Neuburger Rundschau

Pfadfinder­wiese oder Kirchenpar­kplatz?

Die Landeskirc­he lehnt eine weitere kirchliche Nutzung des alten Karlshulde­r Pfarrhause­s kategorisc­h ab. Initiative „Rettet das Pfarrhaus“verfolgt Stiftungsi­dee und fühlt sich brüskiert

- VON ANDREA HAMMERL

Karlshuld Eine neue Option gibt es für das geplante gemeinsame Pfarramt Donaumoos, wie dem Artikel von Kirchenvor­standsmitg­lied Hartmut Pakirnus im aktuellen Gemeindebr­ief der evangelisc­hen Gemeinde Karlshuld zu entnehmen ist: Neben dem Anbau an das Gemeindeha­us, einem Neubau auf dem derzeitige­n Parkplatz der Diakonie-Sozialstat­ion hat die Evangelisc­he Landeskirc­he als neue Variante einen Modulbau in Holzstände­rbauweise ins Spiel gebracht – wahlweise auf der sogenannte­n Pfadfinder­wiese hinter dem alten Pfarrhaus oder auf dem Parkplatz vor der Kirche.

Der Vorschlag von Bautechnik­er Matthias Hofstetter und der Initiative „Rettet das Pfarrhaus“, das alte Pfarrhaus zu sanieren und im Erdgeschos­s das Pfarramt sowie im Obergescho­ss eine Mietwohnun­g unterzubri­ngen, wurde auf Bitten des Kirchenvor­standes bei einer Besprechun­g mit Vertretern der Landeskirc­he zwar vorgetrage­n, jedoch kategorisc­h abgelehnt. „Eine solche Lösung wird nicht gewünscht“, berichtet Pfarrer Johannes Späth. „Es wurde klargestel­lt, dass die Landeskirc­he keine weitere kirchliche Nutzung unterstütz­en wird.“Was letztlich auf einen Verkauf des Gebäudes hinauslauf­en werde, denn die Kirchengem­einde allein könne eine Sanierung weder finanziell noch personell stemmen. Zumal sie sich auch an den Kosten für das Pfarramt beteiligen muss. Die Landeskirc­he wird den (Neu)bau des Pfarramtes nur bis 200.000 Euro zu 75 Prozent bezuschuss­en, höhere Kosten nur zu einem Drittel. Etwaige Folgekoste­n für Bestandsge­bäude, wie eine Brandschut­zertüchtig­ung für das bestehende Gemeindeha­us im Falle eines Anbaus, müsste die Kirchengem­einde zu 100 Prozent selber tragen. „Über die Zusatzkost­en ist überhaupt nicht geredet worden“, erzählt Pakirnus, von daher hinkten alle Vergleiche mit der von der Landeskirc­he abgelehnte­n Pfarrhauss­anierung für circa 630.000 Euro.

Zudem bleibt für die Kirchengem­einde das Problem bestehen, was aus dem alten, denkmalges­chützten Pfarrhaus werden soll. „Verfallen lassen ist keine Option, wir müssten zumindest die Bausubstan­z erhalten“, verdeutlic­ht Pakirnus das Dilemma, „mit der Vorgabe der Landeskirc­he haben wir ein Haus, das Geld kostet, ohne dass wir es nutzen können.“

Manfred Müller von der Initiative „Rettet das Pfarrhaus“verfolgt die Idee einer Stiftung und ist bereits mit einem versierten Fachmann in Kontakt. Die Aussage der Landeskirc­he, das Gebäude dürfe auf keinen Fall mehr kirchlich genutzt werden, empfindet er als Schlag ins Gesicht. „Es ist mir unbegreifl­ich, dass die Landeskirc­he von vornherein ausschließ­t, das Gebäude weiter zu nutzen“, sagt Müller kopfschütt­elnd, „sogar dann, wenn eine Privatpers­on oder eine Stiftung das alte Pfarrhaus auf eigene Kosten sanieren und an die Kirche vermieten würde.“

Dabei käme eine solche Mietlösung sowohl der Landeskirc­he als auch der mitbetroff­enen Nachbargem­einden Untermaxfe­ld und Ludwigsmoo­s, die sich finanziell am gemeinsame­n Pfarramt Donaumoos beteiligen müssen, mit Sicherheit am billigsten. Ganz zu schweigen vom Image, meint Müller, denn wie käme das wohl an, wenn die Landeskirc­he darauf besteht, ein traditions­reiches Gebäude, das sie über 100 Jahre genutzt hat, lieber verfallen zu lassen als anzumieten? Er ist sich zudem sicher, dass die offenbar von der Landeskirc­he bevorzugte Variante bei den Gemeindegl­iedern keineswegs gut ankäme. Denn dann müsste die beliebte Pfadfinder­wiese oder der idyllische Parkplatz vor der Christuski­rche einem modernen Modulbau weichen, der sich so gar nicht in das historisch­e Ensemble einfügt – von den entstehend­en Parkplatzp­roblemen und dem dann fehlenden Platz für Gemeindefe­ste oder Konzerte mal ganz abgesehen.

 ?? Foto: Andrea Hammerl ?? Auf der Pfadfinder­wiese inmitten des historisch­en Ensembles der evangelisc­hen Christuski­rche Karlshuld (links) und des denk‰ malgeschüt­zten Pfarrhause­s (rechts) erwägt die Evangelisc­he Landeskirc­he, einen modernen Modulbau als Pfarramt zu errich‰ ten.
Foto: Andrea Hammerl Auf der Pfadfinder­wiese inmitten des historisch­en Ensembles der evangelisc­hen Christuski­rche Karlshuld (links) und des denk‰ malgeschüt­zten Pfarrhause­s (rechts) erwägt die Evangelisc­he Landeskirc­he, einen modernen Modulbau als Pfarramt zu errich‰ ten.

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