Ein schwieriges Jahr für Brautpaare
Die Corona-Krise hat die Planungen für Hochzeiten ordentlich durcheinandergebracht. Beteiligte aus der Region über Abstände in emotionalen Ausnahmesituationen, eine „Jetzt erst recht“-Mentalität und einen beunruhigenden Trend
Die Corona-Krise brachte im Raum Neuburg viele Hochzeitsplanungen durcheinander. Wie geht es in 2021 weiter?
Neuburg Es soll der schönste Tag im Leben sein, sagt man. Kein Wunder also, dass die Ansprüche an die eigene Hochzeit hoch sind. Doch das Coronavirus vermieste vielen Brautpaaren in diesem Jahr deren aufwendigen Planungen. Als im März klar wurde, welche Folgen die Pandemie mit sich bringt, sei unter den künftigen Eheleuten „Panik“ausgebrochen, erinnert sich Markus Riedlberger, Leitender Standesbeamte der Stadt Neuburg. „Die Telefone standen nicht mehr still.“
Es folgten turbulente Monate. Erst der Lockdown und damit das Aus für alle romantischen Hochzeitspläne. Dann, im Sommer, wieder Feiern unter wechselnden Auflagen. Und im Oktober, als die Corona-Zahlen wieder stiegen, folgten abermals diverse Absagen für geplante Hochzeiten. Insgesamt sei es ein „anstrengendes“Jahr gewesen, sagt Riedlberger. Die Regelungen, wie viele Personen an der Feier teilnehmen dürfen, hätten permanent gewechselt. Aktuell sei es so, dass neben dem Brautpaar lediglich zwei Trauzeugen und im gemeinsamen Haushalt lebende Kinder dabei sein dürfen. „Für Brautpaare ist das hart“, betont der Standesbeamte. Es soll der schönste Tag im Leben sein, und die allermeisten Verwandten und Freunde dürfen nicht dabei sein.
Besonders hart getroffen habe es Paare, die ihre Hochzeit erst vom Frühjahr in den Herbst verschieben mussten, und sich jetzt wieder nicht das Ja-Wort geben können – oder zumindest unter den gegebenen Bedingungen nicht wollen. Fairerweise müsse man aber sagen, dass angesichts des emotionalen Ereignisses einer Eheschließung Abstände schnell vergessen werden, verteidigt Riedlberger die Corona-Maßnahmen. „Wir müssen jetzt einfach das Beste aus der Situation machen.“
Insgesamt ist die Zahl der Eheschließungen in Neuburg in diesem Jahr deutlich gesunken. Bis Ende November waren es 203, zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr 244. Wann werden die abgesagten Trauungen nachgeholt – und droht nächstes Jahr ein Hochzeitsstau? Riedlberger beruhigt. Bis Jahresende seien noch einige Termine geplant, trotz aller Hygiene-Auflagen. Der Standesbeamte erwartet bei manchen Paaren eine „Jetzt erst recht“-Mentalität. „Ich denke, dass diejenigen, die jetzt noch im Kalender stehen, ihre Hochzeit durchziehen werden.“Anderen Paaren sei selbst 2021 zu riskant gewesen, sie seien vorsichtshalber gleich auf 2022 ausgewichen. So sei der Termindruck im kommenden Jahr nicht allzu groß. „Es gibt noch ausreichend freie Termine bei uns, sogar an Samstagen“, so der Standesbeamte.
Auch im Landgasthof Vogelsang in Weichering gibt es bezüglich der Hochzeitsbuchungen noch Lücken im Kalender für 2021. Eine Tatsache, die Inhaberin Christine Hammer missfällt. Vor einigen Wochen noch, vor der zweiten Corona-Welle, sei der Gasthof für das kommende Jahr quasi ausgebucht gewesen – an den Wochenenden. Dann gingen die Infizierten-Zahlen wieder nach oben, und so manches Paar zweifelte, ob ein Termin selbst im kommenden Jahr überhaupt stattfinden kann. So seien bei ihr in den vergangenen Wochen wieder diverse Absagen eingegangen, sagt Hammer. Wer also kommendes Jahr noch einen Termin für eine Hochzeitsfeier will, hat nun wieder die Chance.
Doch die Gastronomin beunruhigt eine Entwicklung, die sie in Krisen-Zeiten mitbekommt: Paare lassen sich zum Teil nur noch standesamtlich trauen, und verzichten angesichts der komplizierten Umstände komplett auf eine große Feier. Ein Umstand, der den ohnehin gebeutelten Gastronomen weitere Umsatzeinbußen bringt. Derzeit gehe ohne Hilfsgelder des Staates gar nichts, betont Hammer. Angesichts der angespannten Lage will sie für nächstes Jahr Stornogebühren einführen, auf die sie heuer noch verzichtet hat. Der Aufwand für Buchungen und Absagen sei zu groß geworden. Auch eine Anzahlung ist im Gespräch, um ein wenig Sicherheit zu bekommen.
Ein turbulentes Jahr hat auch das Neuburger Arco-Schlösschen hinter sich, eine beliebte Hochzeitsadresse in der Region. „Es war nicht schön“, sagt Betreiber Manfred Enzersberger rückblickend. Statt der üblichen 35 Hochzeiten pro Jahr sei man heuer vielleicht auf zehn gezumindest kommen – die noch dazu nicht mit den üblichen Feiern zu vergleichen waren. Mitunter konnten aufgrund der Verordnungen gerade einmal zehn Gäste kommen, die sich im Schlösschen verirrten. „Das macht keinen Spaß, weder für das Brautpaar noch für den Gastronomen“, sagt Enzersberger. Bereits im September sei der Terminkalender für das kommende Jahr fast voll gewesen. Normalerweise würden die Buchungen erst bis Jahresende eingehen. Hinter dem großen Interesse steckt laut Enzersberger die Tatsache, dass viele Paare, die heuer nicht konnten, nun auf 2021 ausweichen. Wer jetzt noch etwas im kommenden Jahr suche, müsse zum Teil flexibel sein.