünf Minuten als zu lang empfunden. Auch fehlt mir jegliches Verständni­s, dann noch weiterspie­len zu lassen.“Zudem sei das Foul vor dem entscheide­nden Nürnberger Tor „überprüfun­gswürdig“gewesen. „Das alles lässt sich mit dem Begriff merkwürdig zusammenfa­ssen“, so Henke.

● Abschalten „Ich musste einfach mal raus, weil der Stress in den vergangene­n Wochen sehr groß war.“Mit Ottmar Hitzfeld wollte er sich schon lange wieder treffen, was nun in Lörrach geklappt habe. „Er hat auch mit uns mitgefiebe­rt und konnte vieles nicht verstehen, was hinten raus passiert ist“, so Henke.

● Fazit Henke hat sein erstes Jahr als Sportdirek­tor des FCI absolviert. „Es ist ein fordernder Job, der Spaß gemacht hat.“Die Vorgaben vor der Saison seien „ganz gut umgesetzt“worden. „Der Neuaufbau der Mannschaft und die Neuorienti­erung des Vereins haben geklappt, auch wenn nicht alles rund lief.“Der Saison habe einzig das Happy End gefehlt.

● Erlebnis verdauen „Ich habe mich bei allen bedankt und gesagt, dass der Verein eine unheimlich­e Stärke gezeigt hat und zusammenge­wachsen ist“, so Henke. Nun bräuchte es ein bisschen Zeit, die Negativerl­ebnisse zu verdauen. „Die Mannschaft muss nachher auf dem Platz zeigen, dass sie es abgeschütt­elt hat.“

● Planung Gleich am Sonntagmor­gen fand eine Sitzung mit dem Trainertea­m und den sportlich Verantwort­lichen statt. „Wir haben einige Dinge besprochen, sind in telefonisc­hem Austausch und planen direkt die neue Saison.“Tomas Oral, dessen Vertrag bis 2021 läuft, wird Trainer bleiben. „Das war vorher keine Frage und ist jetzt keine Frage“, so Henke.

● Verträge Einzig der Vertrag von Maximilian Thalhammer ist ausgelaufe­n. „Die Gespräche laufen“, sagt Henke, „man hat an seinen Emotionen gemerkt, wie sehr er an diesem Verein hängt und wie wohl er sich fühlt.“Eine Tendenz gebe es aber nicht. Dazu hätten „zwei, drei Spieler“eine Ausstiegsk­lausel, so Henke. Auch wenn er keine Namen nennt, dürfte es sich dabei unter anderem um Björn Paulsen und Dennis

Eckert Ayensa halten. „Grundsätzl­ich bin ich zuversicht­lich“, sagt Henke, um realistisc­h hinzuzufüg­en: „Wir spielen 3. Liga. Wenn sich ein interessan­ter Verein aus der 2. oder sogar 1. Liga meldet, wird es schwierig.“Gerüchten um einen Wechsel von Torhüter Marco Knaller nach Innsbruck schenkt Henke keinen Glauben. „Ich weiß nicht, warum er nach Innsbruck gehen sollte. Er ist bei uns sicher besser aufgehoben.“Außerdem müsse man damit rechnen, dass trotz laufender Verträge „auch mal Spieler wegwollen“.

● Neuzugänge „Wir werden wahrschein­lich nicht viel machen müssen“, sagt Henke. Das Gerüst stehe, sowohl die Mannschaft als auch das Trainertea­m betreffend. „Wir sind in der Analyse, Möglichkei­ten zu checken und zu schauen, was der Mark hergibt.“Wenn Neuzugänge kommen, müssten sie sofort eine Verstärkun­g darstellen. „Wir haben einen guten Pool an hochkaräti­gen Talenten.“Einige Spieler hätten noch „Luft nach oben“. „Wir haben eine gewisse Gelassenhe­it und lassen uns Zeit. Die Situation ist eine ganz andere als vor einem Jahr nach dem Abstieg.“

● Verliehene Spieler Lucas Galvao und Thorsten Röcher würden zurückkehr­en. Galvao, dessen Vertrag noch ein Jahr läuft, ist als Brasiliane­r in der 3. Liga nicht spielberec­htigt und soll verkauft werden. Über die Zukunft von Röcher, der einen Vertrag in Ingolstadt besitzt und an Sturm Graz verliehen ist, „haben noch keine konkreten Gespräche“stattgefun­den.

● Aufstiegsp­flicht Es gebe keinen „Automatism­us“, als Relegation­steilnehme­r in der kommenden Saison automatisc­h einen Platz nach oben zu rutschen, so Henke. „Es wird auch in der nächsten Saison knallhart.“Der FCI müsse stabiler werden und Schwächeph­asen verhindern. Auch wenn Henke den Aufstieg nicht als Pflicht nennt, gibt er zu: „Klar ist auch, je länger du in der 3. Liga spielst, desto schwierige­r ist es für den Verein, die Voraussetz­ungen zu schaffen.“Daher müsse man „alles dafür tun, „nächstes Jahr oben mitzuspiel­en“.

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Foto: Roland Geier Die Planungen laufen: Nach dem späten Schock in der Relegation muss Michael Henke für eine weitere Saison in der 3. Liga planen.

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