Maskenpflicht an Schulen: Lehrer fühlen sich übergangen
Seit Freitag müssen Grundschüler im Landkreis keine Masken im Unterricht mehr tragen. Nicht alle Lehrer finden das gut. Der Lehrerverband kritisiert, dass bei der Entscheidung die Belange der Pädagogen keine Rolle spielten
NeuburgSchrobenhausen Josef Voigt hat alle Hände voll zu tun. Der Rektor der Grundschule in Berg im Gau organisiert sich seit Schuljahresbeginn den sprichwörtlichen Wolf. Normalerweise, so sagt er, müsse er zweimal im Schuljahr den Lehrplan umwerfen. In den vergangenen Wochen habe er diese Arbeit bereits 17 Mal wiederholt. Einen Schulbetrieb in Zeiten von Corona zu stemmen, das sei eine Herausforderung für sich. Verordnungen, die heute kommen, müssen bereits morgen umgesetzt werden – das verlangt Flexibilität, Organisationstalent
– und jede Menge guter Nerven. So war auch die neueste Verfügung des Landratsamtes, die Maskenpflicht an Grundschulen bis auf Weiteres zu kippen, eine Überraschung, die jedoch nicht bei allen Lehrern auf positive Resonanz stieß.
Josef Voigt ist auch Kreisvorsitzender des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), und als solcher haben ihn am Freitag etwa ein Dutzend Reaktionen auf die Entscheidung des Landratsamts erreicht. Das Feedback war durchwegs negativ – wenngleich Voigt weiß, dass die Meinung unter den Lehrern im Landkreis zur ausgesetzten Maskenpflicht ganz unterschiedlich ist. Was jedoch offenbar einen Großteil der Lehrer ärgert, ist das Gefühl, bei der Entscheidungsfindung nur eine untergeordnete oder gar keine Rolle gespielt zu haben. „Ich erwarte von unserem Dienstherrn, dass er auch die Bedürfnisse der Lehrer zum Ausdruck bringt“, sagt Voigt. Die Frage sei nämlich nicht nur, wie sich Schüler mit Masken im Unterricht fühlen, sondern auch, wie Lehrer vor einer möglichen Ansteckung geschützt werden können.
Voigt hätte sich deshalb gewünscht, dass die Ausnahmeregelung auch den Schutz der Lehrer im
Blick gehabt hätte und beispielsweise durch eine Maskenpflicht bei einem unmittelbaren Kontakt von Schülern und Lehrern ergänzt worden wäre. „Natürlich kann man so eine Regelung auch schulintern festlegen. Aber es ist doch ganz was anderes, wenn es rechtlich verankert ist.“
Der BLLV-Kreisvorsitzende will nicht in Abrede stellen, dass Entscheidungen dieser Art nicht leicht sind und man es am Ende sowieso nie allen recht man könne. Jedoch würden er und seine Kollegen sich über ein Signal freuen, bei dem sie merken: Da hat auch mal einer an uns gedacht. „Es hilft ja schließlich nichts, wenn am Ende die Lehrer krank werden.“
Die Maskenpflicht als solche hat nach Ansicht von Josef Voigt den allermeisten Schülern keine Probleme bereitet. Auch ein Großteil der Eltern habe die Maßnahme mitgetragen. „Alles ist besser als Distanzunterricht“, waren sich Schüler, Lehrer und Eltern einig. An Voigts Schule in Berg im Gau saßen deshalb am Freitag trotz Maskenfreigabe etliche Kinder mit Mund-NasenSchutz in den Klassen. Auf seine Frage hin, warum sie diese denn tragen würden, habe eine Schülerin gesagt: „Weil ich die anderen und meine Lehrerin schützen will.“