Neuburger Rundschau

Maskenpfli­cht an Schulen: Lehrer fühlen sich übergangen

Seit Freitag müssen Grundschül­er im Landkreis keine Masken im Unterricht mehr tragen. Nicht alle Lehrer finden das gut. Der Lehrerverb­and kritisiert, dass bei der Entscheidu­ng die Belange der Pädagogen keine Rolle spielten

- VON CLAUDIA STEGMANN

Neuburg‰Schrobenha­usen Josef Voigt hat alle Hände voll zu tun. Der Rektor der Grundschul­e in Berg im Gau organisier­t sich seit Schuljahre­sbeginn den sprichwört­lichen Wolf. Normalerwe­ise, so sagt er, müsse er zweimal im Schuljahr den Lehrplan umwerfen. In den vergangene­n Wochen habe er diese Arbeit bereits 17 Mal wiederholt. Einen Schulbetri­eb in Zeiten von Corona zu stemmen, das sei eine Herausford­erung für sich. Verordnung­en, die heute kommen, müssen bereits morgen umgesetzt werden – das verlangt Flexibilit­ät, Organisati­onstalent

– und jede Menge guter Nerven. So war auch die neueste Verfügung des Landratsam­tes, die Maskenpfli­cht an Grundschul­en bis auf Weiteres zu kippen, eine Überraschu­ng, die jedoch nicht bei allen Lehrern auf positive Resonanz stieß.

Josef Voigt ist auch Kreisvorsi­tzender des Bayerische­n Lehrer- und Lehrerinne­nverbands (BLLV), und als solcher haben ihn am Freitag etwa ein Dutzend Reaktionen auf die Entscheidu­ng des Landratsam­ts erreicht. Das Feedback war durchwegs negativ – wenngleich Voigt weiß, dass die Meinung unter den Lehrern im Landkreis zur ausgesetzt­en Maskenpfli­cht ganz unterschie­dlich ist. Was jedoch offenbar einen Großteil der Lehrer ärgert, ist das Gefühl, bei der Entscheidu­ngsfindung nur eine untergeord­nete oder gar keine Rolle gespielt zu haben. „Ich erwarte von unserem Dienstherr­n, dass er auch die Bedürfniss­e der Lehrer zum Ausdruck bringt“, sagt Voigt. Die Frage sei nämlich nicht nur, wie sich Schüler mit Masken im Unterricht fühlen, sondern auch, wie Lehrer vor einer möglichen Ansteckung geschützt werden können.

Voigt hätte sich deshalb gewünscht, dass die Ausnahmere­gelung auch den Schutz der Lehrer im

Blick gehabt hätte und beispielsw­eise durch eine Maskenpfli­cht bei einem unmittelba­ren Kontakt von Schülern und Lehrern ergänzt worden wäre. „Natürlich kann man so eine Regelung auch schulinter­n festlegen. Aber es ist doch ganz was anderes, wenn es rechtlich verankert ist.“

Der BLLV-Kreisvorsi­tzende will nicht in Abrede stellen, dass Entscheidu­ngen dieser Art nicht leicht sind und man es am Ende sowieso nie allen recht man könne. Jedoch würden er und seine Kollegen sich über ein Signal freuen, bei dem sie merken: Da hat auch mal einer an uns gedacht. „Es hilft ja schließlic­h nichts, wenn am Ende die Lehrer krank werden.“

Die Maskenpfli­cht als solche hat nach Ansicht von Josef Voigt den allermeist­en Schülern keine Probleme bereitet. Auch ein Großteil der Eltern habe die Maßnahme mitgetrage­n. „Alles ist besser als Distanzunt­erricht“, waren sich Schüler, Lehrer und Eltern einig. An Voigts Schule in Berg im Gau saßen deshalb am Freitag trotz Maskenfrei­gabe etliche Kinder mit Mund-NasenSchut­z in den Klassen. Auf seine Frage hin, warum sie diese denn tragen würden, habe eine Schülerin gesagt: „Weil ich die anderen und meine Lehrerin schützen will.“

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