Pfadfinderwiese oder Kirchenparkplatz?
Die Landeskirche lehnt eine weitere kirchliche Nutzung des alten Karlshulder Pfarrhauses kategorisch ab. Initiative „Rettet das Pfarrhaus“verfolgt Stiftungsidee und fühlt sich brüskiert
Karlshuld Eine neue Option gibt es für das geplante gemeinsame Pfarramt Donaumoos, wie dem Artikel von Kirchenvorstandsmitglied Hartmut Pakirnus im aktuellen Gemeindebrief der evangelischen Gemeinde Karlshuld zu entnehmen ist: Neben dem Anbau an das Gemeindehaus, einem Neubau auf dem derzeitigen Parkplatz der Diakonie-Sozialstation hat die Evangelische Landeskirche als neue Variante einen Modulbau in Holzständerbauweise ins Spiel gebracht – wahlweise auf der sogenannten Pfadfinderwiese hinter dem alten Pfarrhaus oder auf dem Parkplatz vor der Kirche.
Der Vorschlag von Bautechniker Matthias Hofstetter und der Initiative „Rettet das Pfarrhaus“, das alte Pfarrhaus zu sanieren und im Erdgeschoss das Pfarramt sowie im Obergeschoss eine Mietwohnung unterzubringen, wurde auf Bitten des Kirchenvorstandes bei einer Besprechung mit Vertretern der Landeskirche zwar vorgetragen, jedoch kategorisch abgelehnt. „Eine solche Lösung wird nicht gewünscht“, berichtet Pfarrer Johannes Späth. „Es wurde klargestellt, dass die Landeskirche keine weitere kirchliche Nutzung unterstützen wird.“Was letztlich auf einen Verkauf des Gebäudes hinauslaufen werde, denn die Kirchengemeinde allein könne eine Sanierung weder finanziell noch personell stemmen. Zumal sie sich auch an den Kosten für das Pfarramt beteiligen muss. Die Landeskirche wird den (Neu)bau des Pfarramtes nur bis 200.000 Euro zu 75 Prozent bezuschussen, höhere Kosten nur zu einem Drittel. Etwaige Folgekosten für Bestandsgebäude, wie eine Brandschutzertüchtigung für das bestehende Gemeindehaus im Falle eines Anbaus, müsste die Kirchengemeinde zu 100 Prozent selber tragen. „Über die Zusatzkosten ist überhaupt nicht geredet worden“, erzählt Pakirnus, von daher hinkten alle Vergleiche mit der von der Landeskirche abgelehnten Pfarrhaussanierung für circa 630.000 Euro.
Zudem bleibt für die Kirchengemeinde das Problem bestehen, was aus dem alten, denkmalgeschützten Pfarrhaus werden soll. „Verfallen lassen ist keine Option, wir müssten zumindest die Bausubstanz erhalten“, verdeutlicht Pakirnus das Dilemma, „mit der Vorgabe der Landeskirche haben wir ein Haus, das Geld kostet, ohne dass wir es nutzen können.“
Manfred Müller von der Initiative „Rettet das Pfarrhaus“verfolgt die Idee einer Stiftung und ist bereits mit einem versierten Fachmann in Kontakt. Die Aussage der Landeskirche, das Gebäude dürfe auf keinen Fall mehr kirchlich genutzt werden, empfindet er als Schlag ins Gesicht. „Es ist mir unbegreiflich, dass die Landeskirche von vornherein ausschließt, das Gebäude weiter zu nutzen“, sagt Müller kopfschüttelnd, „sogar dann, wenn eine Privatperson oder eine Stiftung das alte Pfarrhaus auf eigene Kosten sanieren und an die Kirche vermieten würde.“
Dabei käme eine solche Mietlösung sowohl der Landeskirche als auch der mitbetroffenen Nachbargemeinden Untermaxfeld und Ludwigsmoos, die sich finanziell am gemeinsamen Pfarramt Donaumoos beteiligen müssen, mit Sicherheit am billigsten. Ganz zu schweigen vom Image, meint Müller, denn wie käme das wohl an, wenn die Landeskirche darauf besteht, ein traditionsreiches Gebäude, das sie über 100 Jahre genutzt hat, lieber verfallen zu lassen als anzumieten? Er ist sich zudem sicher, dass die offenbar von der Landeskirche bevorzugte Variante bei den Gemeindegliedern keineswegs gut ankäme. Denn dann müsste die beliebte Pfadfinderwiese oder der idyllische Parkplatz vor der Christuskirche einem modernen Modulbau weichen, der sich so gar nicht in das historische Ensemble einfügt – von den entstehenden Parkplatzproblemen und dem dann fehlenden Platz für Gemeindefeste oder Konzerte mal ganz abgesehen.