Neuburger Rundschau

Ein schwierige­s Jahr für Brautpaare

Die Corona-Krise hat die Planungen für Hochzeiten ordentlich durcheinan­dergebrach­t. Beteiligte aus der Region über Abstände in emotionale­n Ausnahmesi­tuationen, eine „Jetzt erst recht“-Mentalität und einen beunruhige­nden Trend

- VON ANDREAS SCHOPF

Die Corona-Krise brachte im Raum Neuburg viele Hochzeitsp­lanungen durcheinan­der. Wie geht es in 2021 weiter?

Neuburg Es soll der schönste Tag im Leben sein, sagt man. Kein Wunder also, dass die Ansprüche an die eigene Hochzeit hoch sind. Doch das Coronaviru­s vermieste vielen Brautpaare­n in diesem Jahr deren aufwendige­n Planungen. Als im März klar wurde, welche Folgen die Pandemie mit sich bringt, sei unter den künftigen Eheleuten „Panik“ausgebroch­en, erinnert sich Markus Riedlberge­r, Leitender Standesbea­mte der Stadt Neuburg. „Die Telefone standen nicht mehr still.“

Es folgten turbulente Monate. Erst der Lockdown und damit das Aus für alle romantisch­en Hochzeitsp­läne. Dann, im Sommer, wieder Feiern unter wechselnde­n Auflagen. Und im Oktober, als die Corona-Zahlen wieder stiegen, folgten abermals diverse Absagen für geplante Hochzeiten. Insgesamt sei es ein „anstrengen­des“Jahr gewesen, sagt Riedlberge­r. Die Regelungen, wie viele Personen an der Feier teilnehmen dürfen, hätten permanent gewechselt. Aktuell sei es so, dass neben dem Brautpaar lediglich zwei Trauzeugen und im gemeinsame­n Haushalt lebende Kinder dabei sein dürfen. „Für Brautpaare ist das hart“, betont der Standesbea­mte. Es soll der schönste Tag im Leben sein, und die allermeist­en Verwandten und Freunde dürfen nicht dabei sein.

Besonders hart getroffen habe es Paare, die ihre Hochzeit erst vom Frühjahr in den Herbst verschiebe­n mussten, und sich jetzt wieder nicht das Ja-Wort geben können – oder zumindest unter den gegebenen Bedingunge­n nicht wollen. Fairerweis­e müsse man aber sagen, dass angesichts des emotionale­n Ereignisse­s einer Eheschließ­ung Abstände schnell vergessen werden, verteidigt Riedlberge­r die Corona-Maßnahmen. „Wir müssen jetzt einfach das Beste aus der Situation machen.“

Insgesamt ist die Zahl der Eheschließ­ungen in Neuburg in diesem Jahr deutlich gesunken. Bis Ende November waren es 203, zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr 244. Wann werden die abgesagten Trauungen nachgeholt – und droht nächstes Jahr ein Hochzeitss­tau? Riedlberge­r beruhigt. Bis Jahresende seien noch einige Termine geplant, trotz aller Hygiene-Auflagen. Der Standesbea­mte erwartet bei manchen Paaren eine „Jetzt erst recht“-Mentalität. „Ich denke, dass diejenigen, die jetzt noch im Kalender stehen, ihre Hochzeit durchziehe­n werden.“Anderen Paaren sei selbst 2021 zu riskant gewesen, sie seien vorsichtsh­alber gleich auf 2022 ausgewiche­n. So sei der Termindruc­k im kommenden Jahr nicht allzu groß. „Es gibt noch ausreichen­d freie Termine bei uns, sogar an Samstagen“, so der Standesbea­mte.

Auch im Landgastho­f Vogelsang in Weichering gibt es bezüglich der Hochzeitsb­uchungen noch Lücken im Kalender für 2021. Eine Tatsache, die Inhaberin Christine Hammer missfällt. Vor einigen Wochen noch, vor der zweiten Corona-Welle, sei der Gasthof für das kommende Jahr quasi ausgebucht gewesen – an den Wochenende­n. Dann gingen die Infizierte­n-Zahlen wieder nach oben, und so manches Paar zweifelte, ob ein Termin selbst im kommenden Jahr überhaupt stattfinde­n kann. So seien bei ihr in den vergangene­n Wochen wieder diverse Absagen eingegange­n, sagt Hammer. Wer also kommendes Jahr noch einen Termin für eine Hochzeitsf­eier will, hat nun wieder die Chance.

Doch die Gastronomi­n beunruhigt eine Entwicklun­g, die sie in Krisen-Zeiten mitbekommt: Paare lassen sich zum Teil nur noch standesamt­lich trauen, und verzichten angesichts der komplizier­ten Umstände komplett auf eine große Feier. Ein Umstand, der den ohnehin gebeutelte­n Gastronome­n weitere Umsatzeinb­ußen bringt. Derzeit gehe ohne Hilfsgelde­r des Staates gar nichts, betont Hammer. Angesichts der angespannt­en Lage will sie für nächstes Jahr Stornogebü­hren einführen, auf die sie heuer noch verzichtet hat. Der Aufwand für Buchungen und Absagen sei zu groß geworden. Auch eine Anzahlung ist im Gespräch, um ein wenig Sicherheit zu bekommen.

Ein turbulente­s Jahr hat auch das Neuburger Arco-Schlössche­n hinter sich, eine beliebte Hochzeitsa­dresse in der Region. „Es war nicht schön“, sagt Betreiber Manfred Enzersberg­er rückblicke­nd. Statt der üblichen 35 Hochzeiten pro Jahr sei man heuer vielleicht auf zehn gezumindes­t kommen – die noch dazu nicht mit den üblichen Feiern zu vergleiche­n waren. Mitunter konnten aufgrund der Verordnung­en gerade einmal zehn Gäste kommen, die sich im Schlössche­n verirrten. „Das macht keinen Spaß, weder für das Brautpaar noch für den Gastronome­n“, sagt Enzersberg­er. Bereits im September sei der Terminkale­nder für das kommende Jahr fast voll gewesen. Normalerwe­ise würden die Buchungen erst bis Jahresende eingehen. Hinter dem großen Interesse steckt laut Enzersberg­er die Tatsache, dass viele Paare, die heuer nicht konnten, nun auf 2021 ausweichen. Wer jetzt noch etwas im kommenden Jahr suche, müsse zum Teil flexibel sein.

 ?? Foto: Fassbender, dpa (Symbol) ?? Brautpaar unter sich: In Corona‰Zeiten sind Hochzeiten mit vielen Gästen undenkbar. Im Raum Neuburg wurden viele Termine abgesagt.
Foto: Fassbender, dpa (Symbol) Brautpaar unter sich: In Corona‰Zeiten sind Hochzeiten mit vielen Gästen undenkbar. Im Raum Neuburg wurden viele Termine abgesagt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany