Ein Tennistrainer im Wartestand
Ivan Georgiev verdient einen großen Teil seines Einkommens als Coach. Was das Verbot von Indoor-Sport für ihn bedeutet, was er von den Maßnahmen der Regierung hält und warum er hofft, dass Tennis bald wieder erlaubt wird
Neuburg Für Ivan Georgiev ist Tennis mehr als nur Hobby. Der 48-Jährige betreibt eine Tennisschule, die eine seiner zwei Einnahmequellen ist. Während zu Beginn des Lockdown light im November Tennisspielen in Hallen unter Auflagen noch erlaubt war, ist IndoorSport inzwischen gänzlich verboten. Somit kann Georgiev, der als Trainer beim TC am Brandl Neuburg, TSV Burgheim und TSV Ober-/ Unterhausen tätig ist, keine Tennisstunden mehr anbieten. Die Neuburger Rundschau hat sich mit Georgiev, der B-Trainer Leistungssport sowie Diplom- und Sozialpädagoge ist, über die aktuelle schwierige Situation unterhalten.
Herr Georgiev, seit Indoor-Sport in Bayern verboten ist, dürfen Sie kein Tennistraining mehr geben. Wie haben Sie diese Entscheidung der Politik aufgenommen?
Georgiev: Dass Tennis zunächst eine Ausnahme darstellte und zumindest Einzeltraining weiterhin möglich war, hatte ich natürlich positiv aufgenommen. Dennoch habe ich die Situation mit Vorsicht genossen, weil ich mit einer Verschärfung gerechnet habe. So ist es ja schließlich nach der Klage des Fitnessstudios auch gekommen.
Können Sie die Maßnahme nachvollziehen?
Georgiev: Jein. Einerseits verstehe ich die Entscheidung. Wenn es nun mal ein Verbot gibt, darf es keine Ausnahmen geben, weil sonst großer Unmut herrscht. Auf der anderen Seite ist Tennis ein Sport, bei dem sich die Hygienekonzepte sehr gut umsetzen lassen. Ich unterrichte in einer riesigen Tennishalle mit 1300 Quadratmetern. Da sehe ich wenig
Gefahr, einen, zwei oder sogar vier Schüler zu unterrichten. Denn zugleich fahren die Kinder in Schulbussen mit 40 oder 50 Plätzen. Das ist für mich alles etwas widersprüchlich.
Zunächst war Anfang November Einzeltraining im Tennis noch erlaubt. Wie haben Sie das umgesetzt, nachdem die Trainingsgruppen bereits eingeteilt waren?
Georgiev: Ich gebe 35 bis 37 Stunden in der Woche, 80 Prozent davon sind Kindergruppen. Einzelunterricht kommt nur in Ausnahmefällen infrage. Jedes Kind nur alle vier Wochen zu trainieren ist nicht praktikabel und bringt auch nicht viel. Daher haben wir die Gruppen in eine
Pause geschickt. Die verbliebenen Einzelstunden waren nur eingeschränkt durchzuführen, weil die Tennishalle andere Öffnungszeiten eingeführt hat.
Ihnen gehen Einnahmen verloren. Haben Sie Hilfe vom Staat erhalten? Georgiev: Ich habe mit meinem Steuerberater Kontakt aufgenommen, kann aber noch nicht endgültig etwas dazu sagen. Von Kollegen, die hauptberuflich Tennisunterricht geben, habe ich gehört, dass es nicht einfach und sehr umfangreich ist, Hilfen zu beantragen und zu bekommen.
Befürchten Sie, dass sich die Kinder und Jugendlichen andere Hobbys suchen und dem Tennis den Rücken zukehren könnten, wenn nicht bald wieder gespielt werden darf?
Georgiev: Es ist ja so, dass alle Sportarten bis auf Joggen und Radfahren derzeit nicht ausgeübt werden dürfen. Daher können sich die Jugendlichen nicht umorientieren. Wir haben sogar kurzzeitig profitiert, als Tennis als Individualsport im Gegensatz zu anderen Sportarten über eine gewisse Zeit erlaubt war. Beim ersten Lockdown im April hatte ich befürchtet und damit gerechnet, dass einige Jugendliche mit dem Tennisspielen aufhören. Doch dann haben 100 Prozent der Schüler weitergemacht. Daher gehe ich davon aus, dass es diesmal ähnlich sein wird.
Rechnen Sie damit, dass Indoor-Sport bald wieder erlaubt ist?
Georgiev: Der Wunsch ist da, der Glaube daran nicht wirklich. Meine Hoffnung schwindet mit jeder neuerlichen Meldung, die ich im Radio höre oder in der Zeitung lese. Grundsätzlich ist Sport sehr wichtig für die Menschen. Gerade Kinder brauchen die Bewegung als Ausgleich zur Schule oder Familie. Sport ist wichtig für Gesundheit und Psyche. Ich wünsche mir einfach, dass Tennis bald wieder erlaubt wird. Zum einen für mich persönlich natürlich aus finanzieller Sicht, zum anderen arbeite ich einfach gerne mit Jugendlichen und vermisse alle meine Schüler.