„Wir werden wahrscheinlich nicht viel machen“
Nach dem verpassten Aufstieg laufen beim FC Ingolstadt die Planungen für die kommende Saison. Sportdirektor Michael Henke spricht über mögliche Veränderungen im Kader und erneuert seine Schiedsrichterkritik
Ingolstadt Michael Henke musste nach dem Relegationsdrama gegen den 1. FC Nürnberg erst einmal abschalten. Gemeinsam mit seinem Bruder und einem Freund befindet sich der Sportdirektor des FC Ingolstadt auf einer jährlichen Motorradtour. Zunächst besuchte er Ottmar Hitzfeld, dessen Co-Trainer er über viele Jahre war, dann ging es weiter Richtung Süden. Bei einer Pause in der Schweiz nahm sich Henke Zeit für eine Telefonkonferenz, um ein Saisonfazit zu ziehen und über anstehende Aufgaben zu sprechen.
● Schiedsrichterkritik Auch mit etwas Abstand ist Henke nicht einverstanden mit der Leistung von Schiedsrichter Christian Dingert im Relegationsrückspiel. „Die Fakten stehen. Ich habe die Nachspielzeit von fünf Minuten als zu lang empfunden. Auch fehlt mir jegliches Verständnis, dann noch weiterspielen zu lassen.“Zudem sei das Foul vor dem entscheidenden Nürnberger Tor „überprüfungswürdig“gewesen. „Das alles lässt sich mit dem Begriff merkwürdig zusammenfassen“, so Henke.
● Abschalten „Ich musste einfach mal raus, weil der Stress in den vergangenen Wochen sehr groß war.“Mit Ottmar Hitzfeld wollte er sich schon lange wieder treffen, was nun in Lörrach geklappt habe. „Er hat auch mit uns mitgefiebert und konnte vieles nicht verstehen, was hinten raus passiert ist“, so Henke.
● Fazit Henke hat sein erstes Jahr als Sportdirektor des FCI absolviert. „Es ist ein fordernder Job, der Spaß gemacht hat.“Die Vorgaben vor der Saison seien „ganz gut umgesetzt“worden. „Der Neuaufbau der Mannschaft und die Neuorientierung des Vereins haben geklappt, auch wenn nicht alles rund lief.“Der Saison habe einzig das Happy End gefehlt.
● Erlebnis verdauen „Ich habe mich bei allen bedankt und gesagt, dass der Verein eine unheimliche Stärke gezeigt hat und zusammengewachsen ist“, so Henke. Nun bräuchte es ein bisschen Zeit, die Negativerlebnisse zu verdauen. „Die Mannschaft muss nachher auf dem Platz zeigen, dass sie es abgeschüttelt hat.“
● Planung Gleich am Sonntagmorgen fand eine Sitzung mit dem Trainerteam und den sportlich Verantwortlichen statt. „Wir haben einige Dinge besprochen, sind in telefonischem Austausch und planen direkt die neue Saison.“Tomas Oral, dessen Vertrag bis 2021 läuft, wird Trainer bleiben. „Das war vorher keine Frage und ist jetzt keine Frage“, so Henke.
● Verträge Einzig der Vertrag von Maximilian Thalhammer ist ausgelaufen. „Die Gespräche laufen“, sagt Henke, „man hat an seinen Emotionen gemerkt, wie sehr er an diesem Verein hängt und wie wohl er sich fühlt.“Eine Tendenz gebe es aber nicht. Dazu hätten „zwei, drei Spieler“eine Ausstiegsklausel, so Henke. Auch wenn er keine Namen nennt, dürfte es sich dabei unter anderem um Björn Paulsen und Dennis
Eckert Ayensa halten. „Grundsätzlich bin ich zuversichtlich“, sagt Henke, um realistisch hinzuzufügen: „Wir spielen 3. Liga. Wenn sich ein interessanter Verein aus der 2. oder sogar 1. Liga meldet, wird es schwierig.“Gerüchten um einen Wechsel von Torhüter Marco Knaller nach Innsbruck schenkt Henke keinen Glauben. „Ich weiß nicht, warum er nach Innsbruck gehen sollte. Er ist bei uns sicher besser aufgehoben.“Außerdem müsse man damit rechnen, dass trotz laufender Verträge „auch mal Spieler wegwollen“.
● Neuzugänge „Wir werden wahrscheinlich nicht viel machen müssen“, sagt Henke. Das Gerüst stehe, sowohl die Mannschaft als auch das Trainerteam betreffend. „Wir sind in der Analyse, Möglichkeiten zu checken und zu schauen, was der Mark hergibt.“Wenn Neuzugänge kommen, müssten sie sofort eine Verstärkung darstellen. „Wir haben einen guten Pool an hochkarätigen Talenten.“Einige Spieler hätten noch „Luft nach oben“. „Wir haben eine gewisse Gelassenheit und lassen uns Zeit. Die Situation ist eine ganz andere als vor einem Jahr nach dem Abstieg.“
● Verliehene Spieler Lucas Galvao und Thorsten Röcher würden zurückkehren. Galvao, dessen Vertrag noch ein Jahr läuft, ist als Brasilianer in der 3. Liga nicht spielberechtigt und soll verkauft werden. Über die Zukunft von Röcher, der einen Vertrag in Ingolstadt besitzt und an Sturm Graz verliehen ist, „haben noch keine konkreten Gespräche“stattgefunden.
● Aufstiegspflicht Es gebe keinen „Automatismus“, als Relegationsteilnehmer in der kommenden Saison automatisch einen Platz nach oben zu rutschen, so Henke. „Es wird auch in der nächsten Saison knallhart.“Der FCI müsse stabiler werden und Schwächephasen verhindern. Auch wenn Henke den Aufstieg nicht als Pflicht nennt, gibt er zu: „Klar ist auch, je länger du in der 3. Liga spielst, desto schwieriger ist es für den Verein, die Voraussetzungen zu schaffen.“Daher müsse man „alles dafür tun, „nächstes Jahr oben mitzuspielen“.