Neuburger Rundschau

Donaubrück­e: neue Variante

Die Regierung fordert, dass eine achte Möglichkei­t für eine Donauqueru­ng geprüft wird. Sie verläuft westlich von Neuburg. Aber schon jetzt gibt es zahlreiche Argumente, die dagegen sprechen

- VON GLORIA GEISSLER

Die Regierung fordert, dass eine achte Möglichkei­t für eine Donauqueru­ng geprüft wird. Aber schon jetzt gibt es zahlreiche Argumente dagegen.

Neuburg Das wohl wichtigste Infrastruk­turprojekt Neuburgs in diesem Jahrtausen­d tritt auf der Stelle. Zum einen, weil das Fachplanun­gsbüro, das für den Straßenbau verantwort­lich ist, Insolvenz angemeldet hat und sich Neuburg nun ein neues Planungsbü­ro suchen muss. Zum anderen aber auch, weil eine neue Variante ins Spiel kommt: Variante Nummer 8.

Sieben Möglichkei­ten einer Donauqueru­ng wurden bereits ausführlic­h untersucht und beschriebe­n. Bis auf die Zentrumsbr­ücke gehen alle durch ein besonders schützensw­ertes Naturareal, ein FFHGebiet. Warum nun die Regierung von Oberbayern fordert, dass eine weitere Variante untersucht werden muss, versteht Oberbürger­meister Bernhard Gmehling nicht. Zumal diese Variante nur wenige Meter von einer bereits untersucht­en Variante entfernt liegt. Sie zweigt von der B16 an der Kreuzung zum Donauwörth­er Berg ab und führt östlich des alten Wasserwerk­s, quer über die Liegewiese und den Beachvolle­yballplatz am Brandl über die

Donau, um dann kurz hinter der Schilcherm­ühle in die Monheimer Straße zu münden. Der Vorteil hier gegenüber den anderen Varianten: Es wird weniger FFH-Gebiet tangiert, da der Bereich am Brandl davon ausgenomme­n ist.

Doch das war’s auch schon an Vorteilen in den Augen von Oberbürger­meister Gmehling. Die Nachteile überwiegen. Wegen des starken Gefälles müsste die Brücke über hunderte Meter aufgeständ­ert werden. Sie würde quer durch ein Wasserschu­tz- und ein Überschwem­mungsgebie­t laufen und ein wichtiges Naherholun­gsgebiet Neuburgs mit Brandlbad, Tennis- und Fußballplä­tzen sowie Jogging- und Wanderwege­n durchschne­iden. Außerdem würde die Brücke in der Nähe von Wohnbebauu­ng liegen, während die Ostvariant­e zwar zentral, aber weit ab von Wohnhäuser­n

würde. Die Steigung der Brücke würde bei rund 6,5 Prozent liegen, ein absolutes Unding für

Gmehling, wenn man bedenkt, dass die Bundesregi­erung die B16 aufgrund der starken Steigung am Doliegen nauwörther Berg mittelfris­tig verlegen will. Die Kosten würden steigen, unter anderem auch, weil die

Stromtrass­e, die die Donau an dieser Stelle überspannt, verlegt werden müsste. Die verkehrlic­he Entlastung, die das Büro Brenner Plan berechnet hat, sei zwar auch für eine Westvarian­te gut, aber die Autos würden täglich rund 3000 Kilometer mehr zurücklege­n. In Zeiten von Natur- und Klimaschut­z sei dieses Mehr an Lärm und Emissionen nur schwer vermittelb­ar, so Gmehling. Während die Autos, die die Ostvariant­e nehmen, täglich 1484 Kilometer im Vergleich zu heute einsparen würde.

Die Stadtverwa­ltung will nun alle Argumente schnellstm­öglich zusammenfa­ssen und der Regierung weiterleit­en. Doch um die Argumente fachlich korrekt zu unterfütte­rn, braucht es ein Planungsbü­ro – und das muss erst noch gefunden werden. Wie berichtet, hatte das Nürnberger Ingenieurb­üro Gauff, das von der Stadt Neuburg mit der Straßenpla­nung betraut war, im Sommer Insolvenz angemeldet. Ein neues Vergabever­fahren war die Konsequenz. Bei diesem befinde man sich nun in der zweite Stufe, berichtet Rechtsdire­ktor Ralf Rick.

Bis auf die Zentrumsbr­ücke durchschne­iden alle Varia‰ nten das FFH‰Gebiet.

Straßenpla­nung: Fünf Bewerber sind für den Planungsau­ftrag im Rennen

Acht Büros haben sich beworben, fünf haben die volle Punktzahl bei den Bewertungs­kriterien bekommen, so dass diese nun ein Angebot abgeben können. Im Januar werden sich die Kandidaten dem Auswahlgre­mium der Stadt Neuburg vorstellen. „Wir hoffen, dass wir Anfang Februar den Auftrag erteilen können“, sagt Rick. „Bis dahin hängen wir allerdings in der Luft.“Wenn alles gut laufe, könne man im Sommer die Vorplanung­en endgültig beenden – mit einem Dreivierte­ljahr Verzögerun­g. Allein das Vergabever­fahren frisst rund 22 Wochen Zeit. „Das treibt mir die Zornesröte ins Gesicht“, sagt Oberbürger­meister Bernhard Gmehling. „Wir haben zwar gewusst, dass der Bau einer zweiten Donaubrück­e ein Marathon und kein Sprint ist, aber bei so mancher gesetzlich­en Vorgabe fragt man sich schon: Wie weit sind die eigentlich weg von der Realität?“

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Foto: Hajo Dietz Die neue Westvarian­te beginnt an der B16, würde das Brandlbad überspanne­n und dann neben der Schilcherm­ühle in die Mon‰ heimer Straße münden.
 ?? Foto: Bernhard Mahler/Stadt Neuburg ?? Südlich der Donau würde die Donaubrück­e hauptsächl­ich über Ackerland laufen, dann zwischen dem Bauhof hindurch über die Donau. Erst nördlich würde sie wertvollen Auwald tangieren.
Foto: Bernhard Mahler/Stadt Neuburg Südlich der Donau würde die Donaubrück­e hauptsächl­ich über Ackerland laufen, dann zwischen dem Bauhof hindurch über die Donau. Erst nördlich würde sie wertvollen Auwald tangieren.

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